Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Die erbare Hure. ein Hurenjäger sey. Er würde sagen/ was ich für eine vocation ihnzu reformiren habe? Er habe seinen Hofprediger. Jch kenne einen andern grossen Herrn/ welcher in 10. Jahren das Es kam eine fürnehme Dame/ die bate ihn sehr hoch/ er wolle doch Damit hat er zu seinem Kammerdiener gesagt: Gehe hin/ zu N. Als der Kammerdiener zu dem Goldschmide kommen war/ hat er ge- Ehrenhold kam/ da gieng ihm der Hofmeister entgegen/ und sagte: Ehrenhold antwortete Herr Hofmeister/ das kan ich nicht thun. saget:
Die erbare Hure. ein Hurenjaͤger ſey. Er wuͤrde ſagen/ was ich fuͤr eine vocation ihnzu reformiren habe? Er habe ſeinen Hofprediger. Jch kenne einen andern groſſen Herrn/ welcher in 10. Jahren das Es kam eine fuͤrnehme Dame/ die bate ihn ſehr hoch/ er wolle doch Damit hat er zu ſeinem Kammerdiener geſagt: Gehe hin/ zu N. Als der Kammerdiener zu dem Goldſchmide kom̃en war/ hat er ge- Ehrenhold kam/ da gieng ihm der Hofmeiſter entgegen/ und ſagte: Ehrenhold antwortete Herr Hofmeiſter/ das kan ich nicht thun. ſaget:
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Die erbare Hure.
ein Hurenjaͤger ſey. Er wuͤrde ſagen/ was ich fuͤr eine vocation ihn
zu reformiren habe? Er habe ſeinen Hofprediger.
Jch kenne einen andern groſſen Herrn/ welcher in 10. Jahren das
H. Abendmal nicht empfangen hatte/ der fiel an einem Ort/ da ich
war/ in eine gefaͤhrliche Krauckheit. Die Medici ſagten/ er wuͤrde
ſchwerlich wider aufftommen/ ſeine Cavalliers und andere Diener ba-
ten ihn/ er wolle doch das H. Abendmal empfangen. Allein/ er ſagte
immer/ er wolle es noch uͤber Nacht anſehen/ und vermeynete/ wann
er das H. Abendmal empfangen/ muͤſſe er nothwendig ſterben.
Es kam eine fuͤrnehme Dame/ die bate ihn ſehr hoch/ er wolle doch
bedencken/ daß ſie ihm manchen treuen Ehrendienſt erwieſen/ und
wolle ihr zu gefallen das H. Abendmal empfangen. Er antwortete:
Nun wolan/ laſſet mir Ehrenhold herkommen/ der iſt gewohnt/ mit
Standes-Perſonen zu converſiren. Allein ſaget ihm/ er ſolle nicht viel
Kribbes Krabbes daher machen/ ſondern einfaͤltig bey Gottes Wort
bleiben. Jch bin ein Suͤnder. Dabey bleibe es.
Damit hat er zu ſeinem Kammerdiener geſagt: Gehe hin/ zu N.
N. dem Goldſchmid/ und laß dir eine ſilberne Kanne von etwa 50. in
60. Loht geben. Jch wil ſie Ehrenhold verehren. Vielleicht hat er ge-
dacht/ weil er in 10. Jahren das H. Abendmal nicht empfangen/ uñ ſol-
chen Beichtpfenning erſparet habe/ wolle er ſeine Freygebigkeit auff
einmal ſehen laſſen.
Als der Kammerdiener zu dem Goldſchmide kom̃en war/ hat er ge-
ſagt: Was machet euer Herr/ iſt es bald wider beſſer mit ihm. Der
Kammerdiener hatte geantwortet: Ach nein/ er iſt ſehr kranck. Er hat
zu Ehrenhold geſchicket/ und wil das H. Abendmal empfangen. O
weh/ hat er zu Ehrenhold geſchicket/ ſo wolte ich ihm nicht einen
Schilling (Weißpfenning) umb ſein Leben geben.
Ehrenhold kam/ da gieng ihm der Hofmeiſter entgegen/ und ſagte:
Ach mein Herr Ehrenhold/ wie ſeyd ihr uns ſo willkommen und an-
genehm/ mein Herr liget faſt in den letzten Zuͤgen/ wir haben geſor-
get/ er moͤge ſterben/ eh dann ihr ankommet. Ach ſehet doch/ daß dieſe
Seele errettet werde/ und er das H. Abendmal empfange/ ach machet
doch nicht viel Worte/ ſondern ſchreitet alsbald zum Werck ſelbſt/
Kelch und alles iſt bereit bey der Hand.
Ehrenhold antwortete Herr Hofmeiſter/ das kan ich nicht thun.
Jhr wiſſet was euer Herr fuͤr ein ruchloſes Leben jederzeit gefuͤhrt/ in
Hurerey und Ehebruch und andern oͤffentlichen Laſtern gelebet/ man-
chen armen Knecht/ manchen armen Baur wie einen Hund/ darni-
der geſtoſſen/ und niemals daruͤber ihm Gewiſſen gemachet habe/ und
ſol ihm itzo alſobald das H. Abendmal reichen/ da ich doch nicht weiß/
ob er zu rechter Erkaͤntnuͤs ſeiner Suͤnden kommen ſey? Lutherus
ſaget:
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