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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Ein Holländisch
Scanderbeck/ hat niemals über 16000. Mann zusammen gehabt/
und hat die Türckische Armee/ welche damals fast unzehlich war/ 22.
mal geschlagen. Jn dem M. Peer hiervon redete/ und noch mehr reden
wolte/ fieng Peter Janson an: Ja M. Peer/ ihr predigt so was her.
Die Soldaten werden sagen/ es solle euch vor dieses predigen/ ich
weiß nicht wer/ dancken/ und ich muß schlaffen gehen.

Gute Nacht M. Peer.

Also hat dieses Holländische Pratgen ein ENDE.



An den Leser.

GUnstiger lieber Leser. Die widerwertige Kriegsheer
auß Norden/ waren mit ihren Waffen noch nicht aneinan-
der gerathen/ als M. Peer dieses Pratgen in einem halben
Tag zu Papier brachte. Jch zweiffle nicht daran/ es werden unter-
schiedene Urtheil gefället werden von seiner freyen Feder. Die weltli-
che Potentaten und ihre Grandes, sind nicht also gesinnet/ wie der ge-
waltige König Belsazar. Als der Prophet Daniel nicht allein seinen
Herrn Vater dem König Nebucadnezar/ sondern auch ihm selbsten
die Warheit sagte/ und ihnen ihre rum ins Gesicht verkündigte/ da
warff er keine Ungnade auff den Daniel/ sondern regalirte ihn statt-
lich/ er beschenckte ihn mit Purpur und güldenen Ketten/ er zog ihn
herfür/ daß er der dritte Grandis oder Herr im Lande seyn solte/ Dan.
5. v. 27. Sondern/ wer heutiges grossen Herrn/ Cavallierern und Sta-
tisten
die Warheit geigt/ dem schlägt man gemeiniglich den Fidelbo-
gen auff den Kopff. Gleichwol gebraucht Gott offt geringe Jnstru-
ment/ dadurch er gantze Städte und gantze Königreiche für ihrer ruin
warnen lässet. Da der Prophet Jonas/ welcher eines Bauren Sohn/
auß dem geringen Dorff Elkos war/ in die Stadt Niniven kam/ wel-
che war Domina & Regina totius Orientis. und trat in seinem
Rock/ (welcher ohne Zweiffel im Bauch deß Wallfisches gantz schmu-
tzigt und schmieregt worden war/) vor den König/ vor seine Grandes
und Statisten, vor seine Cavallier/ vor die reiche in Sammet und
Seiden gekleidete Kauffleute zu Ninive/ und sagt ihnen/ wie sie es
machen solten/ wann sie nicht wolten zu Grund und Boden gehen/
da gehorchte der König diesem schmutzigen Propheten/ trat von sei-
nem Königlichen Thron/ legte seinen Purpurmantel/ sein Scepter
und Kron ab/ ließ seine Königliche Tafel ungedeckt/ legte sich in die
Asche/ zog einen Sack an/ fastete und thät wahre Buß/ gab allen
seinen Leuten ein gutes Exempel/ und seine Unterthanen folgten ihm
nach. Und durch dieses einige Mittel blieb damals Nimve mit ihren
grossen Mauren/ ihren köstlichen Pallästen/ ihren trefflichen mobi-

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Ein Hollaͤndiſch
Scanderbeck/ hat niemals uͤber 16000. Mann zuſammen gehabt/
und hat die Tuͤrckiſche Armee/ welche damals faſt unzehlich war/ 22.
mal geſchlagen. Jn dem M. Peer hiervon redete/ und noch mehr reden
wolte/ fieng Peter Janſon an: Ja M. Peer/ ihr predigt ſo was her.
Die Soldaten werden ſagen/ es ſolle euch vor dieſes predigen/ ich
weiß nicht wer/ dancken/ und ich muß ſchlaffen gehen.

Gute Nacht M. Peer.

Alſo hat dieſes Hollaͤndiſche Pratgen ein ENDE.



An den Leſer.

GUnſtiger lieber Leſer. Die widerwertige Kriegsheer
auß Norden/ waren mit ihren Waffen noch nicht aneinan-
der gerathen/ als M. Peer dieſes Pratgen in einem halben
Tag zu Papier brachte. Jch zweiffle nicht daran/ es werden unter-
ſchiedene Urtheil gefaͤllet werden von ſeiner freyen Feder. Die weltli-
che Potentaten und ihre Grandes, ſind nicht alſo geſinnet/ wie der ge-
waltige Koͤnig Belſazar. Als der Prophet Daniel nicht allein ſeinen
Herrn Vater dem Koͤnig Nebucadnezar/ ſondern auch ihm ſelbſten
die Warheit ſagte/ und ihnen ihre rum ins Geſicht verkuͤndigte/ da
warff er keine Ungnade auff den Daniel/ ſondern regalirte ihn ſtatt-
lich/ er beſchenckte ihn mit Purpur und guͤldenen Ketten/ er zog ihn
herfuͤr/ daß er der dritte Grandis oder Herr im Lande ſeyn ſolte/ Dan.
5. v. 27. Sondern/ wer heutiges groſſen Herrn/ Cavallierern und Sta-
tiſten
die Warheit geigt/ dem ſchlaͤgt man gemeiniglich den Fidelbo-
gen auff den Kopff. Gleichwol gebraucht Gott offt geringe Jnſtru-
ment/ dadurch er gantze Staͤdte und gantze Koͤnigreiche fuͤr ihrer ruin
warnen laͤſſet. Da der Prophet Jonas/ welcher eines Bauren Sohn/
auß dem geringen Dorff Elkos war/ in die Stadt Niniven kam/ wel-
che war Domina & Regina totius Orientis. und trat in ſeinem
Rock/ (welcher ohne Zweiffel im Bauch deß Wallfiſches gantz ſchmu-
tzigt und ſchmieregt worden war/) vor den Koͤnig/ vor ſeine Grandes
und Statiſten, vor ſeine Cavallier/ vor die reiche in Sammet und
Seiden gekleidete Kauffleute zu Ninive/ und ſagt ihnen/ wie ſie es
machen ſolten/ wann ſie nicht wolten zu Grund und Boden gehen/
da gehorchte der Koͤnig dieſem ſchmutzigen Propheten/ trat von ſei-
nem Koͤniglichen Thron/ legte ſeinen Purpurmantel/ ſein Scepter
und Kron ab/ ließ ſeine Koͤnigliche Tafel ungedeckt/ legte ſich in die
Aſche/ zog einen Sack an/ faſtete und thaͤt wahre Buß/ gab allen
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[400/0442] Ein Hollaͤndiſch Scanderbeck/ hat niemals uͤber 16000. Mann zuſammen gehabt/ und hat die Tuͤrckiſche Armee/ welche damals faſt unzehlich war/ 22. mal geſchlagen. Jn dem M. Peer hiervon redete/ und noch mehr reden wolte/ fieng Peter Janſon an: Ja M. Peer/ ihr predigt ſo was her. Die Soldaten werden ſagen/ es ſolle euch vor dieſes predigen/ ich weiß nicht wer/ dancken/ und ich muß ſchlaffen gehen. Gute Nacht M. Peer. Alſo hat dieſes Hollaͤndiſche Pratgen ein ENDE. An den Leſer. GUnſtiger lieber Leſer. Die widerwertige Kriegsheer auß Norden/ waren mit ihren Waffen noch nicht aneinan- der gerathen/ als M. Peer dieſes Pratgen in einem halben Tag zu Papier brachte. Jch zweiffle nicht daran/ es werden unter- ſchiedene Urtheil gefaͤllet werden von ſeiner freyen Feder. Die weltli- che Potentaten und ihre Grandes, ſind nicht alſo geſinnet/ wie der ge- waltige Koͤnig Belſazar. Als der Prophet Daniel nicht allein ſeinen Herrn Vater dem Koͤnig Nebucadnezar/ ſondern auch ihm ſelbſten die Warheit ſagte/ und ihnen ihre rum ins Geſicht verkuͤndigte/ da warff er keine Ungnade auff den Daniel/ ſondern regalirte ihn ſtatt- lich/ er beſchenckte ihn mit Purpur und guͤldenen Ketten/ er zog ihn herfuͤr/ daß er der dritte Grandis oder Herr im Lande ſeyn ſolte/ Dan. 5. v. 27. Sondern/ wer heutiges groſſen Herrn/ Cavallierern und Sta- tiſten die Warheit geigt/ dem ſchlaͤgt man gemeiniglich den Fidelbo- gen auff den Kopff. Gleichwol gebraucht Gott offt geringe Jnſtru- ment/ dadurch er gantze Staͤdte und gantze Koͤnigreiche fuͤr ihrer ruin warnen laͤſſet. Da der Prophet Jonas/ welcher eines Bauren Sohn/ auß dem geringen Dorff Elkos war/ in die Stadt Niniven kam/ wel- che war Domina & Regina totius Orientis. und trat in ſeinem Rock/ (welcher ohne Zweiffel im Bauch deß Wallfiſches gantz ſchmu- tzigt und ſchmieregt worden war/) vor den Koͤnig/ vor ſeine Grandes und Statiſten, vor ſeine Cavallier/ vor die reiche in Sammet und Seiden gekleidete Kauffleute zu Ninive/ und ſagt ihnen/ wie ſie es machen ſolten/ wann ſie nicht wolten zu Grund und Boden gehen/ da gehorchte der Koͤnig dieſem ſchmutzigen Propheten/ trat von ſei- nem Koͤniglichen Thron/ legte ſeinen Purpurmantel/ ſein Scepter und Kron ab/ ließ ſeine Koͤnigliche Tafel ungedeckt/ legte ſich in die Aſche/ zog einen Sack an/ faſtete und thaͤt wahre Buß/ gab allen ſeinen Leuten ein gutes Exempel/ und ſeine Unterthanen folgten ihm nach. Und durch dieſes einige Mittel blieb damals Nimve mit ihren groſſen Mauren/ ihren koͤſtlichen Pallaͤſten/ ihren trefflichen mobi- lien

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/442>, abgerufen am 23.11.2024.