Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

Bild:
<< vorherige Seite
Ein Holländisch
welche wieder ihre Eyd und Pflicht gehandelt/ und ihrer Obrigkeit
untreu worden/ wol ergangen sey/ sondern Gottes Wort lehret/ daß
Unterthane ihren weltlichen Herren sollen treu/ hold und gehorsam
seyn/ nicht nur den gütigen und gelinden/ sondern auch den wunder-
lichen.
Peter Janson.
JCh halte zwar nicht dafür/ daß die Leute im Stifft Bre-
men und in Pommern
einen frembden Herrn werden ruf-
fen. Allein ich halt dafür/ wann einer kommen würde/ der sie
etwas gelinder tractirte, sie würden ihn nicht von sich stossen/ Solte
das eben Meineyd und Untreu seyn? Es scheinet/ daß die Schweden
bißher etwas hoffärtig worden seyn/ und die Cron Dännemarck und
andere Völcker fast gar zu gering gehalten haben. Und wäre kein
Wunder/ wann Gott der HErr solche Hoffart straffe! Was sind doch
für hoffärtige Wort zu Copenhagen und anderswo gefallen?
M. Peer.
ES mag wol seyn/ daß von jungen hitzigen Leuten offt hitzige
Wort herauß gestossen seyn/ über dieses ist die Intemperies
Suspicionum
eine alte Kranckheit der Septentrionali-
schen Politicorum. Argwohn/ Argwohn sag ich/ ist ein Gifft und
Pestilentz/ welche unter diesen beyden Nationen offt groffen Schaden
gethan. Wäre demnach zu wünschen/ daß beyde Könige in Person
einmal zusammen kommen/ und sich selbst sprechen möchten. Die
Cron Schweden/ hat hiebevor der Cron Dännemarck zehen mal hun-
dert tausend Reichsthaler geben/ daß sie Calmar und andere Orter
wieder bekommen. Wer weiß wann beyde Könige in Person zusam-
men kämen/ ob nicht ein Mittel zu treffen/ daß der Cron Dännemarck
ihre Länder restituirt würden/ und die beyden Potentaten ihre
Macht conjungirten, und andere grosse Ding thäten/ Dresserus
schreibt von Friedrich dem Andern/ Churfürsten zu Sachsen/ genant
Placidus, daß er mit VVilhelmo seinem jüngsten Bruder in Un-
einigkeit gerahten/ wegen des Thüringer Landes/ wem dasselbige in
der Theilung zukommen soll. Darüber sey ein gefährlicher Krieg ent-
standen. Denn wie Fridericus das Thüringer Land mit Gewalt ein-
genommen/ hat VVilhelmus mit seinem Anhang in Meissen gros-
sen Schaden gethan/ also daß auff einen Tag wol 60. Dörffer in den
Brand gesteckt worden. Als es nun zur offenbahren Feldschlacht kom-
men solte/ und man beyderseits darzu in Thüringen allbereit gegen
einander hielte/ hat in des Churfürsten Lager sich ein Constabel ver-
nehmen lassen/ wenn es der Churfürst zu frieden/ wolte er seinem
Bruder VVilhelmo bald eine Kugel schencken/ so wäre dem Krieg
ein
Ein Hollaͤndiſch
welche wieder ihre Eyd und Pflicht gehandelt/ und ihrer Obrigkeit
untreu worden/ wol ergangen ſey/ ſondern Gottes Wort lehret/ daß
Unterthane ihren weltlichen Herren ſollen treu/ hold und gehorſam
ſeyn/ nicht nur den guͤtigen und gelinden/ ſondern auch den wunder-
lichen.
Peter Janſon.
JCh halte zwar nicht dafuͤr/ daß die Leute im Stifft Bre-
men und in Pommern
einen frembden Herrn werdẽ ruf-
fen. Allein ich halt dafuͤr/ wann einer kommen wuͤrde/ der ſie
etwas gelinder tractirte, ſie wuͤrden ihn nicht von ſich ſtoſſen/ Solte
das eben Meineyd und Untreu ſeyn? Es ſcheinet/ daß die Schweden
bißher etwas hoffaͤrtig worden ſeyn/ und die Cron Daͤnnemarck und
andere Voͤlcker faſt gar zu gering gehalten haben. Und waͤre kein
Wunder/ wann Gott der HErr ſolche Hoffart ſtraffe! Was ſind doch
fuͤr hoffaͤrtige Wort zu Copenhagen und anderswo gefallen?
M. Peer.
ES mag wol ſeyn/ daß von jungen hitzigen Leuten offt hitzige
Wort herauß geſtoſſen ſeyn/ uͤber dieſes iſt die Intemperies
Suſpicionum
eine alte Kranckheit der Septentrionali-
ſchen Politicorum. Argwohn/ Argwohn ſag ich/ iſt ein Gifft und
Peſtilentz/ welche unter dieſen beyden Nationen offt groffen Schaden
gethan. Waͤre demnach zu wuͤnſchen/ daß beyde Koͤnige in Perſon
einmal zuſammen kommen/ und ſich ſelbſt ſprechen moͤchten. Die
Cron Schweden/ hat hiebevor der Cron Daͤnnemarck zehen mal hun-
dert tauſend Reichsthaler geben/ daß ſie Calmar und andere Orter
wieder bekommen. Wer weiß wann beyde Koͤnige in Perſon zuſam-
men kaͤmen/ ob nicht ein Mittel zu treffen/ daß der Cron Daͤnnemarck
ihre Laͤnder reſtituirt wuͤrden/ und die beyden Potentaten ihre
Macht conjungirten, und andere groſſe Ding thaͤten/ Dreſſerus
ſchreibt von Friedrich dem Andern/ Churfuͤrſten zu Sachſen/ genant
Placidus, daß er mit VVilhelmo ſeinem juͤngſten Bruder in Un-
einigkeit gerahten/ wegen des Thuͤringer Landes/ wem daſſelbige in
der Theilung zukommen ſoll. Daruͤber ſey ein gefaͤhrlicher Krieg ent-
ſtanden. Denn wie Fridericus das Thuͤringer Land mit Gewalt ein-
genommen/ hat VVilhelmus mit ſeinem Anhang in Meiſſen groſ-
ſen Schaden gethan/ alſo daß auff einen Tag wol 60. Doͤrffer in den
Brand geſteckt worden. Als es nun zur offenbahren Feldſchlacht kom-
men ſolte/ und man beyderſeits darzu in Thuͤringen allbereit gegen
einander hielte/ hat in des Churfuͤrſten Lager ſich ein Conſtabel ver-
nehmen laſſen/ wenn es der Churfuͤrſt zu frieden/ wolte er ſeinem
Bruder VVilhelmo bald eine Kugel ſchencken/ ſo waͤre dem Krieg
ein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div>
            <sp>
              <p><pb facs="#f0430" n="388"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Ein Holla&#x0364;ndi&#x017F;ch</hi></fw><lb/>
welche wieder ihre Eyd und Pflicht gehandelt/ und ihrer Obrigkeit<lb/>
untreu worden/ wol ergangen &#x017F;ey/ &#x017F;ondern Gottes Wort lehret/ daß<lb/>
Unterthane ihren weltlichen Herren &#x017F;ollen treu/ hold und gehor&#x017F;am<lb/>
&#x017F;eyn/ nicht nur den gu&#x0364;tigen und gelinden/ &#x017F;ondern auch den wunder-<lb/>
lichen.</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker>Peter Jan&#x017F;on.</speaker><lb/>
              <p><hi rendition="#in">J</hi>Ch halte zwar nicht dafu&#x0364;r/ daß die Leute <hi rendition="#fr">im Stifft Bre-<lb/>
men und in Pommern</hi> einen frembden Herrn werde&#x0303; ruf-<lb/>
fen. Allein ich halt dafu&#x0364;r/ wann einer kommen wu&#x0364;rde/ der &#x017F;ie<lb/>
etwas gelinder <hi rendition="#aq">tractirte,</hi> &#x017F;ie wu&#x0364;rden ihn nicht von &#x017F;ich &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/ Solte<lb/>
das eben Meineyd und Untreu &#x017F;eyn? Es &#x017F;cheinet/ daß die Schweden<lb/>
bißher etwas hoffa&#x0364;rtig worden &#x017F;eyn/ und die Cron Da&#x0364;nnemarck und<lb/>
andere Vo&#x0364;lcker fa&#x017F;t gar zu gering gehalten haben. Und wa&#x0364;re kein<lb/>
Wunder/ wann Gott der HErr &#x017F;olche Hoffart &#x017F;traffe! Was &#x017F;ind doch<lb/>
fu&#x0364;r hoffa&#x0364;rtige Wort zu Copenhagen und anderswo gefallen?</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker><hi rendition="#aq">M.</hi> Peer.</speaker><lb/>
              <p><hi rendition="#in">E</hi>S mag wol &#x017F;eyn/ daß von jungen hitzigen Leuten offt hitzige<lb/>
Wort herauß ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eyn/ u&#x0364;ber die&#x017F;es i&#x017F;t die <hi rendition="#aq">Intemperies<lb/>
Su&#x017F;picionum</hi> eine alte Kranckheit der <hi rendition="#aq">Septentrionali-</hi><lb/>
&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Politicorum.</hi> Argwohn/ Argwohn &#x017F;ag ich/ i&#x017F;t ein Gifft und<lb/>
Pe&#x017F;tilentz/ welche unter die&#x017F;en beyden Nationen offt groffen Schaden<lb/>
gethan. Wa&#x0364;re demnach zu wu&#x0364;n&#x017F;chen/ daß beyde Ko&#x0364;nige in Per&#x017F;on<lb/>
einmal zu&#x017F;ammen kommen/ und &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;prechen mo&#x0364;chten. Die<lb/>
Cron Schweden/ hat hiebevor der Cron Da&#x0364;nnemarck zehen mal hun-<lb/>
dert tau&#x017F;end Reichsthaler geben/ daß &#x017F;ie Calmar und andere Orter<lb/>
wieder bekommen. Wer weiß wann beyde Ko&#x0364;nige in Per&#x017F;on zu&#x017F;am-<lb/>
men ka&#x0364;men/ ob nicht ein Mittel zu treffen/ daß der Cron Da&#x0364;nnemarck<lb/>
ihre La&#x0364;nder <hi rendition="#aq">re&#x017F;tituirt</hi> wu&#x0364;rden/ und die beyden Potentaten ihre<lb/>
Macht <hi rendition="#aq">conjungirten,</hi> und andere gro&#x017F;&#x017F;e Ding tha&#x0364;ten/ <hi rendition="#aq">Dre&#x017F;&#x017F;erus</hi><lb/>
&#x017F;chreibt von Friedrich dem Andern/ Churfu&#x0364;r&#x017F;ten zu Sach&#x017F;en/ genant<lb/><hi rendition="#aq">Placidus,</hi> daß er mit <hi rendition="#aq">VVilhelmo</hi> &#x017F;einem ju&#x0364;ng&#x017F;ten Bruder in Un-<lb/>
einigkeit gerahten/ wegen des Thu&#x0364;ringer Landes/ wem da&#x017F;&#x017F;elbige in<lb/>
der Theilung zukommen &#x017F;oll. Daru&#x0364;ber &#x017F;ey ein gefa&#x0364;hrlicher Krieg ent-<lb/>
&#x017F;tanden. Denn wie <hi rendition="#aq">Fridericus</hi> das Thu&#x0364;ringer Land mit Gewalt ein-<lb/>
genommen/ hat <hi rendition="#aq">VVilhelmus</hi> mit &#x017F;einem Anhang in Mei&#x017F;&#x017F;en gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Schaden gethan/ al&#x017F;o daß auff einen Tag wol 60. Do&#x0364;rffer in den<lb/>
Brand ge&#x017F;teckt worden. Als es nun zur offenbahren Feld&#x017F;chlacht kom-<lb/>
men &#x017F;olte/ und man beyder&#x017F;eits darzu in Thu&#x0364;ringen allbereit gegen<lb/>
einander hielte/ hat in des Churfu&#x0364;r&#x017F;ten Lager &#x017F;ich ein Con&#x017F;tabel ver-<lb/>
nehmen la&#x017F;&#x017F;en/ wenn es der Churfu&#x0364;r&#x017F;t zu frieden/ wolte er &#x017F;einem<lb/>
Bruder <hi rendition="#aq">VVilhelmo</hi> bald eine Kugel &#x017F;chencken/ &#x017F;o wa&#x0364;re dem Krieg<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ein</fw><lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[388/0430] Ein Hollaͤndiſch welche wieder ihre Eyd und Pflicht gehandelt/ und ihrer Obrigkeit untreu worden/ wol ergangen ſey/ ſondern Gottes Wort lehret/ daß Unterthane ihren weltlichen Herren ſollen treu/ hold und gehorſam ſeyn/ nicht nur den guͤtigen und gelinden/ ſondern auch den wunder- lichen. Peter Janſon. JCh halte zwar nicht dafuͤr/ daß die Leute im Stifft Bre- men und in Pommern einen frembden Herrn werdẽ ruf- fen. Allein ich halt dafuͤr/ wann einer kommen wuͤrde/ der ſie etwas gelinder tractirte, ſie wuͤrden ihn nicht von ſich ſtoſſen/ Solte das eben Meineyd und Untreu ſeyn? Es ſcheinet/ daß die Schweden bißher etwas hoffaͤrtig worden ſeyn/ und die Cron Daͤnnemarck und andere Voͤlcker faſt gar zu gering gehalten haben. Und waͤre kein Wunder/ wann Gott der HErr ſolche Hoffart ſtraffe! Was ſind doch fuͤr hoffaͤrtige Wort zu Copenhagen und anderswo gefallen? M. Peer. ES mag wol ſeyn/ daß von jungen hitzigen Leuten offt hitzige Wort herauß geſtoſſen ſeyn/ uͤber dieſes iſt die Intemperies Suſpicionum eine alte Kranckheit der Septentrionali- ſchen Politicorum. Argwohn/ Argwohn ſag ich/ iſt ein Gifft und Peſtilentz/ welche unter dieſen beyden Nationen offt groffen Schaden gethan. Waͤre demnach zu wuͤnſchen/ daß beyde Koͤnige in Perſon einmal zuſammen kommen/ und ſich ſelbſt ſprechen moͤchten. Die Cron Schweden/ hat hiebevor der Cron Daͤnnemarck zehen mal hun- dert tauſend Reichsthaler geben/ daß ſie Calmar und andere Orter wieder bekommen. Wer weiß wann beyde Koͤnige in Perſon zuſam- men kaͤmen/ ob nicht ein Mittel zu treffen/ daß der Cron Daͤnnemarck ihre Laͤnder reſtituirt wuͤrden/ und die beyden Potentaten ihre Macht conjungirten, und andere groſſe Ding thaͤten/ Dreſſerus ſchreibt von Friedrich dem Andern/ Churfuͤrſten zu Sachſen/ genant Placidus, daß er mit VVilhelmo ſeinem juͤngſten Bruder in Un- einigkeit gerahten/ wegen des Thuͤringer Landes/ wem daſſelbige in der Theilung zukommen ſoll. Daruͤber ſey ein gefaͤhrlicher Krieg ent- ſtanden. Denn wie Fridericus das Thuͤringer Land mit Gewalt ein- genommen/ hat VVilhelmus mit ſeinem Anhang in Meiſſen groſ- ſen Schaden gethan/ alſo daß auff einen Tag wol 60. Doͤrffer in den Brand geſteckt worden. Als es nun zur offenbahren Feldſchlacht kom- men ſolte/ und man beyderſeits darzu in Thuͤringen allbereit gegen einander hielte/ hat in des Churfuͤrſten Lager ſich ein Conſtabel ver- nehmen laſſen/ wenn es der Churfuͤrſt zu frieden/ wolte er ſeinem Bruder VVilhelmo bald eine Kugel ſchencken/ ſo waͤre dem Krieg ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/430
Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/430>, abgerufen am 20.05.2024.