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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Sendschreiben.
sie seen ihnen/ sie erndten ihn/ sie pflantzen ihnen/ sie halten ihnen gleich-
sam ein Handbecken voll Christenblut vor/ daß sie ihre Hände darin
waschen. Sehet doch welche schöne Sodales Jesu das seyn? Wunder
ist/ daß sie nicht zum Teuffel selbst geschickt/ und gesagt haben: Poten-
tiffime & exercitatissime Domine Diabole:
Hierin erscheint die
Societas Jesu, welche von zweyen Ketzern/ dem König in Schweden
als einem Lutheraner/ und dem Churfürsten von Brandenburg
als einem Calvinisten/ molestirt wird. Muß demnach eine der Ca-
tholischen Kirchen nützliche Resolution fassen und sagen: Flectere
si nequeo superos, Acheronta movebo.
Es haben die Papisten
den Tartern den Weg gezeigt in die Christliche Länder und König-
reich. Sie sehen zu daß sie nicht bald widerkommen/ und zeigen was
das sey/ wann man den Teuffel einmal zu Gast bitte. Die Chinenser
bilden sich ein/ sie haben zwey Augen/ die Europaeer eins/ die übrige
Völcker in der Welt seyn blind. Allein die Tartaren kamen jüngst zu
diesen zweyäugigen Völckern ungebeten/ und ohne Brill? Polonicos
intra muros peccatur & extra.
Wann ich ein Schwedischer Feld-
prediger were/ so wolte ich dem König und dem Churfürsten immer
zuruffen/ daß sie viel getauffte Christen für sich haben/ und das Chri-
stenblut mit dem Blute deß Sohnes Gottes theuer erkaufft sey. Sci-
pio Africanus
sagte: Se malle unum Civem servare, quam mil-
le hostes occidere.
Hat dieser Heydnische Cavallier seiner Solda-
ten und Unterthanen Blut sparen wollen/ wie vielmehr sol ein Christ-
licher Potentat mit Christen Blut sparsam und behutsam umbge-
hen? Jch wolte sie erinnern an den Spruch deß Livii, der da sagt:
Simul parta & sperata unius horae fortuna evertere potest. Jch
wolte ihnen zu Gemüthe führen die Rede beym Quinto Curtio. Ca-
ve, ne dum ad culmen venire contendis, una cum ipsis ramis,
quos com prehenderis, decidas.
Und wann ich ein Jesuit were/ so
wolte ich König Casimir und der gantzen Polnischen Ritterschafft
zu Gemüthe führen/ daß die Schweden Soldaten seyn/ daß ihre Vor-
fahren wol eher auß den Schwedischen Steinklippen hervor gangen/
und ihre Spieß auff den Jtaliänischen Feldern in die Erde gestecket
haben/ daß der Wolff nichts darnach frage/ wann schon der Schaafe
viel seyn: daß es den Schweden gemeiniglich gehe/ wie den Kauff-
leuten/ welche einmal banquerot spielen/ oder Schiffbruch leiden/
die nehmen sich hernach desto besser in acht/ handeln desto behutsa-
mer/ und werden offt reicher/ als sie zuvorn gewesen sind. Jch wolte ih-
nen remonstriren, daß der Chursürst von Brandenburg ein
mächtiger Herr sey an Land und Leuten/ und fast den siebenden Theil
deß Römischen Reichs besitze. Jch wolte ihnen zu Gemüthe füh-
ren/ wie nach der Nördlinger Schlacht/ und dem getroffenen Prager

Frieden/
A a iiij

Sendſchreiben.
ſie ſeen ihnen/ ſie erndten ihn/ ſie pflantzen ihnen/ ſie halten ihnẽ gleich-
ſam ein Handbecken voll Chriſtenblut vor/ daß ſie ihre Haͤnde darin
waſchen. Sehet doch welche ſchoͤne Sodales Jeſu das ſeyn? Wunder
iſt/ daß ſie nicht zum Teuffel ſelbſt geſchickt/ und geſagt haben: Poten-
tiffime & exercitatiſſime Domine Diabole:
Hieꝛin erſcheint die
Societas Jeſu, welche von zweyen Ketzern/ dem Koͤnig in Schweden
als einem Lutheraner/ und dem Churfuͤrſten von Brandenburg
als einem Calviniſten/ moleſtirt wird. Muß demnach eine der Ca-
tholiſchen Kirchen nuͤtzliche Reſolution faſſen und ſagen: Flectere
ſi nequeo ſuperos, Acheronta movebo.
Es haben die Papiſten
den Tartern den Weg gezeigt in die Chriſtliche Laͤnder und Koͤnig-
reich. Sie ſehen zu daß ſie nicht bald widerkommen/ und zeigen was
das ſey/ wann man den Teuffel einmal zu Gaſt bitte. Die Chinenſer
bilden ſich ein/ ſie haben zwey Augen/ die Europæer eins/ die uͤbrige
Voͤlcker in der Welt ſeyn blind. Allein die Tartaren kamen juͤngſt zu
dieſen zweyaͤugigen Voͤlckern ungebeten/ und ohne Brill? Polonicos
intra muros peccatur & extra.
Wann ich ein Schwediſcher Feld-
prediger were/ ſo wolte ich dem Koͤnig und dem Churfuͤrſten immer
zuruffen/ daß ſie viel getauffte Chriſten fuͤr ſich haben/ und das Chri-
ſtenblut mit dem Blute deß Sohnes Gottes theuer erkaufft ſey. Sci-
pio Africanus
ſagte: Se malle unum Civem ſervare, quam mil-
le hoſtes occidere.
Hat dieſer Heydniſche Cavallier ſeiner Solda-
ten und Unterthanen Blut ſparen wollen/ wie vielmehr ſol ein Chriſt-
licher Potentat mit Chriſten Blut ſparſam und behutſam umbge-
hen? Jch wolte ſie erinnern an den Spruch deß Livii, der da ſagt:
Símul parta & ſperata unius horæ fortuna evertere poteſt. Jch
wolte ihnen zu Gemuͤthe fuͤhren die Rede beym Quinto Curtio. Ca-
ve, ne dum ad culmen venire contendis, una cum ipſis ramis,
quos com prehenderis, decidas.
Und wann ich ein Jeſuit were/ ſo
wolte ich Koͤnig Caſimir und der gantzen Polniſchen Ritterſchafft
zu Gemuͤthe fuͤhren/ daß die Schweden Soldaten ſeyn/ daß ihre Vor-
fahren wol eher auß den Schwediſchen Steinklippen hervor gangen/
und ihre Spieß auff den Jtaliaͤniſchen Feldern in die Erde geſtecket
haben/ daß der Wolff nichts darnach frage/ wann ſchon der Schaafe
viel ſeyn: daß es den Schweden gemeiniglich gehe/ wie den Kauff-
leuten/ welche einmal banquerot ſpielen/ oder Schiffbruch leiden/
die nehmen ſich hernach deſto beſſer in acht/ handeln deſto behutſa-
mer/ und werden offt reicher/ als ſie zuvorn geweſen ſind. Jch wolte ih-
nen remonſtriren, daß der Churſuͤrſt von Brandenburg ein
maͤchtiger Herr ſey an Land und Leuten/ und faſt den ſiebenden Theil
deß Roͤmiſchen Reichs beſitze. Jch wolte ihnen zu Gemuͤthe fuͤh-
ren/ wie nach der Noͤrdlinger Schlacht/ und dem getroffenen Prager

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[375/0417] Sendſchreiben. ſie ſeen ihnen/ ſie erndten ihn/ ſie pflantzen ihnen/ ſie halten ihnẽ gleich- ſam ein Handbecken voll Chriſtenblut vor/ daß ſie ihre Haͤnde darin waſchen. Sehet doch welche ſchoͤne Sodales Jeſu das ſeyn? Wunder iſt/ daß ſie nicht zum Teuffel ſelbſt geſchickt/ und geſagt haben: Poten- tiffime & exercitatiſſime Domine Diabole: Hieꝛin erſcheint die Societas Jeſu, welche von zweyen Ketzern/ dem Koͤnig in Schweden als einem Lutheraner/ und dem Churfuͤrſten von Brandenburg als einem Calviniſten/ moleſtirt wird. Muß demnach eine der Ca- tholiſchen Kirchen nuͤtzliche Reſolution faſſen und ſagen: Flectere ſi nequeo ſuperos, Acheronta movebo. Es haben die Papiſten den Tartern den Weg gezeigt in die Chriſtliche Laͤnder und Koͤnig- reich. Sie ſehen zu daß ſie nicht bald widerkommen/ und zeigen was das ſey/ wann man den Teuffel einmal zu Gaſt bitte. Die Chinenſer bilden ſich ein/ ſie haben zwey Augen/ die Europæer eins/ die uͤbrige Voͤlcker in der Welt ſeyn blind. Allein die Tartaren kamen juͤngſt zu dieſen zweyaͤugigen Voͤlckern ungebeten/ und ohne Brill? Polonicos intra muros peccatur & extra. Wann ich ein Schwediſcher Feld- prediger were/ ſo wolte ich dem Koͤnig und dem Churfuͤrſten immer zuruffen/ daß ſie viel getauffte Chriſten fuͤr ſich haben/ und das Chri- ſtenblut mit dem Blute deß Sohnes Gottes theuer erkaufft ſey. Sci- pio Africanus ſagte: Se malle unum Civem ſervare, quam mil- le hoſtes occidere. Hat dieſer Heydniſche Cavallier ſeiner Solda- ten und Unterthanen Blut ſparen wollen/ wie vielmehr ſol ein Chriſt- licher Potentat mit Chriſten Blut ſparſam und behutſam umbge- hen? Jch wolte ſie erinnern an den Spruch deß Livii, der da ſagt: Símul parta & ſperata unius horæ fortuna evertere poteſt. Jch wolte ihnen zu Gemuͤthe fuͤhren die Rede beym Quinto Curtio. Ca- ve, ne dum ad culmen venire contendis, una cum ipſis ramis, quos com prehenderis, decidas. Und wann ich ein Jeſuit were/ ſo wolte ich Koͤnig Caſimir und der gantzen Polniſchen Ritterſchafft zu Gemuͤthe fuͤhren/ daß die Schweden Soldaten ſeyn/ daß ihre Vor- fahren wol eher auß den Schwediſchen Steinklippen hervor gangen/ und ihre Spieß auff den Jtaliaͤniſchen Feldern in die Erde geſtecket haben/ daß der Wolff nichts darnach frage/ wann ſchon der Schaafe viel ſeyn: daß es den Schweden gemeiniglich gehe/ wie den Kauff- leuten/ welche einmal banquerot ſpielen/ oder Schiffbruch leiden/ die nehmen ſich hernach deſto beſſer in acht/ handeln deſto behutſa- mer/ und werden offt reicher/ als ſie zuvorn geweſen ſind. Jch wolte ih- nen remonſtriren, daß der Churſuͤrſt von Brandenburg ein maͤchtiger Herr ſey an Land und Leuten/ und faſt den ſiebenden Theil deß Roͤmiſchen Reichs beſitze. Jch wolte ihnen zu Gemuͤthe fuͤh- ren/ wie nach der Noͤrdlinger Schlacht/ und dem getroffenen Prager Frieden/ A a iiij

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/417>, abgerufen am 24.11.2024.