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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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AMBROSII MELLILAMBII
Wetter fürüber gehe. Was? sagt der Partheygänger; Wollet ihr
Gottes Wetter und Wind verachten? Jhr gottlose Vögel/ ihr Got-
teslästerer; herunter von den Pferden. Herunter/ oder wir wollen euch
schiessen/ der Dampff sol euch dem Hals herauß gehen. Also muste der
theure Name Gottes ein Deckel ihrer Räuberey seyn. Jener Soldat
stahl einsmals einem Bauren/ bey welchem er in Quartier lag/ eine
Kuhe. Der Bauer verklagte den Soldaten für seinem Capitain/ und
sagt/ er habe dem Soldaten alles gutes gethan/ gleichwol habe er das
Quartier bestohlen. Der Capitain ließ den Soldaten zu sich kommen/
und sagt: Dieser Baur spricht/ er habe dir alles gutes gethan/ was
hastu nun für Ursach ihm die Kuhe zu nehmen? Wol Herr Capitain/
sagt der Soldat/ wann ein Bauer zwo Kühe hat/ und der Soldat hät-
te gerne eine davon/ ist das nit Ursach gnug? Als hiebevor der Marg-
graf gefraget wurde/ was ihme die Pfaffen gethan haben/ daß er sie
mit seinen Waffen also verfolge? Da antwortete er: Sie seynd rei-
cher als ich. Und wann kan ein Statist nicht einen scheinbaren prae-
text
finden/ einen Krieg anzufangen? Was aber diesen Schwedischen
Krieg in Polen anlangt/ so dünckt mich/ es sey Gottes Finger dabey.
Jch mag zwar von solchen Dingen ungern judiciren; Und als
mein hochgeehrter Herr/ als ein hochweiser und versuchter Cavallier,
der seine Waffen nun so viel Jahr in unterschiedener Potentaten
Dienste rühmlich getragen hat/ diese Frag zum andermale an mich ge-
than/ und auff die Antwort so inständig getrungen/ habe ich mich erin-
nert an jenen Superintendenten in Mecklenburg/ welcher einsmals
Visitation hielt/ und die Leute auß dem Catechismo examinirte. Als
er nun zu einem alten Bauren kam/ und fragte? Wie viel sind Haupt-
stücke der Christlichen Lehre? Da antwortete der Bauer/ Herr Super-
intendent,
das ist eine seltzame Frag: das wisset ihr besser als ich. Jch
zweiffle nicht mein hochgeehrter Herr werde diese Sach schon längst
reifflich erwogen und überschlagen haben. Weil ihm aber beliebet mich
zu versuchen/ so verzeihe er mir/ daß ich hinwiderumb eine Frag an ihn
thue. Jch frage/ was hatten die Jsraeliten für Ursach/ das Land
Canaan einzunehmen/ und die Einwohner darauß zu vertilgen? Was
hatten die Cananiter den Jsraeliten gethan/ als sie in Egypten
giengen/ Stoppeln samleten/ und Ziegeln branten/ und von deß Pha-
raonis Vöigten noch dazu geprügelt und geschlagen worden? Was
hatten die Cananiter den Jsraelitern gethan/ als sie in der Wüsten
herumb giengen/ und Manna samleten? Was hatten sie ihnen für
Ursach geben/ sie mit Heerskrafft zu überziehen/ und ihr Hauß und
Hof in Brand zu stecken? Wie schrecklich gieng doch Josua mit die-
sen Leuten umb/ als er ins Land Canaan kam? da er die Stadt Je-
richo
einbekam/ da schlug er alles mit der Schärffe deß Schwerdts:

Mann

AMBROSII MELLILAMBII
Wetter fuͤruͤber gehe. Was? ſagt der Partheygaͤnger; Wollet ihr
Gottes Wetter und Wind verachten? Jhr gottloſe Voͤgel/ ihr Got-
teslaͤſterer; herunter von den Pferden. Herunter/ oder wir wollen euch
ſchieſſen/ der Dampff ſol euch dem Hals herauß gehen. Alſo muſte der
theure Name Gottes ein Deckel ihrer Raͤuberey ſeyn. Jener Soldat
ſtahl einsmals einem Bauren/ bey welchem er in Quartier lag/ eine
Kuhe. Der Bauer verklagte den Soldaten fuͤr ſeinem Capitain/ und
ſagt/ er habe dem Soldaten alles gutes gethan/ gleichwol habe er das
Quartier beſtohlen. Der Capitain ließ den Soldaten zu ſich kommen/
und ſagt: Dieſer Baur ſpricht/ er habe dir alles gutes gethan/ was
haſtu nun fuͤr Urſach ihm die Kuhe zu nehmen? Wol Herr Capitain/
ſagt der Soldat/ wann ein Bauer zwo Kuͤhe hat/ und der Soldat haͤt-
te gerne eine davon/ iſt das nit Urſach gnug? Als hiebevor der Marg-
graf gefraget wurde/ was ihme die Pfaffen gethan haben/ daß er ſie
mit ſeinen Waffen alſo verfolge? Da antwortete er: Sie ſeynd rei-
cher als ich. Und wann kan ein Statiſt nicht einen ſcheinbaren præ-
text
finden/ einen Krieg anzufangen? Was aber dieſen Schwediſchen
Krieg in Polen anlangt/ ſo duͤnckt mich/ es ſey Gottes Finger dabey.
Jch mag zwar von ſolchen Dingen ungern judiciren; Und als
mein hochgeehrter Herr/ als ein hochweiſer und verſuchter Cavallier,
der ſeine Waffen nun ſo viel Jahr in unterſchiedener Potentaten
Dienſte ruͤhmlich getragen hat/ dieſe Frag zum andermale an mich ge-
than/ und auff die Antwort ſo inſtaͤndig getrungen/ habe ich mich erin-
nert an jenen Superintendenten in Mecklenburg/ welcher einsmals
Viſitation hielt/ und die Leute auß dem Catechiſmo examinirte. Als
er nun zu einem alten Bauren kam/ und fragte? Wie viel ſind Haupt-
ſtuͤcke der Chriſtlichen Lehre? Da antwortete der Bauer/ Herr Super-
intendent,
das iſt eine ſeltzame Frag: das wiſſet ihr beſſer als ich. Jch
zweiffle nicht mein hochgeehrter Herr werde dieſe Sach ſchon laͤngſt
reifflich erwogen und uͤberſchlagẽ haben. Weil ihm aber beliebet mich
zu verſuchen/ ſo verzeihe er mir/ daß ich hinwiderumb eine Frag an ihn
thue. Jch frage/ was hatten die Jſraeliten fuͤr Urſach/ das Land
Canaan einzunehmen/ und die Einwohner darauß zu vertilgẽ? Was
hatten die Cananiter den Jſraeliten gethan/ als ſie in Egypten
giengen/ Stoppeln ſamleten/ und Ziegeln branten/ uñ von deß Pha-
raonis Voͤigten noch dazu gepruͤgelt und geſchlagen worden? Was
hatten die Cananiter den Jſraelitern gethan/ als ſie in der Wuͤſtẽ
herumb giengen/ und Manna ſamleten? Was hatten ſie ihnen fuͤr
Urſach geben/ ſie mit Heerskrafft zu uͤberziehen/ und ihr Hauß und
Hof in Brand zu ſtecken? Wie ſchrecklich gieng doch Joſua mit die-
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einbekam/ da ſchlug er alles mit der Schaͤrffe deß Schwerdts:

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[362/0404] AMBROSII MELLILAMBII Wetter fuͤruͤber gehe. Was? ſagt der Partheygaͤnger; Wollet ihr Gottes Wetter und Wind verachten? Jhr gottloſe Voͤgel/ ihr Got- teslaͤſterer; herunter von den Pferden. Herunter/ oder wir wollen euch ſchieſſen/ der Dampff ſol euch dem Hals herauß gehen. Alſo muſte der theure Name Gottes ein Deckel ihrer Raͤuberey ſeyn. Jener Soldat ſtahl einsmals einem Bauren/ bey welchem er in Quartier lag/ eine Kuhe. Der Bauer verklagte den Soldaten fuͤr ſeinem Capitain/ und ſagt/ er habe dem Soldaten alles gutes gethan/ gleichwol habe er das Quartier beſtohlen. Der Capitain ließ den Soldaten zu ſich kommen/ und ſagt: Dieſer Baur ſpricht/ er habe dir alles gutes gethan/ was haſtu nun fuͤr Urſach ihm die Kuhe zu nehmen? Wol Herr Capitain/ ſagt der Soldat/ wann ein Bauer zwo Kuͤhe hat/ und der Soldat haͤt- te gerne eine davon/ iſt das nit Urſach gnug? Als hiebevor der Marg- graf gefraget wurde/ was ihme die Pfaffen gethan haben/ daß er ſie mit ſeinen Waffen alſo verfolge? Da antwortete er: Sie ſeynd rei- cher als ich. Und wann kan ein Statiſt nicht einen ſcheinbaren præ- text finden/ einen Krieg anzufangen? Was aber dieſen Schwediſchen Krieg in Polen anlangt/ ſo duͤnckt mich/ es ſey Gottes Finger dabey. Jch mag zwar von ſolchen Dingen ungern judiciren; Und als mein hochgeehrter Herr/ als ein hochweiſer und verſuchter Cavallier, der ſeine Waffen nun ſo viel Jahr in unterſchiedener Potentaten Dienſte ruͤhmlich getragen hat/ dieſe Frag zum andermale an mich ge- than/ und auff die Antwort ſo inſtaͤndig getrungen/ habe ich mich erin- nert an jenen Superintendenten in Mecklenburg/ welcher einsmals Viſitation hielt/ und die Leute auß dem Catechiſmo examinirte. Als er nun zu einem alten Bauren kam/ und fragte? Wie viel ſind Haupt- ſtuͤcke der Chriſtlichen Lehre? Da antwortete der Bauer/ Herr Super- intendent, das iſt eine ſeltzame Frag: das wiſſet ihr beſſer als ich. Jch zweiffle nicht mein hochgeehrter Herr werde dieſe Sach ſchon laͤngſt reifflich erwogen und uͤberſchlagẽ haben. Weil ihm aber beliebet mich zu verſuchen/ ſo verzeihe er mir/ daß ich hinwiderumb eine Frag an ihn thue. Jch frage/ was hatten die Jſraeliten fuͤr Urſach/ das Land Canaan einzunehmen/ und die Einwohner darauß zu vertilgẽ? Was hatten die Cananiter den Jſraeliten gethan/ als ſie in Egypten giengen/ Stoppeln ſamleten/ und Ziegeln branten/ uñ von deß Pha- raonis Voͤigten noch dazu gepruͤgelt und geſchlagen worden? Was hatten die Cananiter den Jſraelitern gethan/ als ſie in der Wuͤſtẽ herumb giengen/ und Manna ſamleten? Was hatten ſie ihnen fuͤr Urſach geben/ ſie mit Heerskrafft zu uͤberziehen/ und ihr Hauß und Hof in Brand zu ſtecken? Wie ſchrecklich gieng doch Joſua mit die- ſen Leuten umb/ als er ins Land Canaan kam? da er die Stadt Je- richo einbekam/ da ſchlug er alles mit der Schaͤrffe deß Schwerdts: Mann

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/404>, abgerufen am 26.11.2024.