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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Sieben böse Geister.
andern etwas zum Verdruß/ und seinem Herrn zum Schaden. Eins
verräht und betreugt das ander/ keins hilfft dem andern/ oder thut
dem andern etwas zugefallen/ da sagt eins zu dem andern: Das ist
nicht meine Arbeit/ thue du es. Daher kompt das Sprichwort: Wer
einen Diener hat/ der hat einen gantzen. Wer zwey Diener hat/ der
hat ein halben. Wer drey hat/ der hat keinen. Zum Zehenden/ sol-
len Knechte und Mägd immerdar gedencken an die Wort Lutheri/
welche bey der Außlegung des vierdten Gebots stehen: Wir sollen
Gott fürchten und lieben.
Ein Knecht soll Gott zu Ehren thun
was er thut. Ein Knecht der Gott nicht liebet/ der liebet auch seinen
Herrn nicht recht. Und wann ein Knecht Gott fürchtet/ so darff man
keine Kisten und Kasten für ihm zuschliessen. Das ist die Brunne-
quell aller Untreu so unter Knechten und Mägden vorgehet/ daß sie
Gott nicht fürchten und lieben.

Der sechste Teufel.

DEr sechste Teufel überredet das Gesinde/ daß wann
sie ein Jahr gedienet/ so sollen sie weiter fort. Aber ich rahte
ihn/ daß sie sich auch diesen Teufel nicht verführen lassen.
Jch will euch jetzo eine Fabel erzehlen/ welche ihr nicht im unbesten
auffnehmen wollet. Es sagte einsmals ein vornehmer Cavallier zu
mir: Es sey hiebevor eine grosse Feldschlacht vorgangen/ da habe
Gott alle Officirer/ welche in der Schlacht blieben/ in Himmel ge-
nommen. Das habe den Teufel verdrossen/ daß er nicht auch Part
davon haben solle/ und habe eine Trummel genommen/ sey vor den
Himmel gangen/ und habe eine gantze Stunde lang getrummelt. Da
seyen die Officirer alle auß dem Himmel gelauffen/ und haben ge-
dacht/ sie wollen bey dieser neuen Werbung höher ankommen/ wer zu-
vor Rittmeister gewesen sey/ der könne Obrister werden. Der Teufel
habe ihnen auch grosse Versprechung gethan. Allein da er sie in die
Hölle bracht habe/ haben sie gesehen/ was vor ein Unterschied zwi-
schen Himmel und Hölle sey. Jch rahte euch ihr Knecht und Mägde/
daß ihr euch für diesem Teufel fürsehet/ wenn er die Trummel rühret
und euch grössern Lohn verspricht. Alle Veränderung/ so ohne wichti-
ge Ursache geschiehet/ ist gefährlich. Wer halb bleiben kan/ der blei-
be. Du weist/ was du habest/ du weist aber nicht/ was du bekommen
werdest. Wenn dem Esel zu wol ist/ so gehet er auffs Eyß tantzen/
und bricht ein Bein.

Gesinde

Sieben boͤſe Geiſter.
andern etwas zum Verdruß/ und ſeinem Herrn zum Schaden. Eins
verraͤht und betreugt das ander/ keins hilfft dem andern/ oder thut
dem andern etwas zugefallen/ da ſagt eins zu dem andern: Das iſt
nicht meine Arbeit/ thue du es. Daher kompt das Sprichwort: Wer
einen Diener hat/ der hat einen gantzen. Wer zwey Diener hat/ der
hat ein halben. Wer drey hat/ der hat keinen. Zum Zehenden/ ſol-
len Knechte und Maͤgd immerdar gedencken an die Wort Lutheri/
welche bey der Außlegung des vierdten Gebots ſtehen: Wir ſollen
Gott fuͤrchten und lieben.
Ein Knecht ſoll Gott zu Ehren thun
was er thut. Ein Knecht der Gott nicht liebet/ der liebet auch ſeinen
Herrn nicht recht. Und wann ein Knecht Gott fuͤrchtet/ ſo darff man
keine Kiſten und Kaſten fuͤr ihm zuſchlieſſen. Das iſt die Brunne-
quell aller Untreu ſo unter Knechten und Maͤgden vorgehet/ daß ſie
Gott nicht fuͤrchten und lieben.

Der ſechſte Teufel.

DEr ſechſte Teufel uͤberredet das Geſinde/ daß wann
ſie ein Jahr gedienet/ ſo ſollen ſie weiter fort. Aber ich rahte
ihn/ daß ſie ſich auch dieſen Teufel nicht verfuͤhren laſſen.
Jch will euch jetzo eine Fabel erzehlen/ welche ihr nicht im unbeſten
auffnehmen wollet. Es ſagte einsmals ein vornehmer Cavallier zu
mir: Es ſey hiebevor eine groſſe Feldſchlacht vorgangen/ da habe
Gott alle Officirer/ welche in der Schlacht blieben/ in Himmel ge-
nommen. Das habe den Teufel verdroſſen/ daß er nicht auch Part
davon haben ſolle/ und habe eine Trummel genommen/ ſey vor den
Himmel gangen/ und habe eine gantze Stunde lang getrummelt. Da
ſeyen die Officirer alle auß dem Himmel gelauffen/ und haben ge-
dacht/ ſie wollen bey dieſer neuen Werbung hoͤher ankommen/ wer zu-
vor Rittmeiſter geweſen ſey/ der koͤnne Obriſter werden. Der Teufel
habe ihnen auch groſſe Verſprechung gethan. Allein da er ſie in die
Hoͤlle bracht habe/ haben ſie geſehen/ was vor ein Unterſchied zwi-
ſchen Himmel und Hoͤlle ſey. Jch rahte euch ihr Knecht und Maͤgde/
daß ihr euch fuͤr dieſem Teufel fuͤrſehet/ wenn er die Trummel ruͤhret
und euch groͤſſern Lohn verſpricht. Alle Veraͤnderung/ ſo ohne wichti-
ge Urſache geſchiehet/ iſt gefaͤhrlich. Wer halb bleiben kan/ der blei-
be. Du weiſt/ was du habeſt/ du weiſt aber nicht/ was du bekommen
werdeſt. Wenn dem Eſel zu wol iſt/ ſo gehet er auffs Eyß tantzen/
und bricht ein Bein.

Geſinde
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[351/0393] Sieben boͤſe Geiſter. andern etwas zum Verdruß/ und ſeinem Herrn zum Schaden. Eins verraͤht und betreugt das ander/ keins hilfft dem andern/ oder thut dem andern etwas zugefallen/ da ſagt eins zu dem andern: Das iſt nicht meine Arbeit/ thue du es. Daher kompt das Sprichwort: Wer einen Diener hat/ der hat einen gantzen. Wer zwey Diener hat/ der hat ein halben. Wer drey hat/ der hat keinen. Zum Zehenden/ ſol- len Knechte und Maͤgd immerdar gedencken an die Wort Lutheri/ welche bey der Außlegung des vierdten Gebots ſtehen: Wir ſollen Gott fuͤrchten und lieben. Ein Knecht ſoll Gott zu Ehren thun was er thut. Ein Knecht der Gott nicht liebet/ der liebet auch ſeinen Herrn nicht recht. Und wann ein Knecht Gott fuͤrchtet/ ſo darff man keine Kiſten und Kaſten fuͤr ihm zuſchlieſſen. Das iſt die Brunne- quell aller Untreu ſo unter Knechten und Maͤgden vorgehet/ daß ſie Gott nicht fuͤrchten und lieben. Der ſechſte Teufel. DEr ſechſte Teufel uͤberredet das Geſinde/ daß wann ſie ein Jahr gedienet/ ſo ſollen ſie weiter fort. Aber ich rahte ihn/ daß ſie ſich auch dieſen Teufel nicht verfuͤhren laſſen. Jch will euch jetzo eine Fabel erzehlen/ welche ihr nicht im unbeſten auffnehmen wollet. Es ſagte einsmals ein vornehmer Cavallier zu mir: Es ſey hiebevor eine groſſe Feldſchlacht vorgangen/ da habe Gott alle Officirer/ welche in der Schlacht blieben/ in Himmel ge- nommen. Das habe den Teufel verdroſſen/ daß er nicht auch Part davon haben ſolle/ und habe eine Trummel genommen/ ſey vor den Himmel gangen/ und habe eine gantze Stunde lang getrummelt. Da ſeyen die Officirer alle auß dem Himmel gelauffen/ und haben ge- dacht/ ſie wollen bey dieſer neuen Werbung hoͤher ankommen/ wer zu- vor Rittmeiſter geweſen ſey/ der koͤnne Obriſter werden. Der Teufel habe ihnen auch groſſe Verſprechung gethan. Allein da er ſie in die Hoͤlle bracht habe/ haben ſie geſehen/ was vor ein Unterſchied zwi- ſchen Himmel und Hoͤlle ſey. Jch rahte euch ihr Knecht und Maͤgde/ daß ihr euch fuͤr dieſem Teufel fuͤrſehet/ wenn er die Trummel ruͤhret und euch groͤſſern Lohn verſpricht. Alle Veraͤnderung/ ſo ohne wichti- ge Urſache geſchiehet/ iſt gefaͤhrlich. Wer halb bleiben kan/ der blei- be. Du weiſt/ was du habeſt/ du weiſt aber nicht/ was du bekommen werdeſt. Wenn dem Eſel zu wol iſt/ ſo gehet er auffs Eyß tantzen/ und bricht ein Bein. Geſinde

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/393>, abgerufen am 22.11.2024.