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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Sieben böse Geister.
man den Arbeitern ihren verdienten Lohn gebe/ Deut.
24. Syrach saget: Wer dem Arbeiter seinen Lohn nicht ge-
be/ der sey ein Bluthund.
Luc. 10. stehet: Ein Arbeiter ist sei-
nes Lohns wehrt.
Aber man saget auch wieder im Sprichwort:
Wie einer dienet/ so soll man ihm lohnen. Nun dienet solch Gesinde
nicht wohl/ sondern thun mit ihrem Weglauffen/ den Herrn grossen
Schaden. Denn er kan nicht alsbald ander Gesind bekommen/ weil
es ausser der Zeit ist. Da sindet man offtmals Knecht und Mägde/
welche gern aus dem Dienste gehen wolten/ stellen sich demnach/ als
ob sie kranck seyen/ liegen ein paar Tage im Bette/ daß die Herren
und Frauen verursachet werden ihnen zu erlauben/ daß sie mögen
heim zu ihren Eltern ziehen. Da bleiben sie dann eine zeitlang daheim/
und geben vor/ es wolle sich nicht mit ihnen bessern. Da werden denn
die Herren gezwungen andere zu mieten/ alsdenn werden sie wieder
gesund/ und begeben sich in andere Dienste. Allein ihr gottlose Knechte
und Mägde/ ich wil euch eine Histori erzehlen Nicephorus saget
im 12. Buch der Kirchen-Historien. Cap. 46. Daß einsmals zwey
Bettler mit einander gereiset haben/ und als sie gesehen/ daß der Bi-
schoff Epiphanius ihnen entgegen kommen/ da hat der eine an seinen
Gesellen begehret/ er solle sich auff die Erde legen/ und solle sich stel-
len/ als ob er todt sey. Als nun Epiphanius vorüber gieng/ bate der
eine mit kläglichen Worten/ Er wolle ihm doch eine Allmosen geben/
damit er seinen verstorbenen Bruder könne begraben lassen. Epipha-
nius,
welcher milde und willig in Allmosen geben war/ gab ihm et-
was. Als nun Epiphanius weg war/ fieng der eine Bettler an zu la-
chen/ lobete seinen Gesellen/ daß er sich so artig gestellet habe/ als ob
er recht todt sey/ und hieß ihn auffstehen. Aber er blieb liegen. Da we-
ckete/ stieß und rüttelte er ihn/ aber er wolte sich gar nicht regen/ end-
lich wurde er gewahr/ daß er warhafftig gestorben sey. Derowegen
lieff er zu dem Epiphanio nach/ offenbahret ihren Betrug/ den sie
auß Armuth bewogen/ gebrauchet hetten/ und den Fall/ der seinem
Gesellen darauff wiederfahren were; Bate/ er wolle es ihm verzeihen/
und den Todten wieder aufferwecken. Aber Epiphanius antwortete:
Gott wolle es nicht ändern/ sondern er solle todt bleiben. Versichert
euch ihr leichtfertige Knecht und Mägde/ die ihr euch unterweilens
kranck stellet/ Gott wirds euch gewißlich nicht schencken; Straffet
Er euch nicht alsbald mit Kranckheit oder mit anderm Un-
glücke/ so wird es doch zu seiner Zeit nicht
aussen bleiben.

Der

Sieben boͤſe Geiſter.
man den Arbeitern ihren verdienten Lohn gebe/ Deut.
24. Syrach ſaget: Wer dem Arbeiter ſeinen Lohn nicht ge-
be/ der ſey ein Bluthund.
Luc. 10. ſtehet: Ein Arbeiter iſt ſei-
nes Lohns wehrt.
Aber man ſaget auch wieder im Sprichwort:
Wie einer dienet/ ſo ſoll man ihm lohnen. Nun dienet ſolch Geſinde
nicht wohl/ ſondern thun mit ihrem Weglauffen/ den Herrn groſſen
Schaden. Denn er kan nicht alsbald ander Geſind bekommen/ weil
es auſſer der Zeit iſt. Da ſindet man offtmals Knecht und Maͤgde/
welche gern aus dem Dienſte gehen wolten/ ſtellen ſich demnach/ als
ob ſie kranck ſeyen/ liegen ein paar Tage im Bette/ daß die Herren
und Frauen verurſachet werden ihnen zu erlauben/ daß ſie moͤgen
heim zu ihren Eltern ziehen. Da bleiben ſie dann eine zeitlang daheim/
und geben vor/ es wolle ſich nicht mit ihnen beſſern. Da werden denn
die Herꝛen gezwungen andere zu mieten/ alsdenn werden ſie wieder
geſund/ und begeben ſich in andere Dienſte. Allein ihr gottloſe Knechte
und Maͤgde/ ich wil euch eine Hiſtori erzehlen Nicephorus ſaget
im 12. Buch der Kirchen-Hiſtorien. Cap. 46. Daß einsmals zwey
Bettler mit einander gereiſet haben/ und als ſie geſehen/ daß der Bi-
ſchoff Epiphanius ihnen entgegen kommen/ da hat der eine an ſeinen
Geſellen begehret/ er ſolle ſich auff die Erde legen/ und ſolle ſich ſtel-
len/ als ob er todt ſey. Als nun Epiphanius voruͤber gieng/ bate der
eine mit klaͤglichen Worten/ Er wolle ihm doch eine Allmoſen geben/
damit er ſeinen verſtorbenen Bruder koͤnne begraben laſſen. Epipha-
nius,
welcher milde und willig in Allmoſen geben war/ gab ihm et-
was. Als nun Epiphanius weg war/ fieng der eine Bettler an zu la-
chen/ lobete ſeinen Geſellen/ daß er ſich ſo artig geſtellet habe/ als ob
er recht todt ſey/ und hieß ihn auffſtehen. Aber er blieb liegen. Da we-
ckete/ ſtieß und ruͤttelte er ihn/ aber er wolte ſich gar nicht regen/ end-
lich wurde er gewahr/ daß er warhafftig geſtorben ſey. Derowegen
lieff er zu dem Epiphanio nach/ offenbahret ihren Betrug/ den ſie
auß Armuth bewogen/ gebrauchet hetten/ und den Fall/ der ſeinem
Geſellen darauff wiederfahren were; Bate/ er wolle es ihm verzeihen/
und den Todten wieder aufferwecken. Aber Epiphanius antwortete:
Gott wolle es nicht aͤndern/ ſondern er ſolle todt bleiben. Verſichert
euch ihr leichtfertige Knecht und Maͤgde/ die ihr euch unterweilens
kranck ſtellet/ Gott wirds euch gewißlich nicht ſchencken; Straffet
Er euch nicht alsbald mit Kranckheit oder mit anderm Un-
gluͤcke/ ſo wird es doch zu ſeiner Zeit nicht
auſſen bleiben.

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[347/0389] Sieben boͤſe Geiſter. man den Arbeitern ihren verdienten Lohn gebe/ Deut. 24. Syrach ſaget: Wer dem Arbeiter ſeinen Lohn nicht ge- be/ der ſey ein Bluthund. Luc. 10. ſtehet: Ein Arbeiter iſt ſei- nes Lohns wehrt. Aber man ſaget auch wieder im Sprichwort: Wie einer dienet/ ſo ſoll man ihm lohnen. Nun dienet ſolch Geſinde nicht wohl/ ſondern thun mit ihrem Weglauffen/ den Herrn groſſen Schaden. Denn er kan nicht alsbald ander Geſind bekommen/ weil es auſſer der Zeit iſt. Da ſindet man offtmals Knecht und Maͤgde/ welche gern aus dem Dienſte gehen wolten/ ſtellen ſich demnach/ als ob ſie kranck ſeyen/ liegen ein paar Tage im Bette/ daß die Herren und Frauen verurſachet werden ihnen zu erlauben/ daß ſie moͤgen heim zu ihren Eltern ziehen. Da bleiben ſie dann eine zeitlang daheim/ und geben vor/ es wolle ſich nicht mit ihnen beſſern. Da werden denn die Herꝛen gezwungen andere zu mieten/ alsdenn werden ſie wieder geſund/ und begeben ſich in andere Dienſte. Allein ihr gottloſe Knechte und Maͤgde/ ich wil euch eine Hiſtori erzehlen Nicephorus ſaget im 12. Buch der Kirchen-Hiſtorien. Cap. 46. Daß einsmals zwey Bettler mit einander gereiſet haben/ und als ſie geſehen/ daß der Bi- ſchoff Epiphanius ihnen entgegen kommen/ da hat der eine an ſeinen Geſellen begehret/ er ſolle ſich auff die Erde legen/ und ſolle ſich ſtel- len/ als ob er todt ſey. Als nun Epiphanius voruͤber gieng/ bate der eine mit klaͤglichen Worten/ Er wolle ihm doch eine Allmoſen geben/ damit er ſeinen verſtorbenen Bruder koͤnne begraben laſſen. Epipha- nius, welcher milde und willig in Allmoſen geben war/ gab ihm et- was. Als nun Epiphanius weg war/ fieng der eine Bettler an zu la- chen/ lobete ſeinen Geſellen/ daß er ſich ſo artig geſtellet habe/ als ob er recht todt ſey/ und hieß ihn auffſtehen. Aber er blieb liegen. Da we- ckete/ ſtieß und ruͤttelte er ihn/ aber er wolte ſich gar nicht regen/ end- lich wurde er gewahr/ daß er warhafftig geſtorben ſey. Derowegen lieff er zu dem Epiphanio nach/ offenbahret ihren Betrug/ den ſie auß Armuth bewogen/ gebrauchet hetten/ und den Fall/ der ſeinem Geſellen darauff wiederfahren were; Bate/ er wolle es ihm verzeihen/ und den Todten wieder aufferwecken. Aber Epiphanius antwortete: Gott wolle es nicht aͤndern/ ſondern er ſolle todt bleiben. Verſichert euch ihr leichtfertige Knecht und Maͤgde/ die ihr euch unterweilens kranck ſtellet/ Gott wirds euch gewißlich nicht ſchencken; Straffet Er euch nicht alsbald mit Kranckheit oder mit anderm Un- gluͤcke/ ſo wird es doch zu ſeiner Zeit nicht auſſen bleiben. Der

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/389>, abgerufen am 22.11.2024.