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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Der rachgierige
da ihr ihn wider tractir[e]n wollet wie ers verdienet hab. Allein was
ist das anders als ein Phariseische Heucheley? Ein solcher Heuchler
war Absolon/ der stellete sich als ob er allen Zorn wider seinem Bru-
der Ammon hätte schwinden lassen/ und bat ihn zu Gast. Da nun Am-
mon am frölichsten war/ ließ ihn Absolon über fallen und todtschlagen.
Abex ein solch falsch Gemüth steckt in keinem rechtschaffenen Christen.
Paulus sagt Rom. 12. Die Brüderliche Liebe sey hertzlich. Und Chri-
stus sagt/ Matth. 5. Thut wol/ thut wol denen/ die euch beleidigen. Er
sagt nicht gönnet wol/ sondern thut wol/ und Matth. 18. sagt er vom
Schalcksknecht/ also wird euch mein himmlischer Vater auch thun/
wo ihr nicht vergebet von Hertzen/ von Hertzen/ ein jeglicher seinen
Bruder seine Fehle. Können diese Wort euer hartes/ steinernes/ un-
bewegliches Hertz nicht erweichen/ so citire und fordere ich euch vor
das Jüngste Gericht/ und nehme zu Zeugen an Himmel und Erde/
Sonn/ Mond und Sternen/ Engel und Ertz-Engel/ ja den Sohn
Gottes selbst/ daß ich mit treuhertziger Warnung und Ermahnung
mein Blut und Seele errette/ und euch genugsam gesagt habe/ in was
für Jammer und Elend euch euer rachgieriges Hertz stürtzen werde/
aber ihr habt eure Ohren verstopffet wie eine Schlange für dem Be-
schwerer. Jhr unbeweglicher/ ihr rachgieriger/ unbarmhertziger Lu-
cidor,
weil denn kein gut Wort bey euch hafften wil/ so muß ich euch
etwas hartes ankündigen/ ihr möget es hören oder nicht: Jhr wisset/
daß durch eure Unversöhnligkeit Wittwen und Waisen beleidiget und
betrübet werden. Und Gott hat den Wittwen eine sonderliche Zusage
gethan/ Exod. 22. daß Er ihr Geschrey erhören/ und die/ welche sie
beleidigen/ an Leib und Leben/ an Weib und Kindern straffen wolle.
Er wil sie für ihre Person mit dem Schwerdte tödten/ und ihre Wei-
ber zu Wittwen/ und ihre Kinder zu Waisen machen. Jch fürchte
mich mehr für einer weinenden Wittwen/ als für einem Curassiret
mit einem blossen Schwerd Fragt ihr aber nichts nach solchem durch
die Wolcken dringenden Geschrey/ so wisset/ daß ich sey eurer Lehrer/
und der Scribent der Epistel an die Hebr. sagt Cap. 13. Gehorchet
euren Lehrern und folget ihn/ denn sie wachen über eure Scelen/ als
die davon Rechenschafft geben sollen/ auff daß sie dz mit Freuden thun
und nicht mit Seufftzen. Denn das ist euch nit gut. Nun hab ich euch
so offt zur brüderlichen Versöhnung und Einigkeit ermahnet/ aber/ ihr
habt nicht hören/ nicht gehorchen wollen. Wolan/ so werde ich hinfü-
ro über und wider euch seufftzen/ und dieses Seufftzen wird euch nicht
gut seyn/ sondern es wird euch bekommen wie dem Hund das Gras.
Ach Lucidor! wolte Gott daß ich Wasser genug hätte in meinem
Häupt/ und meine Augen Thränenquellen wären/ so wolte ich jetzo
eine gantze Stund für euch stehen/ und wolte nur weinen und seuftzenl

Mann

Der rachgierige
da ihr ihn wider tractir[e]n wollet wie ers verdienet hab. Allein was
iſt das anders als ein Phariſeiſche Heucheley? Ein ſolcher Heuchler
war Abſolon/ der ſtellete ſich als ob er allen Zorn wider ſeinem Bru-
der Ammon haͤtte ſchwinden laſſen/ und bat ihn zu Gaſt. Da nun Am-
mon am froͤlichſten war/ ließ ihn Abſolon uͤber fallen und todtſchlagẽ.
Abex ein ſolch falſch Gemuͤth ſteckt in keinem rechtſchaffenen Chriſten.
Paulus ſagt Rom. 12. Die Bruͤderliche Liebe ſey hertzlich. Und Chri-
ſtus ſagt/ Matth. 5. Thut wol/ thut wol denen/ die euch beleidigen. Er
ſagt nicht goͤnnet wol/ ſondern thut wol/ und Matth. 18. ſagt er vom
Schalcksknecht/ alſo wird euch mein himmliſcher Vater auch thun/
wo ihr nicht vergebet von Hertzen/ von Hertzen/ ein jeglicher ſeinẽ
Bruder ſeine Fehle. Koͤnnen dieſe Wort euer hartes/ ſteinernes/ un-
bewegliches Hertz nicht erweichen/ ſo citire und fordere ich euch vor
das Juͤngſte Gericht/ und nehme zu Zeugen an Himmel und Erde/
Sonn/ Mond und Sternen/ Engel und Ertz-Engel/ ja den Sohn
Gottes ſelbſt/ daß ich mit treuhertziger Warnung und Ermahnung
mein Blut und Seele errette/ und euch genugſam geſagt habe/ in was
fuͤr Jammer und Elend euch euer rachgieriges Hertz ſtuͤrtzen werde/
aber ihr habt eure Ohren verſtopffet wie eine Schlange fuͤr dem Be-
ſchwerer. Jhr unbeweglicher/ ihr rachgieriger/ unbarmhertziger Lu-
cidor,
weil denn kein gut Wort bey euch hafften wil/ ſo muß ich euch
etwas hartes ankuͤndigen/ ihr moͤget es hoͤren oder nicht: Jhr wiſſet/
daß durch eure Unverſoͤhnligkeit Wittwen und Waiſen beleidiget uñ
betruͤbet werden. Und Gott hat den Wittwen eine ſonderliche Zuſage
gethan/ Exod. 22. daß Er ihr Geſchrey erhoͤren/ und die/ welche ſie
beleidigen/ an Leib und Leben/ an Weib und Kindern ſtraffen wolle.
Er wil ſie fuͤr ihre Perſon mit dem Schwerdte toͤdten/ und ihre Wei-
ber zu Wittwen/ und ihre Kinder zu Waiſen machen. Jch fuͤrchte
mich mehr fuͤr einer weinenden Wittwen/ als fuͤr einem Curaſſiret
mit einem bloſſen Schwerd Fragt ihr aber nichts nach ſolchem durch
die Wolcken dringenden Geſchrey/ ſo wiſſet/ daß ich ſey eurer Lehrer/
und der Scribent der Epiſtel an die Hebr. ſagt Cap. 13. Gehorchet
euren Lehrern und folget ihn/ denn ſie wachen uͤber eure Scelen/ als
die davon Rechenſchafft geben ſollen/ auff daß ſie dz mit Freuden thun
und nicht mit Seufftzen. Denn das iſt euch nit gut. Nun hab ich euch
ſo offt zur bruͤderlichen Verſoͤhnung und Einigkeit ermahnet/ aber/ ihr
habt nicht hoͤren/ nicht gehorchen wollen. Wolan/ ſo werde ich hinfuͤ-
ro uͤber und wider euch ſeufftzen/ und dieſes Seufftzen wird euch nicht
gut ſeyn/ ſondern es wird euch bekommen wie dem Hund das Gras.
Ach Lucidor! wolte Gott daß ich Waſſer genug haͤtte in meinem
Haͤupt/ und meine Augen Thraͤnenquellen waͤren/ ſo wolte ich jetzo
eine gantze Stund fuͤr euch ſtehen/ und wolte nur weinen und ſeuftzẽl

Mann
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[320/0362] Der rachgierige da ihr ihn wider tractiren wollet wie ers verdienet hab. Allein was iſt das anders als ein Phariſeiſche Heucheley? Ein ſolcher Heuchler war Abſolon/ der ſtellete ſich als ob er allen Zorn wider ſeinem Bru- der Ammon haͤtte ſchwinden laſſen/ und bat ihn zu Gaſt. Da nun Am- mon am froͤlichſten war/ ließ ihn Abſolon uͤber fallen und todtſchlagẽ. Abex ein ſolch falſch Gemuͤth ſteckt in keinem rechtſchaffenen Chriſten. Paulus ſagt Rom. 12. Die Bruͤderliche Liebe ſey hertzlich. Und Chri- ſtus ſagt/ Matth. 5. Thut wol/ thut wol denen/ die euch beleidigen. Er ſagt nicht goͤnnet wol/ ſondern thut wol/ und Matth. 18. ſagt er vom Schalcksknecht/ alſo wird euch mein himmliſcher Vater auch thun/ wo ihr nicht vergebet von Hertzen/ von Hertzen/ ein jeglicher ſeinẽ Bruder ſeine Fehle. Koͤnnen dieſe Wort euer hartes/ ſteinernes/ un- bewegliches Hertz nicht erweichen/ ſo citire und fordere ich euch vor das Juͤngſte Gericht/ und nehme zu Zeugen an Himmel und Erde/ Sonn/ Mond und Sternen/ Engel und Ertz-Engel/ ja den Sohn Gottes ſelbſt/ daß ich mit treuhertziger Warnung und Ermahnung mein Blut und Seele errette/ und euch genugſam geſagt habe/ in was fuͤr Jammer und Elend euch euer rachgieriges Hertz ſtuͤrtzen werde/ aber ihr habt eure Ohren verſtopffet wie eine Schlange fuͤr dem Be- ſchwerer. Jhr unbeweglicher/ ihr rachgieriger/ unbarmhertziger Lu- cidor, weil denn kein gut Wort bey euch hafften wil/ ſo muß ich euch etwas hartes ankuͤndigen/ ihr moͤget es hoͤren oder nicht: Jhr wiſſet/ daß durch eure Unverſoͤhnligkeit Wittwen und Waiſen beleidiget uñ betruͤbet werden. Und Gott hat den Wittwen eine ſonderliche Zuſage gethan/ Exod. 22. daß Er ihr Geſchrey erhoͤren/ und die/ welche ſie beleidigen/ an Leib und Leben/ an Weib und Kindern ſtraffen wolle. Er wil ſie fuͤr ihre Perſon mit dem Schwerdte toͤdten/ und ihre Wei- ber zu Wittwen/ und ihre Kinder zu Waiſen machen. Jch fuͤrchte mich mehr fuͤr einer weinenden Wittwen/ als fuͤr einem Curaſſiret mit einem bloſſen Schwerd Fragt ihr aber nichts nach ſolchem durch die Wolcken dringenden Geſchrey/ ſo wiſſet/ daß ich ſey eurer Lehrer/ und der Scribent der Epiſtel an die Hebr. ſagt Cap. 13. Gehorchet euren Lehrern und folget ihn/ denn ſie wachen uͤber eure Scelen/ als die davon Rechenſchafft geben ſollen/ auff daß ſie dz mit Freuden thun und nicht mit Seufftzen. Denn das iſt euch nit gut. Nun hab ich euch ſo offt zur bruͤderlichen Verſoͤhnung und Einigkeit ermahnet/ aber/ ihr habt nicht hoͤren/ nicht gehorchen wollen. Wolan/ ſo werde ich hinfuͤ- ro uͤber und wider euch ſeufftzen/ und dieſes Seufftzen wird euch nicht gut ſeyn/ ſondern es wird euch bekommen wie dem Hund das Gras. Ach Lucidor! wolte Gott daß ich Waſſer genug haͤtte in meinem Haͤupt/ und meine Augen Thraͤnenquellen waͤren/ ſo wolte ich jetzo eine gantze Stund fuͤr euch ſtehen/ und wolte nur weinen und ſeuftzẽl Mann

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/362>, abgerufen am 25.11.2024.