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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Der rachgierige
in die Stube käme/ wie er vorzeiten unter den Kindern GOttes er-
schienen ist/ als er den Hiob fäschlich verklagte/ so würde nicht allein
der reiche Mann/ sondern der Teufel selbst/ der doch ein Lügner von
Anbeginn ist/ endlich gestehen und bekennen müssen (daß das Elemen-
tarische oder Küchenfeuer gegen dem Höllischen/ wie ein gemahltes
Feuer sey. Was wäre das für eine Pein/ wann einer eine gantze
Stunde lang einen Finger halten solte in ein brennendes Wachsliecht?
Was wäre das für eine Pein/ wann einer eine gantze Hand einen
Tag lang solte in einer Feuers-Glut halten? Was wäre das für eine
Pein/ wann einer mit seinem gantzen Leibe in einem feurigen Ofen
hundert Jahr nach einander brennen/ und doch nicht verbrennen sol-
te? Allein was sind hundert Jahr gegen der Ewigkeit? Jch weiß/ daß
ihr in der Rechenkunst wol erfahren seyd. Allein vergebt mir/ daß ich
euch einmal examinire in dem Stück/ darinn die Rechenmeister am
ersten ihre Schüler exerciren. Saget mir ob ihr auch eine grosse
Summ Zahlen außsprechen könnet? Jch wil euch ein Exempel auff-
geben: Sagt mir/ wann ein grosser breiter Zettel wäre/ so lang daß er
umb den gantzen Erdkreiß gieng/ und stunden darauff 1 2 3 4 5 6 7 8
9 und so viel Nullen dabey als auff diesen Zettel gehen könten/ meynt
ihr wol daß ihr diese Zahl außsprechen woltet? Wann aber ihr sie
außsprechen köntet/ so wäre diese von dem allerbesten Rechenmeister
so schwerlich außgesprochene Zahl/ gegen der Ewigkeit zu rechnen/ e-
ben als wann euch einer zehenmal hundert tausend Reichsthaler schul-
dig wäre/ und wolt euch einen Pfenning auff Rechnung geben. Wann
Noah und alle Patriarchen/ wann Moses und alle Propheten/ wann
Paulus und alle Aposteln/ ja wann Gabriel und alle Engel und Ertz-
Engel jetzo hieher kämen/ so würden sie nicht genugsam außsprechen
und beschreiben können/ was für eine lange Zeit die Ewigkeit sey. Al-
lein/ was sag ich/ dz die Ewigkeit eine lange Zeit sey? Jn der Ewigkeit
ist kein Zeit/ kein Jahr/ kein Tag/ kein Anfang/ kein Ende. Wann so
viel Jahr verflossen wären als Haar auff den Köpffen gehabt haben
alle die Menschen/ welche von Ansang der Welt gelebt/ und biß zu de-
ren Untergang leben werden/ so wäre es noch nicht die EWJG-
KEJT. Sondern die Ewigkeit wird wehren so lang als Gott wird
Gott seyn. Aber wer wil mir doch dieses einige Wort EWJG
recht erklären und außlegen? Solch Erkäntniß ist mir zu wunder-
lich und zu hoch/ Jch kan es nicht begreiffen Wann ihr in einem schö-
nen köstlichen Bette/ zugerichtet von den allerbesten Pflaumen und
Federn/ welche die Schiffer auß Jßland bringen; gezieret mit köst-
lichen seidenen Vorhängen; bestreuet mit allerhand schönen wolrie-
chenden Blumen 100. Jahr nach einander liegen/ und wann ihr wol
geschlaffen/ mit den allerköstlichsten Speisen euren Hunger im Bett/

und

Der rachgierige
in die Stube kaͤme/ wie er vorzeiten unter den Kindern GOttes er-
ſchienen iſt/ als er den Hiob faͤſchlich verklagte/ ſo wuͤrde nicht allein
der reiche Mann/ ſondern der Teufel ſelbſt/ der doch ein Luͤgner von
Anbeginn iſt/ endlich geſtehen und bekennen muͤſſen (daß das Elemen-
tariſche oder Kuͤchenfeuer gegen dem Hoͤlliſchen/ wie ein gemahltes
Feuer ſey. Was waͤre das fuͤr eine Pein/ wann einer eine gantze
Stunde lang einẽ Finger halten ſolte in ein brennendes Wachsliecht?
Was waͤre das fuͤr eine Pein/ wann einer eine gantze Hand einen
Tag lang ſolte in einer Feuers-Glut halten? Was waͤre das fuͤr eine
Pein/ wann einer mit ſeinem gantzen Leibe in einem feurigen Ofen
hundert Jahr nach einander brennen/ und doch nicht verbrennen ſol-
te? Allein was ſind hundert Jahr gegen der Ewigkeit? Jch weiß/ daß
ihr in der Rechenkunſt wol erfahren ſeyd. Allein vergebt mir/ daß ich
euch einmal examinire in dem Stuͤck/ darinn die Rechenmeiſter am
erſten ihre Schuͤler exerciren. Saget mir ob ihr auch eine groſſe
Summ Zahlen außſprechen koͤnnet? Jch wil euch ein Exempel auff-
geben: Sagt mir/ wann ein groſſer breiter Zettel waͤre/ ſo lang daß er
umb den gantzen Erdkreiß gieng/ und ſtunden darauff 1 2 3 4 5 6 7 8
9 und ſo viel Nullen dabey als auff dieſen Zettel gehen koͤnten/ meynt
ihr wol daß ihr dieſe Zahl außſprechen woltet? Wann aber ihr ſie
außſprechen koͤntet/ ſo waͤre dieſe von dem allerbeſten Rechenmeiſter
ſo ſchwerlich außgeſprochene Zahl/ gegen der Ewigkeit zu rechnen/ e-
ben als wann euch einer zehenmal hundert tauſend Reichsthaler ſchul-
dig waͤre/ und wolt euch einen Pfenning auff Rechnung geben. Wañ
Noah und alle Patriarchen/ wann Moſes und alle Propheten/ wann
Paulus und alle Apoſteln/ ja wann Gabriel und alle Engel und Ertz-
Engel jetzo hieher kaͤmen/ ſo wuͤrden ſie nicht genugſam außſprechen
und beſchreiben koͤnnen/ was fuͤr eine lange Zeit die Ewigkeit ſey. Al-
lein/ was ſag ich/ dz die Ewigkeit eine lange Zeit ſey? Jn der Ewigkeit
iſt kein Zeit/ kein Jahr/ kein Tag/ kein Anfang/ kein Ende. Wann ſo
viel Jahr verfloſſen waͤren als Haar auff den Koͤpffen gehabt haben
alle die Menſchen/ welche von Anſang der Welt gelebt/ und biß zu de-
ren Untergang leben werden/ ſo waͤre es noch nicht die EWJG-
KEJT. Sondern die Ewigkeit wird wehren ſo lang als Gott wird
Gott ſeyn. Aber wer wil mir doch dieſes einige Wort EWJG
recht erklaͤren und außlegen? Solch Erkaͤntniß iſt mir zu wunder-
lich und zu hoch/ Jch kan es nicht begreiffen Wann ihr in einem ſchoͤ-
nen koͤſtlichen Bette/ zugerichtet von den allerbeſten Pflaumen und
Federn/ welche die Schiffer auß Jßland bringen; gezieret mit koͤſt-
lichen ſeidenen Vorhaͤngen; beſtreuet mit allerhand ſchoͤnen wolrie-
chenden Blumen 100. Jahr nach einander liegen/ und wann ihr wol
geſchlaffen/ mit den allerkoͤſtlichſten Speiſen euren Hunger im Bett/

und
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[318/0360] Der rachgierige in die Stube kaͤme/ wie er vorzeiten unter den Kindern GOttes er- ſchienen iſt/ als er den Hiob faͤſchlich verklagte/ ſo wuͤrde nicht allein der reiche Mann/ ſondern der Teufel ſelbſt/ der doch ein Luͤgner von Anbeginn iſt/ endlich geſtehen und bekennen muͤſſen (daß das Elemen- tariſche oder Kuͤchenfeuer gegen dem Hoͤlliſchen/ wie ein gemahltes Feuer ſey. Was waͤre das fuͤr eine Pein/ wann einer eine gantze Stunde lang einẽ Finger halten ſolte in ein brennendes Wachsliecht? Was waͤre das fuͤr eine Pein/ wann einer eine gantze Hand einen Tag lang ſolte in einer Feuers-Glut halten? Was waͤre das fuͤr eine Pein/ wann einer mit ſeinem gantzen Leibe in einem feurigen Ofen hundert Jahr nach einander brennen/ und doch nicht verbrennen ſol- te? Allein was ſind hundert Jahr gegen der Ewigkeit? Jch weiß/ daß ihr in der Rechenkunſt wol erfahren ſeyd. Allein vergebt mir/ daß ich euch einmal examinire in dem Stuͤck/ darinn die Rechenmeiſter am erſten ihre Schuͤler exerciren. Saget mir ob ihr auch eine groſſe Summ Zahlen außſprechen koͤnnet? Jch wil euch ein Exempel auff- geben: Sagt mir/ wann ein groſſer breiter Zettel waͤre/ ſo lang daß er umb den gantzen Erdkreiß gieng/ und ſtunden darauff 1 2 3 4 5 6 7 8 9 und ſo viel Nullen dabey als auff dieſen Zettel gehen koͤnten/ meynt ihr wol daß ihr dieſe Zahl außſprechen woltet? Wann aber ihr ſie außſprechen koͤntet/ ſo waͤre dieſe von dem allerbeſten Rechenmeiſter ſo ſchwerlich außgeſprochene Zahl/ gegen der Ewigkeit zu rechnen/ e- ben als wann euch einer zehenmal hundert tauſend Reichsthaler ſchul- dig waͤre/ und wolt euch einen Pfenning auff Rechnung geben. Wañ Noah und alle Patriarchen/ wann Moſes und alle Propheten/ wann Paulus und alle Apoſteln/ ja wann Gabriel und alle Engel und Ertz- Engel jetzo hieher kaͤmen/ ſo wuͤrden ſie nicht genugſam außſprechen und beſchreiben koͤnnen/ was fuͤr eine lange Zeit die Ewigkeit ſey. Al- lein/ was ſag ich/ dz die Ewigkeit eine lange Zeit ſey? Jn der Ewigkeit iſt kein Zeit/ kein Jahr/ kein Tag/ kein Anfang/ kein Ende. Wann ſo viel Jahr verfloſſen waͤren als Haar auff den Koͤpffen gehabt haben alle die Menſchen/ welche von Anſang der Welt gelebt/ und biß zu de- ren Untergang leben werden/ ſo waͤre es noch nicht die EWJG- KEJT. Sondern die Ewigkeit wird wehren ſo lang als Gott wird Gott ſeyn. Aber wer wil mir doch dieſes einige Wort EWJG recht erklaͤren und außlegen? Solch Erkaͤntniß iſt mir zu wunder- lich und zu hoch/ Jch kan es nicht begreiffen Wann ihr in einem ſchoͤ- nen koͤſtlichen Bette/ zugerichtet von den allerbeſten Pflaumen und Federn/ welche die Schiffer auß Jßland bringen; gezieret mit koͤſt- lichen ſeidenen Vorhaͤngen; beſtreuet mit allerhand ſchoͤnen wolrie- chenden Blumen 100. Jahr nach einander liegen/ und wann ihr wol geſchlaffen/ mit den allerkoͤſtlichſten Speiſen euren Hunger im Bett/ und

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/360>, abgerufen am 25.11.2024.