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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Der rachgierige
das werde euch vor jederman schimpflich seyn/ wann ihr Philandern
einen Vertrag anbietet. Allein/ warumb? Solte euch das schimpflich
seyn/ daß Gott selbst darvor hält/ daß es seiner Majestät rühmlich
sey/ und ihr wol anstehe? Dann höret/ also sagt er Hos. 11. Jch will
nicht thun nach meinem grimmigen Zorn/ noch mich
kehren Ephraim zu verderben/ dann ich bin GOtt und
kein Mensch.
Jhr werdet vielleicht gedencken/ Philander hab
es euch gar zu grob gemacht/ und ihr köntet es nicht so ungeahntet
hingehen lassen. Allein/ gesetzet/ und nicht gestanden/ daß es also sey/
so frag ich/ wie grob ihr es offtmals gegen Gott gemacht habt? Hat
Philander etwa 100. Groschenwerth übels an euch gethan/ so lauffen
hergegen eure Missethat bey Gott auff 1000. Pf. Nun wil der gute
Gott euch vergeben/ und einen Strich machen durch eine solche gros-
se Summa/ wenn ihr waare Reue und Leid darüber habt. Warumb
wollet ihr euch denn wegern dem ehrlichen Philander zu vergeben/
was er etwa in wehrendem Proceß auß Ungedult und menschlicher
Schwachheit wider euch gethan hat? Jhr gedencket vielleicht wei-
ter/ ihr könnet des Philanders wol entrahten/ ihr habet nicht nötig
euch umb seine Gunst zu bemühen/ ihr könnet wol bleiben ohn ihn.
Allein/ wer weiß ob ihr seiner entrahten könnet? Es bedarf in der Welt
der Arme des Reichen/ und der Reiche des Armen. Gott gibt nicht
alles allen/ sondern theilet seine Gaben auß nach gefallen/ auff daß
nicht einer den andern verschmehe/ sondern ihm in Nöhten beystehe.
Das hat manchen grossen Mann ruiniret und verderbet/ daß er ver-
meynet hat/ er könne seines Widersachers wol entrahten/ und hat den-
selben für gering gehalten. Die Fabul von Scarabaeo, der dem Ad-
ler die Eyer zubrach/ welche er dem Jovi in den Schos legte/ ist wol
werth/ daß sie von euch und eures gleichen wol betrachtet werd.

Saepe necat morsu spaciosum vipera taurum,
A cane non magno saepe tenetur aper.

Gehet Lucidor, oder lasset Philandern anhero holen. Und glaubt
mir/ daß/ sich selbst überwinden/ sey die gröste Stärcke/ und unter-
weilen von seinem Rechten weichen/ sey die gröste Gerechtigkeit. Der
Schalcksknecht. Mat. 18 hatte auch recht/ weil er aber sein Recht gar
zu hoch spannete/ und nicht nachgeben wolte/ wurde der König über
ihn zornig. Wann Gott mit euch und mir/ auch also gethan/ und sein
recht wider uns behalten hätte/ so würden wir alle beyde längst zum
Teufel gefahren seyn. Aber er hat sein Recht/ so er wider euch und
mich hatte/ übergeben/ und will daß wir auch also thun sollen bey un-
serm Nechsten. Jch höre daß ihr pralet von Pistol und Degen/ und
last eurem Cousin sagen/ bist du ein rechtschaffener Kerl/ so nim ein
gut Pserd/ ein gut Schwerdt/ und ein gut paar Pistolen/ und komm

an

Der rachgierige
das werde euch vor jederman ſchimpflich ſeyn/ wann ihr Philandern
einen Vertrag anbietet. Allein/ warumb? Solte euch das ſchimpflich
ſeyn/ daß Gott ſelbſt darvor haͤlt/ daß es ſeiner Majeſtaͤt ruͤhmlich
ſey/ und ihr wol anſtehe? Dann hoͤret/ alſo ſagt er Hoſ. 11. Jch will
nicht thun nach meinem grimmigen Zorn/ noch mich
kehren Ephraim zu verderben/ dann ich bin GOtt und
kein Menſch.
Jhr werdet vielleicht gedencken/ Philander hab
es euch gar zu grob gemacht/ und ihr koͤntet es nicht ſo ungeahntet
hingehen laſſen. Allein/ geſetzet/ und nicht geſtanden/ daß es alſo ſey/
ſo frag ich/ wie grob ihr es offtmals gegen Gott gemacht habt? Hat
Philander etwa 100. Groſchenwerth uͤbels an euch gethan/ ſo lauffen
hergegen eure Miſſethat bey Gott auff 1000. Pf. Nun wil der gute
Gott euch vergeben/ und einen Strich machen durch eine ſolche groſ-
ſe Summa/ wenn ihr waare Reue und Leid daruͤber habt. Warumb
wollet ihr euch denn wegern dem ehrlichen Philander zu vergeben/
was er etwa in wehrendem Proceß auß Ungedult und menſchlicher
Schwachheit wider euch gethan hat? Jhr gedencket vielleicht wei-
ter/ ihr koͤnnet des Philanders wol entrahten/ ihr habet nicht noͤtig
euch umb ſeine Gunſt zu bemuͤhen/ ihr koͤnnet wol bleiben ohn ihn.
Allein/ wer weiß ob ihr ſeiner entrahtẽ koͤnnet? Es bedarf in der Welt
der Arme des Reichen/ und der Reiche des Armen. Gott gibt nicht
alles allen/ ſondern theilet ſeine Gaben auß nach gefallen/ auff daß
nicht einer den andern verſchmehe/ ſondern ihm in Noͤhten beyſtehe.
Das hat manchen groſſen Mann ruiniret und verderbet/ daß er ver-
meynet hat/ er koͤnne ſeines Widerſachers wol entrahten/ und hat den-
ſelben fuͤr gering gehalten. Die Fabul von Scarabæo, der dem Ad-
ler die Eyer zubrach/ welche er dem Jovi in den Schos legte/ iſt wol
werth/ daß ſie von euch und eures gleichen wol betrachtet werd.

Sæpè necat morſu ſpacioſum vipera taurum,
A cane non magno ſæpè tenetur aper.

Gehet Lucidor, oder laſſet Philandern anhero holen. Und glaubt
mir/ daß/ ſich ſelbſt uͤberwinden/ ſey die groͤſte Staͤrcke/ und unter-
weilen von ſeinem Rechten weichen/ ſey die groͤſte Gerechtigkeit. Der
Schalcksknecht. Mat. 18 hatte auch recht/ weil er aber ſein Recht gar
zu hoch ſpannete/ und nicht nachgeben wolte/ wurde der Koͤnig uͤber
ihn zornig. Wann Gott mit euch und mir/ auch alſo gethan/ und ſein
recht wider uns behalten haͤtte/ ſo wuͤrden wir alle beyde laͤngſt zum
Teufel gefahren ſeyn. Aber er hat ſein Recht/ ſo er wider euch und
mich hatte/ uͤbergeben/ und will daß wir auch alſo thun ſollen bey un-
ſerm Nechſten. Jch hoͤre daß ihr pralet von Piſtol und Degen/ und
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[316/0358] Der rachgierige das werde euch vor jederman ſchimpflich ſeyn/ wann ihr Philandern einen Vertrag anbietet. Allein/ warumb? Solte euch das ſchimpflich ſeyn/ daß Gott ſelbſt darvor haͤlt/ daß es ſeiner Majeſtaͤt ruͤhmlich ſey/ und ihr wol anſtehe? Dann hoͤret/ alſo ſagt er Hoſ. 11. Jch will nicht thun nach meinem grimmigen Zorn/ noch mich kehren Ephraim zu verderben/ dann ich bin GOtt und kein Menſch. Jhr werdet vielleicht gedencken/ Philander hab es euch gar zu grob gemacht/ und ihr koͤntet es nicht ſo ungeahntet hingehen laſſen. Allein/ geſetzet/ und nicht geſtanden/ daß es alſo ſey/ ſo frag ich/ wie grob ihr es offtmals gegen Gott gemacht habt? Hat Philander etwa 100. Groſchenwerth uͤbels an euch gethan/ ſo lauffen hergegen eure Miſſethat bey Gott auff 1000. Pf. Nun wil der gute Gott euch vergeben/ und einen Strich machen durch eine ſolche groſ- ſe Summa/ wenn ihr waare Reue und Leid daruͤber habt. Warumb wollet ihr euch denn wegern dem ehrlichen Philander zu vergeben/ was er etwa in wehrendem Proceß auß Ungedult und menſchlicher Schwachheit wider euch gethan hat? Jhr gedencket vielleicht wei- ter/ ihr koͤnnet des Philanders wol entrahten/ ihr habet nicht noͤtig euch umb ſeine Gunſt zu bemuͤhen/ ihr koͤnnet wol bleiben ohn ihn. Allein/ wer weiß ob ihr ſeiner entrahtẽ koͤnnet? Es bedarf in der Welt der Arme des Reichen/ und der Reiche des Armen. Gott gibt nicht alles allen/ ſondern theilet ſeine Gaben auß nach gefallen/ auff daß nicht einer den andern verſchmehe/ ſondern ihm in Noͤhten beyſtehe. Das hat manchen groſſen Mann ruiniret und verderbet/ daß er ver- meynet hat/ er koͤnne ſeines Widerſachers wol entrahten/ und hat den- ſelben fuͤr gering gehalten. Die Fabul von Scarabæo, der dem Ad- ler die Eyer zubrach/ welche er dem Jovi in den Schos legte/ iſt wol werth/ daß ſie von euch und eures gleichen wol betrachtet werd. Sæpè necat morſu ſpacioſum vipera taurum, A cane non magno ſæpè tenetur aper. Gehet Lucidor, oder laſſet Philandern anhero holen. Und glaubt mir/ daß/ ſich ſelbſt uͤberwinden/ ſey die groͤſte Staͤrcke/ und unter- weilen von ſeinem Rechten weichen/ ſey die groͤſte Gerechtigkeit. Der Schalcksknecht. Mat. 18 hatte auch recht/ weil er aber ſein Recht gar zu hoch ſpannete/ und nicht nachgeben wolte/ wurde der Koͤnig uͤber ihn zornig. Wann Gott mit euch und mir/ auch alſo gethan/ und ſein recht wider uns behalten haͤtte/ ſo wuͤrden wir alle beyde laͤngſt zum Teufel gefahren ſeyn. Aber er hat ſein Recht/ ſo er wider euch und mich hatte/ uͤbergeben/ und will daß wir auch alſo thun ſollen bey un- ſerm Nechſten. Jch hoͤre daß ihr pralet von Piſtol und Degen/ und laſt eurem Couſin ſagen/ biſt du ein rechtſchaffener Kerl/ ſo nim ein gut Pſerd/ ein gut Schwerdt/ und ein gut paar Piſtolen/ und komm an

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/358>, abgerufen am 25.11.2024.