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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Lucidor.
zugefügten injurien gemacht haben. Dann sehet/ da David auff
dem Todtbett lag/ und an nichts mehr gedencken solt/ als an die fünff-
te Bitte im Vatter unser/ Vergib uns unser Schuld/ als wir verge-
ben unsern Schuldigern/ da lag ihm noch im Kopff/ und hatte noch
nicht verkochet/ was ihm nicht allein sein Feldhauptmann Joab ge-
than habe/ dem er damals per raison de estat durch die Finger sahe/
sondern auch was ihm von Simei begegnet sey/ da er gen Mana-
chaim gieng. Da Simei dem David am Jordan entgegen gieng/
schwur er ihm bey dem HErrn/ und sagte: Jch wil dich nicht tödten
mit dem Schwerdt. Er recommendirte aber auff seinem Todt-
bett diese beyde Personen seinem Sohn Salomon/ und begehrte/
daß er ihre graue Haar nicht mit Frieden soll in die Hölle fahren las-
sen. Wo bleibt da das/ Vergib uns unser Schuld/ wie wir vergeben
unsern Schuldigern? Allein Lucidor ich hab euch offt gesagt/ was
für ein Unterscheid sey/ zwischen Privat- und Ampts-Personen.
David hatte diesen beyden Männern für seine Privat-Person verzie-
hen. Allein 1. Reg. 2. wird beschrieben/ wie er auff seinem Todtbette
sein Königlich Ampt bestellet hab/ welches bestehet in Handhabung
der beyden Tafeln der zehen Gebot/ durch Bestellung deß reinen
Gottesdienstes in Kirchen und Schulen/ in Beschützung und Beloh-
nung der Tugenden/ und in Straff der Laster. Und schickt sich dieses
Exempel Davids auff eine Person/ wie eine Faust auff ein Auge. Jch
hab einen andern gehört/ der meynte er trete in die Fußstapffen deß
Königs Davids/ und lasse sein sonderbare Andacht sehen/ wann er
Morgens und Abends wider seine Widersacher auß dem 109. Ps. bete
und sage: HErr/ setze Gottlose über ihn/ und der Satan müsse stehen
zu seiner Rechten. Seiner Tag müssen wenig werden/ und sein Ampt
müsse ein ander empfangen. Seine Kinder müssen Wäisen werden/
und sein Weib ein Witwe. Seine Kinder müssen in der Jrre gehen
und betteln/ und suchen als die verdorben sind. Es müsse der Wu-
cherer außsaugen alles was er hat/ und Frembde müssen seine Güter
rauben. Niemand müsse ihm guts thun/ und niemand erbarme sich
seiner Wäisen. Seine Nachkommen müssen außgerottet werden/
ihr Name müsse im andern Glied vertilget werden. Seiner Vä-
ter Missethat müsse gedacht werden für dem HErrn/ und seiner
Mutter Sünde müsse nicht außgetilget werden/ etc. Er ziehe den
Fluch an wie sein Hembd/ derselbe gehe in sein inwendiges wie
Wasser/ und wie Oel in sein Gebein. Er werde ihm wie ein
Kleid das er an hat/ und sey ihm wie ein Gurtel/ damit er sich
allzeit gürte. Allein von wem redet David in diesem Psalm? Er
redet als ein Prophet von dem Verräther Juda (Actor. 1. vers.
20.) und von denen die Christum gefangen/ gebunden und gecreu-

tziget
U ij

Lucidor.
zugefuͤgten injurien gemacht haben. Dann ſehet/ da David auff
dem Todtbett lag/ und an nichts mehr gedencken ſolt/ als an die fuͤnff-
te Bitte im Vatter unſer/ Vergib uns unſer Schuld/ als wir verge-
ben unſern Schuldigern/ da lag ihm noch im Kopff/ und hatte noch
nicht verkochet/ was ihm nicht allein ſein Feldhauptmann Joab ge-
than habe/ dem er damals per raiſon de eſtat durch die Finger ſahe/
ſondern auch was ihm von Simei begegnet ſey/ da er gen Mana-
chaim gieng. Da Simei dem David am Jordan entgegen gieng/
ſchwur er ihm bey dem HErrn/ und ſagte: Jch wil dich nicht toͤdten
mit dem Schwerdt. Er recommendirte aber auff ſeinem Todt-
bett dieſe beyde Perſonen ſeinem Sohn Salomon/ und begehrte/
daß er ihre graue Haar nicht mit Frieden ſoll in die Hoͤlle fahren laſ-
ſen. Wo bleibt da das/ Vergib uns unſer Schuld/ wie wir vergeben
unſern Schuldigern? Allein Lucidor ich hab euch offt geſagt/ was
fuͤr ein Unterſcheid ſey/ zwiſchen Privat- und Ampts-Perſonen.
David hatte dieſen beyden Maͤnnern fuͤr ſeine Privat-Perſon verzie-
hen. Allein 1. Reg. 2. wird beſchrieben/ wie er auff ſeinem Todtbette
ſein Koͤniglich Ampt beſtellet hab/ welches beſtehet in Handhabung
der beyden Tafeln der zehen Gebot/ durch Beſtellung deß reinen
Gottesdienſtes in Kirchen und Schulen/ in Beſchuͤtzung und Beloh-
nung der Tugenden/ und in Straff der Laſter. Und ſchickt ſich dieſes
Exempel Davids auff eine Perſon/ wie eine Fauſt auff ein Auge. Jch
hab einen andern gehoͤrt/ der meynte er trete in die Fußſtapffen deß
Koͤnigs Davids/ und laſſe ſein ſonderbare Andacht ſehen/ wann er
Morgens und Abends wider ſeine Widerſacher auß dem 109. Pſ. bete
und ſage: HErr/ ſetze Gottloſe uͤber ihn/ und der Satan muͤſſe ſtehen
zu ſeiner Rechten. Seiner Tag muͤſſen wenig werden/ und ſein Ampt
muͤſſe ein ander empfangen. Seine Kinder muͤſſen Waͤiſen werden/
und ſein Weib ein Witwe. Seine Kinder muͤſſen in der Jrre gehen
und betteln/ und ſuchen als die verdorben ſind. Es muͤſſe der Wu-
cherer außſaugen alles was er hat/ und Frembde muͤſſen ſeine Guͤter
rauben. Niemand muͤſſe ihm guts thun/ und niemand erbarme ſich
ſeiner Waͤiſen. Seine Nachkommen muͤſſen außgerottet werden/
ihr Name muͤſſe im andern Glied vertilget werden. Seiner Vaͤ-
ter Miſſethat muͤſſe gedacht werden fuͤr dem HErrn/ und ſeiner
Mutter Suͤnde muͤſſe nicht außgetilget werden/ ꝛc. Er ziehe den
Fluch an wie ſein Hembd/ derſelbe gehe in ſein inwendiges wie
Waſſer/ und wie Oel in ſein Gebein. Er werde ihm wie ein
Kleid das er an hat/ und ſey ihm wie ein Gurtel/ damit er ſich
allzeit guͤrte. Allein von wem redet David in dieſem Pſalm? Er
redet als ein Prophet von dem Verraͤther Juda (Actor. 1. verſ.
20.) und von denen die Chriſtum gefangen/ gebunden und gecreu-

tziget
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[307/0349] Lucidor. zugefuͤgten injurien gemacht haben. Dann ſehet/ da David auff dem Todtbett lag/ und an nichts mehr gedencken ſolt/ als an die fuͤnff- te Bitte im Vatter unſer/ Vergib uns unſer Schuld/ als wir verge- ben unſern Schuldigern/ da lag ihm noch im Kopff/ und hatte noch nicht verkochet/ was ihm nicht allein ſein Feldhauptmann Joab ge- than habe/ dem er damals per raiſon de eſtat durch die Finger ſahe/ ſondern auch was ihm von Simei begegnet ſey/ da er gen Mana- chaim gieng. Da Simei dem David am Jordan entgegen gieng/ ſchwur er ihm bey dem HErrn/ und ſagte: Jch wil dich nicht toͤdten mit dem Schwerdt. Er recommendirte aber auff ſeinem Todt- bett dieſe beyde Perſonen ſeinem Sohn Salomon/ und begehrte/ daß er ihre graue Haar nicht mit Frieden ſoll in die Hoͤlle fahren laſ- ſen. Wo bleibt da das/ Vergib uns unſer Schuld/ wie wir vergeben unſern Schuldigern? Allein Lucidor ich hab euch offt geſagt/ was fuͤr ein Unterſcheid ſey/ zwiſchen Privat- und Ampts-Perſonen. David hatte dieſen beyden Maͤnnern fuͤr ſeine Privat-Perſon verzie- hen. Allein 1. Reg. 2. wird beſchrieben/ wie er auff ſeinem Todtbette ſein Koͤniglich Ampt beſtellet hab/ welches beſtehet in Handhabung der beyden Tafeln der zehen Gebot/ durch Beſtellung deß reinen Gottesdienſtes in Kirchen und Schulen/ in Beſchuͤtzung und Beloh- nung der Tugenden/ und in Straff der Laſter. Und ſchickt ſich dieſes Exempel Davids auff eine Perſon/ wie eine Fauſt auff ein Auge. Jch hab einen andern gehoͤrt/ der meynte er trete in die Fußſtapffen deß Koͤnigs Davids/ und laſſe ſein ſonderbare Andacht ſehen/ wann er Morgens und Abends wider ſeine Widerſacher auß dem 109. Pſ. bete und ſage: HErr/ ſetze Gottloſe uͤber ihn/ und der Satan muͤſſe ſtehen zu ſeiner Rechten. Seiner Tag muͤſſen wenig werden/ und ſein Ampt muͤſſe ein ander empfangen. Seine Kinder muͤſſen Waͤiſen werden/ und ſein Weib ein Witwe. Seine Kinder muͤſſen in der Jrre gehen und betteln/ und ſuchen als die verdorben ſind. Es muͤſſe der Wu- cherer außſaugen alles was er hat/ und Frembde muͤſſen ſeine Guͤter rauben. Niemand muͤſſe ihm guts thun/ und niemand erbarme ſich ſeiner Waͤiſen. Seine Nachkommen muͤſſen außgerottet werden/ ihr Name muͤſſe im andern Glied vertilget werden. Seiner Vaͤ- ter Miſſethat muͤſſe gedacht werden fuͤr dem HErrn/ und ſeiner Mutter Suͤnde muͤſſe nicht außgetilget werden/ ꝛc. Er ziehe den Fluch an wie ſein Hembd/ derſelbe gehe in ſein inwendiges wie Waſſer/ und wie Oel in ſein Gebein. Er werde ihm wie ein Kleid das er an hat/ und ſey ihm wie ein Gurtel/ damit er ſich allzeit guͤrte. Allein von wem redet David in dieſem Pſalm? Er redet als ein Prophet von dem Verraͤther Juda (Actor. 1. verſ. 20.) und von denen die Chriſtum gefangen/ gebunden und gecreu- tziget U ij

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/349>, abgerufen am 25.11.2024.