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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Freund in der Noht.
welches ihm sein Feld getragen hatte/ wolte einsamlen/ und sicher
heimbrachte/ so muste er es gleichsam für eine Beute halten. Zu der-
selben Zeit/ kam der Engel des HErrn/ und setzte sich unter eine
Eiche zu. Ophra/ die da war Joab/ des Vaters der Esri-
ter/ und sein Sohn Gideon drasch weitzen an der Ke[unleserliches Material - 2 Zeichen fehlen]
ter/ daß er flöhe für den Midianitern. Da erschien ihm
der Engel des HErrn/ und sprach zu ihm. Der HErr
ist mit dir/ du streitbarer Held. Gideon aber sprach zu
ihm: Mein HErr ist der HErr mit uns? Warum ist
uns denn solches alles widerfahren? Und wo sind alle
seine Wunder/ die uns unser Väter erzehlten/ und spra-
chen: Der HErr hat uns auß Egypten geführet. Nun
aber hat uns der HErr verlassen/ und unter der Midia-
niter Hände gegeben. Der HErr aber wandte sich zu
ihm/ und sprach: Gehe hin in dieser deiner Kraft/ du solt
Jsrael erlösen auß der Midianiter Hände. Sihe/ ich ha-
be dich gesandt. Er aber sprach zu ihm: Mein HErr/
womit soll ich Jsrael erlösen? Sihe/ meine Freundschafft
ist die geringsie in Manasse/ und ich bin der kleinest in
meines Vaters Hause. Der HErr aber sprach zu ihm:
Jch will mit dir seyn/ daß du die Midianiter schlagen
solt/ wie einen eintzeln Mann.
Dieser gute Gideon meinte/
unser HErr Gott sey nicht bey ihm in der Noht/ sondern er sey von
ihm/ und allen Jsraeliten/ viel hundert Meilen gewichen. Dann/
sagt er: Jst der HErr mit uns? Warum wiederfährt uns
dann dieses alles?
Allein/ du guter Gideon/ was treibt unsern
HErrn Gott vor eine Noht darzu/ daß er einem jeglichen sagt/ war-
umb Er dieses oder jenes thue/ oder geschehen lassen? Es ist Gott ein
verborgener Gott. Da dieser Gideon/ dieser Weitzendrescher/ meinte/
er sey gantz capot gemacht/ es sey mit ihm und seines Vaters Hauß
gantz auß/ da gab ihm Gott einen sonderbaren Helden-Muht/ mach-
te ihn zu einem General/ und animirte ihn also/ daß/ wann er wie-
der seine Feinde zu Feld zog/ rieffen seine Landsknecht mit großmüti-
ger Stimm; Hier Schwerd des Herrn und Gedeon/ Judic.
6. Da Joseph in Egypten kam/ und seinem Herrn/ dem Potiphar/
grosse und treue Dienste gethan hatte/ und an statt der Belohnung
vor seine treue Dienste/ ins Gefängnis geworffen wurde/ wurde er
ihm viel seltzame und melancholische Gedancken gemacht haben/ wann
er nicht ein gut Gewissen gehabt/ und gewust hätte/ daß Gott bey ihm
sey in dieser Noht. Dann da würde er gedacht haben: Sihe/ ich bin hier
in einen frembden Land/ darein ich nichts bracht hab/ als das blosse Leben.

Schick
r ij

Freund in der Noht.
welches ihm ſein Feld getragen hatte/ wolte einſamlen/ und ſicher
heimbrachte/ ſo muſte er es gleichſam fuͤr eine Beute halten. Zu der-
ſelben Zeit/ kam der Engel des HErrn/ und ſetzte ſich unter eine
Eiche zu. Ophra/ die da war Joab/ des Vaters der Eſri-
ter/ und ſein Sohn Gideon draſch weitzen an der Ke[unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen]
ter/ daß er floͤhe fuͤr den Midianitern. Da erſchien ihm
der Engel des HErrn/ und ſprach zu ihm. Der HErr
iſt mit dir/ du ſtreitbarer Held. Gideon aber ſprach zu
ihm: Mein HErr iſt der HErr mit uns? Warum iſt
uns denn ſolches alles widerfahren? Und wo ſind alle
ſeine Wunder/ die uns unſer Vaͤter erzehlten/ und ſpra-
chen: Der HErr hat uns auß Egypten gefuͤhret. Nun
aber hat uns der HErr verlaſſen/ und unter der Midia-
niter Haͤnde gegeben. Der HErr aber wandte ſich zu
ihm/ und ſprach: Gehe hin in dieſer deiner Kraft/ du ſolt
Jſrael erloͤſen auß der Midianiter Haͤnde. Sihe/ ich ha-
be dich geſandt. Er aber ſprach zu ihm: Mein HErr/
womit ſoll ich Jſrael erloͤſen? Sihe/ meine Freundſchafft
iſt die geringſie in Manaſſe/ und ich bin der kleineſt in
meines Vaters Hauſe. Der HErr aber ſprach zu ihm:
Jch will mit dir ſeyn/ daß du die Midianiter ſchlagen
ſolt/ wie einen eintzeln Mann.
Dieſer gute Gideon meinte/
unſer HErr Gott ſey nicht bey ihm in der Noht/ ſondern er ſey von
ihm/ und allen Jſraeliten/ viel hundert Meilen gewichen. Dann/
ſagt er: Jſt der HErr mit uns? Warum wiederfaͤhrt uns
dann dieſes alles?
Allein/ du guter Gideon/ was treibt unſern
HErrn Gott vor eine Noht darzu/ daß er einem jeglichen ſagt/ war-
umb Er dieſes oder jenes thue/ oder geſchehen laſſen? Es iſt Gott ein
verborgener Gott. Da dieſer Gideon/ dieſer Weitzendreſcher/ meinte/
er ſey gantz capot gemacht/ es ſey mit ihm und ſeines Vaters Hauß
gantz auß/ da gab ihm Gott einen ſonderbaren Helden-Muht/ mach-
te ihn zu einem General/ und animirte ihn alſo/ daß/ wann er wie-
der ſeine Feinde zu Feld zog/ rieffen ſeine Landsknecht mit großmuͤti-
ger Stimm; Hier Schwerd des Herrn und Gedeon/ Judic.
6. Da Joſeph in Egypten kam/ und ſeinem Herrn/ dem Potiphar/
groſſe und treue Dienſte gethan hatte/ und an ſtatt der Belohnung
vor ſeine treue Dienſte/ ins Gefaͤngnis geworffen wurde/ wurde er
ihm viel ſeltzame und melancholiſche Gedancken gemacht haben/ wañ
er nicht ein gut Gewiſſen gehabt/ und gewuſt haͤtte/ daß Gott bey ihm
ſey in dieſer Noht. Dann da wuͤrde er gedacht haben: Sihe/ ich bin hier
in einẽ frembdẽ Land/ darein ich nichts bracht hab/ als das bloſſe Lebẽ.

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[259/0301] Freund in der Noht. welches ihm ſein Feld getragen hatte/ wolte einſamlen/ und ſicher heimbrachte/ ſo muſte er es gleichſam fuͤr eine Beute halten. Zu der- ſelben Zeit/ kam der Engel des HErrn/ und ſetzte ſich unter eine Eiche zu. Ophra/ die da war Joab/ des Vaters der Eſri- ter/ und ſein Sohn Gideon draſch weitzen an der Ke__ ter/ daß er floͤhe fuͤr den Midianitern. Da erſchien ihm der Engel des HErrn/ und ſprach zu ihm. Der HErr iſt mit dir/ du ſtreitbarer Held. Gideon aber ſprach zu ihm: Mein HErr iſt der HErr mit uns? Warum iſt uns denn ſolches alles widerfahren? Und wo ſind alle ſeine Wunder/ die uns unſer Vaͤter erzehlten/ und ſpra- chen: Der HErr hat uns auß Egypten gefuͤhret. Nun aber hat uns der HErr verlaſſen/ und unter der Midia- niter Haͤnde gegeben. Der HErr aber wandte ſich zu ihm/ und ſprach: Gehe hin in dieſer deiner Kraft/ du ſolt Jſrael erloͤſen auß der Midianiter Haͤnde. Sihe/ ich ha- be dich geſandt. Er aber ſprach zu ihm: Mein HErr/ womit ſoll ich Jſrael erloͤſen? Sihe/ meine Freundſchafft iſt die geringſie in Manaſſe/ und ich bin der kleineſt in meines Vaters Hauſe. Der HErr aber ſprach zu ihm: Jch will mit dir ſeyn/ daß du die Midianiter ſchlagen ſolt/ wie einen eintzeln Mann. Dieſer gute Gideon meinte/ unſer HErr Gott ſey nicht bey ihm in der Noht/ ſondern er ſey von ihm/ und allen Jſraeliten/ viel hundert Meilen gewichen. Dann/ ſagt er: Jſt der HErr mit uns? Warum wiederfaͤhrt uns dann dieſes alles? Allein/ du guter Gideon/ was treibt unſern HErrn Gott vor eine Noht darzu/ daß er einem jeglichen ſagt/ war- umb Er dieſes oder jenes thue/ oder geſchehen laſſen? Es iſt Gott ein verborgener Gott. Da dieſer Gideon/ dieſer Weitzendreſcher/ meinte/ er ſey gantz capot gemacht/ es ſey mit ihm und ſeines Vaters Hauß gantz auß/ da gab ihm Gott einen ſonderbaren Helden-Muht/ mach- te ihn zu einem General/ und animirte ihn alſo/ daß/ wann er wie- der ſeine Feinde zu Feld zog/ rieffen ſeine Landsknecht mit großmuͤti- ger Stimm; Hier Schwerd des Herrn und Gedeon/ Judic. 6. Da Joſeph in Egypten kam/ und ſeinem Herrn/ dem Potiphar/ groſſe und treue Dienſte gethan hatte/ und an ſtatt der Belohnung vor ſeine treue Dienſte/ ins Gefaͤngnis geworffen wurde/ wurde er ihm viel ſeltzame und melancholiſche Gedancken gemacht haben/ wañ er nicht ein gut Gewiſſen gehabt/ und gewuſt haͤtte/ daß Gott bey ihm ſey in dieſer Noht. Dann da wuͤrde er gedacht haben: Sihe/ ich bin hier in einẽ frembdẽ Land/ darein ich nichts bracht hab/ als das bloſſe Lebẽ. Schick r ij

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/301>, abgerufen am 22.11.2024.