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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Der gedultige
weg! Das Gesinde war weg! Die Kinder waren tod. Das
Hauß lag übern Hauffen/ und bot ein Creutz/ ein Unglück dem an-
dern die Hand. Dann sagt der H. Geist im Buch Hiob am 1. cap.
Es begab sich auff einen Tag/ daß die Kinder Gottes ka-
men/ und für den HErrn traten/ da kam der Satan auch
unter ihnen. Der HERR sprach zu dem Satan/ wo
kommst du her?
Wie das zugehe/ wann GOtt mit den guten
Engeln und bösen Geistern redet/ wann er ihnen einen Befehl gibt/
das weiß ich nicht. Jch begehr auch in H. Schrifft nicht vorwitzig
nach den Dingen zu forschen/ die mir nit dienen zu meiner Seligkeit.
Es redet aber offt der Heil. Geist von verborgenen Dingen auffs
Einfältigste/ eben wie man den Kindern pflegt etwas ein zubilden.
Also beschreibt David Psalm 18. das Wetter/ das auff dem Berg
Sinai gewesen Exod. 20. und sagt/ Gott hab den Himmel
geneigt/ und sey herab gefahren.
Mit diesen Worten accom-
modirt sich der H. Geist des gemeinen Manns Verstand. Dann
wann ein Ungewitter kommt/ so scheinets/ der Himmel sey so nidrig/
daß die Wolcken an das Dach am Hause stossen. Drumb wollen
wir uns nicht drumb bekümmern/ wie Gott mit dem Satan gere-
det/ und ihn gefragt/ wo kommst du her? Sondern ich wil dem H.
Geist die Ehre lassen/ daß er gelehrter sey als ich. Es hilfft mich
nichts zu meiner Seligkeit/ ob ichs wisse/ oder nicht wisse/ wie dieses
Gespräch geschehen sey. Es sagt aber der H. Geist/ da der Satan sey
gefragt worden/ wo kommest du her? Da hab er geantwortet/ ich
hab das Land umbher durchzogen.
Der Teuffel ist nicht ge-
storben oder begraben/ er liegt auch nicht in der Höll und schläfft/
er rumort auch nicht nur in Türckey/ in Spanien/ in Franckreich/ in
Holland/ zu Paris/ zu Venedig/ zu Ambsterdam/ zu Londen/ sondern
auch hier in dieser Stadt. Er durchwandert die gantze Welt/ und
sihet/ was ihr und ich/ und ein jeglicher in seinem Hauß mache. Er
ist auch nicht ein schwacher und geringer Geist/ sondern Christus
selbst nennet ihn einen Starcken und Gewaltigen/ und sagt/ wo er
zu schwach sey/ nehm er noch sieben Geister zu sich/ die ärger seyen/
Luc. 11.

Diesen Satan fragte Gott ferner/ hast du nicht Achtung
geben auff meinen Knecht Hiob? Dann es ist seines
gleichen nicht im Lande/ schlecht und recht/ Gottsfürch-
tig und meidet das Böse.
Der Teuffel muste selbst bekennen/
daß Hiob ein frommer Mann sey/ allein wie der Teuffel ein Lüg-
ner und Verleumbder von Anbegin gewesen ist/ also wolt er auch
den Hiob verleumden/ daß alles/ was er thue/ nur Heucheley sey.
Und sagt: Meinst du/ daß Hiob umbsonst Gott fürchte?
Hast du doch ihn/ und sein Hauß/ und alles/ was er hat/
rings umbher verwahret/ du hast dz Werck seiner Händ

gesegnet/

Der gedultige
weg! Das Geſinde war weg! Die Kinder waren tod. Das
Hauß lag uͤbern Hauffen/ und bot ein Creutz/ ein Ungluͤck dem an-
dern die Hand. Dann ſagt der H. Geiſt im Buch Hiob am 1. cap.
Es begab ſich auff einen Tag/ daß die Kinder Gottes ka-
men/ und fuͤr den HErrn traten/ da kam der Satan auch
unter ihnen. Der HERR ſprach zu dem Satan/ wo
kommſt du her?
Wie das zugehe/ wann GOtt mit den guten
Engeln und boͤſen Geiſtern redet/ wann er ihnen einen Befehl gibt/
das weiß ich nicht. Jch begehr auch in H. Schrifft nicht vorwitzig
nach den Dingen zu forſchen/ die mir nit dienen zu meiner Seligkeit.
Es redet aber offt der Heil. Geiſt von verborgenen Dingen auffs
Einfaͤltigſte/ eben wie man den Kindern pflegt etwas ein zubilden.
Alſo beſchreibt David Pſalm 18. das Wetter/ das auff dem Berg
Sinai geweſen Exod. 20. und ſagt/ Gott hab den Himmel
geneigt/ und ſey herab gefahren.
Mit dieſen Worten accom-
modirt ſich der H. Geiſt des gemeinen Manns Verſtand. Dann
wann ein Ungewitter kommt/ ſo ſcheinets/ der Himmel ſey ſo nidrig/
daß die Wolcken an das Dach am Hauſe ſtoſſen. Drumb wollen
wir uns nicht drumb bekuͤmmern/ wie Gott mit dem Satan gere-
det/ und ihn gefragt/ wo kommſt du her? Sondern ich wil dem H.
Geiſt die Ehre laſſen/ daß er gelehrter ſey als ich. Es hilfft mich
nichts zu meiner Seligkeit/ ob ichs wiſſe/ oder nicht wiſſe/ wie dieſes
Geſpraͤch geſchehen ſey. Es ſagt aber der H. Geiſt/ da der Satan ſey
gefragt worden/ wo kommeſt du her? Da hab er geantwortet/ ich
hab das Land umbher durchzogen.
Der Teuffel iſt nicht ge-
ſtorben oder begraben/ er liegt auch nicht in der Hoͤll und ſchlaͤfft/
er rumort auch nicht nur in Tuͤrckey/ in Spanien/ in Franckreich/ in
Holland/ zu Paris/ zu Venedig/ zu Ambſterdam/ zu Londen/ ſondern
auch hier in dieſer Stadt. Er durchwandert die gantze Welt/ und
ſihet/ was ihr und ich/ und ein jeglicher in ſeinem Hauß mache. Er
iſt auch nicht ein ſchwacher und geringer Geiſt/ ſondern Chriſtus
ſelbſt nennet ihn einen Starcken und Gewaltigen/ und ſagt/ wo er
zu ſchwach ſey/ nehm er noch ſieben Geiſter zu ſich/ die aͤrger ſeyen/
Luc. 11.

Dieſen Satan fragte Gott ferner/ haſt du nicht Achtung
geben auff meinen Knecht Hiob? Dann es iſt ſeines
gleichen nicht im Lande/ ſchlecht und recht/ Gottsfuͤrch-
tig und meidet das Boͤſe.
Der Teuffel muſte ſelbſt bekennen/
daß Hiob ein frommer Mann ſey/ allein wie der Teuffel ein Luͤg-
ner und Verleumbder von Anbegin geweſen iſt/ alſo wolt er auch
den Hiob verleumden/ daß alles/ was er thue/ nur Heucheley ſey.
Und ſagt: Meinſt du/ daß Hiob umbſonſt Gott fürchte?
Haſt du doch ihn/ und ſein Hauß/ und alles/ was er hat/
rings umbher verwahret/ du haſt dz Werck ſeiner Haͤnd

geſegnet/
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[156/0198] Der gedultige weg! Das Geſinde war weg! Die Kinder waren tod. Das Hauß lag uͤbern Hauffen/ und bot ein Creutz/ ein Ungluͤck dem an- dern die Hand. Dann ſagt der H. Geiſt im Buch Hiob am 1. cap. Es begab ſich auff einen Tag/ daß die Kinder Gottes ka- men/ und fuͤr den HErrn traten/ da kam der Satan auch unter ihnen. Der HERR ſprach zu dem Satan/ wo kommſt du her? Wie das zugehe/ wann GOtt mit den guten Engeln und boͤſen Geiſtern redet/ wann er ihnen einen Befehl gibt/ das weiß ich nicht. Jch begehr auch in H. Schrifft nicht vorwitzig nach den Dingen zu forſchen/ die mir nit dienen zu meiner Seligkeit. Es redet aber offt der Heil. Geiſt von verborgenen Dingen auffs Einfaͤltigſte/ eben wie man den Kindern pflegt etwas ein zubilden. Alſo beſchreibt David Pſalm 18. das Wetter/ das auff dem Berg Sinai geweſen Exod. 20. und ſagt/ Gott hab den Himmel geneigt/ und ſey herab gefahren. Mit dieſen Worten accom- modirt ſich der H. Geiſt des gemeinen Manns Verſtand. Dann wann ein Ungewitter kommt/ ſo ſcheinets/ der Himmel ſey ſo nidrig/ daß die Wolcken an das Dach am Hauſe ſtoſſen. Drumb wollen wir uns nicht drumb bekuͤmmern/ wie Gott mit dem Satan gere- det/ und ihn gefragt/ wo kommſt du her? Sondern ich wil dem H. Geiſt die Ehre laſſen/ daß er gelehrter ſey als ich. Es hilfft mich nichts zu meiner Seligkeit/ ob ichs wiſſe/ oder nicht wiſſe/ wie dieſes Geſpraͤch geſchehen ſey. Es ſagt aber der H. Geiſt/ da der Satan ſey gefragt worden/ wo kommeſt du her? Da hab er geantwortet/ ich hab das Land umbher durchzogen. Der Teuffel iſt nicht ge- ſtorben oder begraben/ er liegt auch nicht in der Hoͤll und ſchlaͤfft/ er rumort auch nicht nur in Tuͤrckey/ in Spanien/ in Franckreich/ in Holland/ zu Paris/ zu Venedig/ zu Ambſterdam/ zu Londen/ ſondern auch hier in dieſer Stadt. Er durchwandert die gantze Welt/ und ſihet/ was ihr und ich/ und ein jeglicher in ſeinem Hauß mache. Er iſt auch nicht ein ſchwacher und geringer Geiſt/ ſondern Chriſtus ſelbſt nennet ihn einen Starcken und Gewaltigen/ und ſagt/ wo er zu ſchwach ſey/ nehm er noch ſieben Geiſter zu ſich/ die aͤrger ſeyen/ Luc. 11. Dieſen Satan fragte Gott ferner/ haſt du nicht Achtung geben auff meinen Knecht Hiob? Dann es iſt ſeines gleichen nicht im Lande/ ſchlecht und recht/ Gottsfuͤrch- tig und meidet das Boͤſe. Der Teuffel muſte ſelbſt bekennen/ daß Hiob ein frommer Mann ſey/ allein wie der Teuffel ein Luͤg- ner und Verleumbder von Anbegin geweſen iſt/ alſo wolt er auch den Hiob verleumden/ daß alles/ was er thue/ nur Heucheley ſey. Und ſagt: Meinſt du/ daß Hiob umbſonſt Gott fürchte? Haſt du doch ihn/ und ſein Hauß/ und alles/ was er hat/ rings umbher verwahret/ du haſt dz Werck ſeiner Haͤnd geſegnet/

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/198>, abgerufen am 02.05.2024.