Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].SALOMO oder Jch erinnere mich/ daß einsmals ein Kauffmannn zu Amsterdam eine III. Saget Salomon in seinem Prediger/ Er habe ihm Tei- Fisch-
SALOMO oder Jch erinnere mich/ daß einsmals ein Kauffmãnn zu Amſterdam eine III. Saget Salomon in ſeinem Prediger/ Er habe ihm Tei- Fiſch-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0142" n="100"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SALOMO</hi></hi> oder</hi> </fw><lb/> <p>Jch erinnere mich/ daß einsmals ein Kauffmãnn zu Amſterdam eine<lb/> Zwiebel von einer Tulipan gekaufft hatte umb 500. Hollaͤndiſche<lb/> Guͤlden. Kurtz hernach brachte ihm ein Botsman etliche fremde<lb/> Wahren/ da ließ er ihm einen friſchen Hering geben/ und eine Kanne<lb/> Bier. Nun hatte er dieſe Zwiebel von der Tulipan in das Fenſter<lb/> geleget. Der Bohtsman ſahe dieſe Zwiebel an/ und meynet es<lb/> ſey eine gemeine Zwiebel/ ſchaͤlte ſie/ und fraß ſie zu dem Hering.<lb/> Der Kauffmann ſuchte endlich ſeine Zwiebel/ ſeine Tulipan/ uud be-<lb/> fand endlich/ daß der Bohtsmann ihm bey dem Hering mehr verfreſ-<lb/> ſen habe als wenn er den Printzen von Uranien zu gaſte gehabt haͤtte.<lb/> Jch bekenne/ daß ich ein groſſer Liehhaber der Gaͤrten ſey. Es gehet<lb/> mir aber wie jener Jungfer/ welche ſagte/ ſie ſey ſchoͤn genug/ Allein<lb/> ihre Schoͤnheit ſey nicht recht verſetzt. Das rothe/ daß ſie an den<lb/> Lippen haben ſolt/ das habe ſie in den Augen/ das ſchwartze/ das ſie<lb/> in den Augen haben ſolt/ das habe ſie an den Zaͤhnen. Meine Bette-<lb/> ley iſt mir auch unrecht verſetzt. Jch wolte daß ich ein paar Plaͤtze/<lb/> die ich anderswo habe/ allhie haͤtte/ ſo wolt ich mir anordnen laſſen<lb/> einen Garten/ darinn wolt ich nur haben lauter Straͤuch und Zwie-<lb/> belwerck/ welche/ wann man ſie einmal hat/ ſo <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">converſiren</hi></hi> ſie ſich ſelb-<lb/> ſten/ und man darff nicht alle Fruͤling zum Gaͤrtuer lauffen. Zur Luſt<lb/> wolte ich haben weiſſe Lilien/ Roßmarien/ Roſenſtoͤcke/ Violet und<lb/> allerhand Negelein oder Grasroſen. Auff die Tulipan wolt ich<lb/> nicht einen Doppelſchilling ſpendiren. Sonſten wolte ich mich be-<lb/> muͤhen umb allerhand ſchoͤne Kuͤchenſpeiſe/ allerhand Sallat/ Kohl/<lb/> und dergleichen/ und einen ſchoͤnen Baum- und Kraͤutergarten an-<lb/> richten/ wie jener Hollaͤndiſche Prediger in der Muffſchantze hatte/<lb/> deſſen Nahme mir jtzo nicht einfallen wil/ oder wie Hans Meyland<lb/> zu Hamburg hat. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Et prodeſſe debent, & delectare Coloni.</hi></hi> Von<lb/> artiger Anſtalt eines guten nuͤtzlichen und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">plai</hi></hi>ſirlichen Garten/ be-<lb/> ſehet die Kupfferſtuͤcke Herrn Furtenbachs/ Herꝛn <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Petri Laurenber-<lb/> gii Horticultaram,</hi></hi> und leſet darneben mit Fleiß/ was der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Baron<lb/> Baconus</hi></hi> ſaget in ſeinen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Sermonibus fidelibus capit. 44. de Hor-<lb/> tis.</hi></hi></p><lb/> <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">III.</hi></hi> Saget Salomon in ſeinem Prediger/ <hi rendition="#fr">Er habe ihm Tei-<lb/> che gemacht/ dar auß zu waͤſſern den Wald der gruͤnen<lb/> Baͤume.</hi> Unter allen Dingen die ein Landgut zierlich/ anſehn-<lb/> lich und nuͤtzlich machen/ ſind erſtlich herꝛliche Fiſchereyen und zum<lb/> andern luſtige Waͤlder. Dann wann dieſe Stuͤcke einmal in gu-<lb/> tem Stande ſind/ ſo koſten ſie wenig oder nichts zu unterhalten/ und<lb/> tragen jaͤhrlich viel ein. Wilhelm von Berenſtein/ ein Boͤhmiſcher<lb/> Landherꝛ iſt gefragt word en/ welcher Meyerhoff am allernuͤtzlichſten<lb/> und fuͤrtraͤglichſten ſey? Da hat er geantwortet/ der/ welcher viel<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Fiſch-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [100/0142]
SALOMO oder
Jch erinnere mich/ daß einsmals ein Kauffmãnn zu Amſterdam eine
Zwiebel von einer Tulipan gekaufft hatte umb 500. Hollaͤndiſche
Guͤlden. Kurtz hernach brachte ihm ein Botsman etliche fremde
Wahren/ da ließ er ihm einen friſchen Hering geben/ und eine Kanne
Bier. Nun hatte er dieſe Zwiebel von der Tulipan in das Fenſter
geleget. Der Bohtsman ſahe dieſe Zwiebel an/ und meynet es
ſey eine gemeine Zwiebel/ ſchaͤlte ſie/ und fraß ſie zu dem Hering.
Der Kauffmann ſuchte endlich ſeine Zwiebel/ ſeine Tulipan/ uud be-
fand endlich/ daß der Bohtsmann ihm bey dem Hering mehr verfreſ-
ſen habe als wenn er den Printzen von Uranien zu gaſte gehabt haͤtte.
Jch bekenne/ daß ich ein groſſer Liehhaber der Gaͤrten ſey. Es gehet
mir aber wie jener Jungfer/ welche ſagte/ ſie ſey ſchoͤn genug/ Allein
ihre Schoͤnheit ſey nicht recht verſetzt. Das rothe/ daß ſie an den
Lippen haben ſolt/ das habe ſie in den Augen/ das ſchwartze/ das ſie
in den Augen haben ſolt/ das habe ſie an den Zaͤhnen. Meine Bette-
ley iſt mir auch unrecht verſetzt. Jch wolte daß ich ein paar Plaͤtze/
die ich anderswo habe/ allhie haͤtte/ ſo wolt ich mir anordnen laſſen
einen Garten/ darinn wolt ich nur haben lauter Straͤuch und Zwie-
belwerck/ welche/ wann man ſie einmal hat/ ſo converſiren ſie ſich ſelb-
ſten/ und man darff nicht alle Fruͤling zum Gaͤrtuer lauffen. Zur Luſt
wolte ich haben weiſſe Lilien/ Roßmarien/ Roſenſtoͤcke/ Violet und
allerhand Negelein oder Grasroſen. Auff die Tulipan wolt ich
nicht einen Doppelſchilling ſpendiren. Sonſten wolte ich mich be-
muͤhen umb allerhand ſchoͤne Kuͤchenſpeiſe/ allerhand Sallat/ Kohl/
und dergleichen/ und einen ſchoͤnen Baum- und Kraͤutergarten an-
richten/ wie jener Hollaͤndiſche Prediger in der Muffſchantze hatte/
deſſen Nahme mir jtzo nicht einfallen wil/ oder wie Hans Meyland
zu Hamburg hat. Et prodeſſe debent, & delectare Coloni. Von
artiger Anſtalt eines guten nuͤtzlichen und plaiſirlichen Garten/ be-
ſehet die Kupfferſtuͤcke Herrn Furtenbachs/ Herꝛn Petri Laurenber-
gii Horticultaram, und leſet darneben mit Fleiß/ was der Baron
Baconus ſaget in ſeinen Sermonibus fidelibus capit. 44. de Hor-
tis.
III. Saget Salomon in ſeinem Prediger/ Er habe ihm Tei-
che gemacht/ dar auß zu waͤſſern den Wald der gruͤnen
Baͤume. Unter allen Dingen die ein Landgut zierlich/ anſehn-
lich und nuͤtzlich machen/ ſind erſtlich herꝛliche Fiſchereyen und zum
andern luſtige Waͤlder. Dann wann dieſe Stuͤcke einmal in gu-
tem Stande ſind/ ſo koſten ſie wenig oder nichts zu unterhalten/ und
tragen jaͤhrlich viel ein. Wilhelm von Berenſtein/ ein Boͤhmiſcher
Landherꝛ iſt gefragt word en/ welcher Meyerhoff am allernuͤtzlichſten
und fuͤrtraͤglichſten ſey? Da hat er geantwortet/ der/ welcher viel
Fiſch-
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