Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Regenten-Spiegel. ser Begierd. Endlich sagte Antenor/ daß er beten und auffstehen müs-se/ dann er sey müd/ und müsse sich zur Ruh begeben. Er hab auch/ diese Plag in der Welt/ daß er niemals unmüssiger sey/ als wann er müssig seyn/ und einen guten Tag haben wolle. Darauff nahm Phi- landerson mit sehr höfflichen Worten und Geberden Abschied/ und hatte also dieses Gespräch ein. ENDE. Das andere Tagwerck/ oder die andere Rede/ welche Antenor gegen Philanderson gethan/ von dem Leben des Königs Salomonis. Cap. IX. WEil Antenor dem Philanderson versprochen hatte/ daß er graff
Regenten-Spiegel. ſer Begierd. Endlich ſagte Antenor/ daß er beten und auffſtehen muͤſ-ſe/ dann er ſey muͤd/ und muͤſſe ſich zur Ruh begeben. Er hab auch/ dieſe Plag in der Welt/ daß er niemals unmuͤſſiger ſey/ als wann er muͤſſig ſeyn/ und einen guten Tag haben wolle. Darauff nahm Phi- landerſon mit ſehr hoͤfflichen Worten und Geberden Abſchied/ und hatte alſo dieſes Geſpraͤch ein. ENDE. Das andere Tagwerck/ oder die andere Rede/ welche Antenor gegen Philanderſon gethan/ von dem Leben des Koͤnigs Salomonis. Cap. IX. WEil Antenor dem Philanderſon verſprochen hatte/ daß er graff
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Regenten-Spiegel.
ſer Begierd. Endlich ſagte Antenor/ daß er beten und auffſtehen muͤſ-
ſe/ dann er ſey muͤd/ und muͤſſe ſich zur Ruh begeben. Er hab auch/
dieſe Plag in der Welt/ daß er niemals unmuͤſſiger ſey/ als wann er
muͤſſig ſeyn/ und einen guten Tag haben wolle. Darauff nahm Phi-
landerſon mit ſehr hoͤfflichen Worten und Geberden Abſchied/
und hatte alſo dieſes Geſpraͤch ein. ENDE.
Das andere Tagwerck/ oder die
andere Rede/ welche Antenor gegen
Philanderſon gethan/ von dem Leben des
Koͤnigs Salomonis.
Cap. IX.
WEil Antenor dem Philanderſon verſprochen hatte/ daß er
des andern Tages ſeiner wiederumb wolte gewaͤrtig ſeyn/
als/ ſetzte er andere ſerviliſche/ animo & ingenio ſuo indigna
negotia zuruͤck/ und ließ die Todten ihre Todten be-
graben. Die beſtimte Zeit und Stunde aber war noch nicht kom-
men/ als Philanderſon ſich anmelden ließ. Antenor iſt zwar nicht
omnium horarum homo, und kan nicht wol leiden/ daß man ihn zu
ungelegener Zeit importunire. Dann er hat gemeiniglich die Zeit und
Stunde zu gewiſſen affairen abgetheilet. Gleichwol gedachte er an
ſeinen alten redlichen Freund den Philandern, ſahe die hoͤfliche Gebaͤr-
de ſeines Sohns an/ und nach vielen ultro citroq́z gewechſelten freund-
lichen Complementen, ließ er ſeine Bibel holen/ fuͤhrete ihn in ein Som-
mer-haͤußlein/ welches er Splendidam miſeriam pfleget zu nennen.
Dañ dieſes Haͤußlein hiebevor ein Holtzſtall geweſen iſt/ und iſt nun-
mehr ein reformirter Stall. Aber es iſt des Churfuͤrſten von Sach-
ſen Stall bey weitem nicht gleich. Als ſie in dieſer Splendidâ miſeriâ
zuſammen kamen: ſagte Antenor: Mein ehrlicher lieber Herr Philan-
derſon, geſtern haben wir obiter betrachtet/ was in den acht erſten
Capituln des erſten Buchs der Koͤnige von dem weiſen Salomon ge-
dacht werde. Wir wollen nun ſchreiten zu dem neundten Cap. Darin-
nẽ ſehe ich/ daß Salomo dem Koͤnige Hiram zwantzig Staͤdte vereh-
ret hab/ und er zog aus die Staͤdte zu beſehen/ und ſie ge-
fielen ihm nicht/ und ſagte/ was ſind das fuͤr Staͤdte/
mein Bruder/ die du mir gegeben haſt? Das iſt faſt etwas
unhoͤflich geredet und gehandelt von Hiram. Es iſt ein recht Hollaͤn-
diſch Complement, welches ein Nachgeſchmack von einem Pfefferſack
von Tyro hat. Geſchencktem Gaulo non debes inſpicere maulo. Land-
graff
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