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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Instrumentum Pacis,
schönen und stoltzen Dame die Gunst erbitten/ mich zu verständigen/
was sie doch veranlasse und reitze/ wann sie auß dem Hause von ihren
Ehe-Liebsten zu anderen Zusammenkunften sich begeben wollen/ sie
vorhero aufs prächtigste und zierlichste sich außputzen/ da sie entwe-
der des Leibes-Schönheit mit einer nicht unehn ichen Kleiderzierde
vergleichen oder auch dessen ungestalte Heßligkeit darmit zu verschö-
nen und zu bedecken. Dann da müssen die Haarlocken gekräuset und
mit wolriechenden Cyprichen Pulver bepudert/ die Ohren mit Dia-
manten und Edelsteinen bezieret/ die Wangen mit kostbahrsten Was-
sern beschmincket/ und angefärbet seyn/ sie wenden alle ihre Gedan-
cken und Bemühung auf diesen Fleiß/ da unterrichten sie den Mund
zu reden/ Lachen und Stillschweigen/ denen Augen geben sie Gesetze zu
blicken und sich zu bewegen/ da üben sie die höflische Stellung und bil-
den der Gestalt-Schickligkeit aufs angenehmste ab/ und nehmen ge-
nau in acht auf welcherley Weise sie sich holdseelig schön und liebreich
erzeigen/ und mit allen Schmück blendungen bekleiden mögen/ die sie
am frechsten und lieb-reitzend bedüncken. Jch kan mir nicht in die Ge-
dancken führen/ zu glauben daß sies ihren Eheliebsten zu behäglichen
Gefallen thun/ dieweil sie also angethan auß seinen Augen und Ge-
genwart andern sich ins Gesichte vorstellen/ und sich freundlicher ge-
gen die gebehrden/ als gegen ihn/ so bald sie auch wieder zu Hause kom-
men/ legen sie den Schmuck wieder ab und ihre tägliche Kleidungen
an/ und bekümmern sich wenig ob sie ihren Männern gefallen oder
nicht. Jch weiß und habe gesehen daß in andern Ländern das Frauen-
Zimmer sich mit Seiden oder andern langen Gesicht-schleyern über-
decken/ daß man nichts an ihrem Anlitz und Obertheil des Leibes se-
hen noch sie anschauen oder erkennen kan/ wann sie auf offentlichen
Strassen gehen/ und würde ihnen vor die gröste Leichtfertigkeit zuge-
eignet werden/ wann sie mit entdeckten Gesichte über die Gassen spa-
zierten. Bey den Spartanern war denen Jungfrauen durch die Ge-
setze zugelassen offentlich mit entblösten Gesichtern umher zu gehen
biß sie verheyrahtet worden/ damit sie Männer suchen und finden
mögten/ nachdem sie aber gefreyet/ haben sie ihr Antlitz bedeckt/ zu be-
zeugen/ daß sie die gefundene Männer in Schutz und Ehren halten
sollen. Hingegen vermeynen unsere je wilder und frischer sie umsich
schauen und sich anstellen können/ je besser ihnen solches anstehet. Jch
habe vor 20. Jahren die Persianischen Gesandten an unterschiede-
nen Orten gesehen und von denen in Persien gewesenen Teutschen ver-
standen/ daß sie bey ihren Einzügen in die teutschen grossen Städte
bey dem grossen Zulauff des Volckes vermeynet/ es wären lauter
ehrlose unzüchtige Weiber/ die sich öffentlich und mit gantz blosen Ge-
sichte auf offentlichen Orten unter so grossem Volck-gedränge finden

und

Inſtrumentum Pacis,
ſchoͤnen und ſtoltzen Dame die Gunſt erbitten/ mich zu verſtaͤndigen/
was ſie doch veranlaſſe und reitze/ wann ſie auß dem Hauſe von ihren
Ehe-Liebſten zu anderen Zuſammenkunften ſich begeben wollen/ ſie
vorhero aufs praͤchtigſte und zierlichſte ſich außputzen/ da ſie entwe-
der des Leibes-Schoͤnheit mit einer nicht unehn ichen Kleiderzierde
vergleichen oder auch deſſen ungeſtalte Heßligkeit darmit zu verſchoͤ-
nen und zu bedecken. Dann da muͤſſen die Haarlocken gekraͤuſet und
mit wolriechenden Cyprichen Pulver bepudert/ die Ohren mit Dia-
manten und Edelſteinen bezieret/ die Wangen mit koſtbahrſten Waſ-
ſern beſchmincket/ und angefaͤrbet ſeyn/ ſie wenden alle ihre Gedan-
cken und Bemuͤhung auf dieſen Fleiß/ da unterrichten ſie den Mund
zu reden/ Lachen und Stillſchweigen/ denen Augen geben ſie Geſetze zu
blicken und ſich zu bewegen/ da uͤben ſie die hoͤfliſche Stellung und bil-
den der Geſtalt-Schickligkeit aufs angenehmſte ab/ und nehmen ge-
nau in acht auf welcherley Weiſe ſie ſich holdſeelig ſchoͤn und liebreich
erzeigen/ und mit allen Schmuͤck blendungen bekleiden moͤgen/ die ſie
am frechſten und lieb-reitzend beduͤncken. Jch kan mir nicht in die Ge-
dancken fuͤhren/ zu glauben daß ſies ihren Eheliebſten zu behaͤglichen
Gefallen thun/ dieweil ſie alſo angethan auß ſeinen Augen und Ge-
genwart andern ſich ins Geſichte vorſtellen/ und ſich freundlicher ge-
gen die gebehrden/ als gegen ihn/ ſo bald ſie auch wieder zu Hauſe kom-
men/ legen ſie den Schmuck wieder ab und ihre taͤgliche Kleidungen
an/ und bekuͤmmern ſich wenig ob ſie ihren Maͤnnern gefallen oder
nicht. Jch weiß und habe geſehen daß in andern Laͤndern das Frauen-
Zimmer ſich mit Seiden oder andern langen Geſicht-ſchleyern uͤber-
decken/ daß man nichts an ihrem Anlitz und Obertheil des Leibes ſe-
hen noch ſie anſchauen oder erkennen kan/ wann ſie auf offentlichen
Straſſen gehen/ und wuͤrde ihnen vor die groͤſte Leichtfertigkeit zuge-
eignet werden/ wann ſie mit entdeckten Geſichte uͤber die Gaſſen ſpa-
zierten. Bey den Spartanern war denen Jungfrauen durch die Ge-
ſetze zugelaſſen offentlich mit entbloͤſten Geſichtern umher zu gehen
biß ſie verheyrahtet worden/ damit ſie Maͤnner ſuchen und finden
moͤgten/ nachdem ſie aber gefreyet/ haben ſie ihr Antlitz bedeckt/ zu be-
zeugen/ daß ſie die gefundene Maͤnner in Schutz und Ehren halten
ſollen. Hingegen vermeynen unſere je wilder und friſcher ſie umſich
ſchauen und ſich anſtellen koͤnnen/ je beſſer ihnen ſolches anſtehet. Jch
habe vor 20. Jahren die Perſianiſchen Geſandten an unterſchiede-
nen Orten geſehen und von denen in Perſien geweſenen Teutſchen ver-
ſtanden/ daß ſie bey ihren Einzuͤgen in die teutſchen groſſen Staͤdte
bey dem groſſen Zulauff des Volckes vermeynet/ es waͤren lauter
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ſichte auf offentlichen Orten unter ſo groſſem Volck-gedraͤnge finden

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[146/1180] Inſtrumentum Pacis, ſchoͤnen und ſtoltzen Dame die Gunſt erbitten/ mich zu verſtaͤndigen/ was ſie doch veranlaſſe und reitze/ wann ſie auß dem Hauſe von ihren Ehe-Liebſten zu anderen Zuſammenkunften ſich begeben wollen/ ſie vorhero aufs praͤchtigſte und zierlichſte ſich außputzen/ da ſie entwe- der des Leibes-Schoͤnheit mit einer nicht unehn ichen Kleiderzierde vergleichen oder auch deſſen ungeſtalte Heßligkeit darmit zu verſchoͤ- nen und zu bedecken. Dann da muͤſſen die Haarlocken gekraͤuſet und mit wolriechenden Cyprichen Pulver bepudert/ die Ohren mit Dia- manten und Edelſteinen bezieret/ die Wangen mit koſtbahrſten Waſ- ſern beſchmincket/ und angefaͤrbet ſeyn/ ſie wenden alle ihre Gedan- cken und Bemuͤhung auf dieſen Fleiß/ da unterrichten ſie den Mund zu reden/ Lachen und Stillſchweigen/ denen Augen geben ſie Geſetze zu blicken und ſich zu bewegen/ da uͤben ſie die hoͤfliſche Stellung und bil- den der Geſtalt-Schickligkeit aufs angenehmſte ab/ und nehmen ge- nau in acht auf welcherley Weiſe ſie ſich holdſeelig ſchoͤn und liebreich erzeigen/ und mit allen Schmuͤck blendungen bekleiden moͤgen/ die ſie am frechſten und lieb-reitzend beduͤncken. Jch kan mir nicht in die Ge- dancken fuͤhren/ zu glauben daß ſies ihren Eheliebſten zu behaͤglichen Gefallen thun/ dieweil ſie alſo angethan auß ſeinen Augen und Ge- genwart andern ſich ins Geſichte vorſtellen/ und ſich freundlicher ge- gen die gebehrden/ als gegen ihn/ ſo bald ſie auch wieder zu Hauſe kom- men/ legen ſie den Schmuck wieder ab und ihre taͤgliche Kleidungen an/ und bekuͤmmern ſich wenig ob ſie ihren Maͤnnern gefallen oder nicht. Jch weiß und habe geſehen daß in andern Laͤndern das Frauen- Zimmer ſich mit Seiden oder andern langen Geſicht-ſchleyern uͤber- decken/ daß man nichts an ihrem Anlitz und Obertheil des Leibes ſe- hen noch ſie anſchauen oder erkennen kan/ wann ſie auf offentlichen Straſſen gehen/ und wuͤrde ihnen vor die groͤſte Leichtfertigkeit zuge- eignet werden/ wann ſie mit entdeckten Geſichte uͤber die Gaſſen ſpa- zierten. Bey den Spartanern war denen Jungfrauen durch die Ge- ſetze zugelaſſen offentlich mit entbloͤſten Geſichtern umher zu gehen biß ſie verheyrahtet worden/ damit ſie Maͤnner ſuchen und finden moͤgten/ nachdem ſie aber gefreyet/ haben ſie ihr Antlitz bedeckt/ zu be- zeugen/ daß ſie die gefundene Maͤnner in Schutz und Ehren halten ſollen. Hingegen vermeynen unſere je wilder und friſcher ſie umſich ſchauen und ſich anſtellen koͤnnen/ je beſſer ihnen ſolches anſtehet. Jch habe vor 20. Jahren die Perſianiſchen Geſandten an unterſchiede- nen Orten geſehen und von denen in Perſien geweſenen Teutſchen ver- ſtanden/ daß ſie bey ihren Einzuͤgen in die teutſchen groſſen Staͤdte bey dem groſſen Zulauff des Volckes vermeynet/ es waͤren lauter ehrloſe unzuͤchtige Weiber/ die ſich oͤffentlich und mit gantz bloſen Ge- ſichte auf offentlichen Orten unter ſo groſſem Volck-gedraͤnge finden und

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/1180>, abgerufen am 25.11.2024.