Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Zuschrifft. was dieser oder jener Narr von ihm schreibet/ oder ob Jhn so einSparr-Hanß schelte oder lobe. Er hat sich die Sache/ und auff Einrathen hochgelahrter Leute/ gantz auß dem Gemüthe geschla- gen/ und achtet seine Verfolger nicht werth/ daß er ihnen zu gefal- len solte eintzige Feder ansetzen. Was meynen die Herren/ könte dieser Hochverständige Mann seinen Feinden auch einen grössern Possen anthun? Jch spreche/ GOTT muß ihm dieses eingegeben haben. Jch habe die Ehre gehabt/ als ich durch Hamburg ge- reyset/ diesem theuren Mann auffzuwarten/ welcher mir geringen Menschen nicht allein sehr höflich begegnet/ sondern auch einsten mit an seinen Tisch zu gehen genötiget hat. Als jetzund das Es- sen solte auffgehaben werden/ kommt ein Weibgen/ und verehret dessen Kindern ein artig Hündgen. Diese fragen alsbald den Herrn Vatter/ wie dieser Hund solle genennet werden? Es war aber dazumal auch an dem Tische/ von dem Lande ein vornehmer und gelahrter Mann. Als aber umb den Tisch herumb gefraget wurde/ fänget dieser zu Antenorn also an: Jhre Excellenz belie- ben sich/ und lassen den Hund entweder Butter-Lecker/ oder Smit/ oder Soprin nennen. Antenor aber fienge hierauff an zu lachen/ und sagte: Nein/ Herr/ dieser Hund ist zu solchem Nahmen noch gar zu gut. Er soll aber Achts nicht/ benennet werden. Die Kinderchen kunten diesen schweren Nahmen gantz und gar im Anfang nicht behalten/ weil er Jhnen etwas schwer vorkam. Nun aber/ wenn er arme Hund etwan einen guten Bissen ertap- pet/ und darnach gefraget wird/ so schreyet alles: Achts nicht/ Achts nicht/ hätte es gethan. Allerliebste Herren/ Sie leben wol. Jch wünsche Jhnen an [Spaltenumbruch]
Geben zu Cassel/ den 30. Jul. 1659. [Spaltenumbruch] Meiner großgünst. Herren treuen Diener Filenum. Der A iij
Zuſchrifft. was dieſer oder jener Narr von ihm ſchreibet/ oder ob Jhn ſo einSparr-Hanß ſchelte oder lobe. Er hat ſich die Sache/ und auff Einrathen hochgelahrter Leute/ gantz auß dem Gemuͤthe geſchla- gen/ und achtet ſeine Verfolger nicht werth/ daß er ihnen zu gefal- len ſolte eintzige Feder anſetzen. Was meynen die Herren/ koͤnte dieſer Hochverſtaͤndige Mann ſeinen Feinden auch einen groͤſſern Poſſen anthun? Jch ſpreche/ GOTT muß ihm dieſes eingegeben haben. Jch habe die Ehre gehabt/ als ich durch Hamburg ge- reyſet/ dieſem theuren Mann auffzuwarten/ welcher mir geringen Menſchen nicht allein ſehr hoͤflich begegnet/ ſondern auch einſten mit an ſeinen Tiſch zu gehen genoͤtiget hat. Als jetzund das Eſ- ſen ſolte auffgehaben werden/ kommt ein Weibgen/ und verehret deſſen Kindern ein artig Huͤndgen. Dieſe fragen alsbald den Herrn Vatter/ wie dieſer Hund ſolle genennet werden? Es war aber dazumal auch an dem Tiſche/ von dem Lande ein vornehmer und gelahrter Mann. Als aber umb den Tiſch herumb gefraget wurde/ faͤnget dieſer zu Antenorn alſo an: Jhre Excellenz belie- ben ſich/ und laſſen den Hund entweder Butter-Lecker/ oder Smit/ oder Soprin nennen. Antenor aber fienge hierauff an zu lachen/ und ſagte: Nein/ Herr/ dieſer Hund iſt zu ſolchem Nahmen noch gar zu gut. Er ſoll aber Achts nicht/ benennet werden. Die Kinderchen kunten dieſen ſchweren Nahmen gantz und gar im Anfang nicht behalten/ weil er Jhnen etwas ſchwer vorkam. Nun aber/ wenn er arme Hund etwan einen guten Biſſen ertap- pet/ und darnach gefraget wird/ ſo ſchreyet alles: Achts nicht/ Achts nicht/ haͤtte es gethan. Allerliebſte Herren/ Sie leben wol. Jch wuͤnſche Jhnen an [Spaltenumbruch]
Geben zu Caſſel/ den 30. Jul. 1659. [Spaltenumbruch] Meiner großguͤnſt. Herren treuen Diener Filenum. Der A iij
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <floatingText> <body> <div n="1"> <div type="dedication" n="2"> <p><pb facs="#f1039" n="5"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zuſchrifft.</hi></fw><lb/> was dieſer oder jener Narr von ihm ſchreibet/ oder ob Jhn ſo ein<lb/> Sparr-Hanß ſchelte oder lobe. Er hat ſich die Sache/ und auff<lb/> Einrathen hochgelahrter Leute/ gantz auß dem Gemuͤthe geſchla-<lb/> gen/ und achtet ſeine Verfolger nicht werth/ daß er ihnen zu gefal-<lb/> len ſolte eintzige Feder anſetzen. Was meynen die Herren/ koͤnte<lb/> dieſer Hochverſtaͤndige Mann ſeinen Feinden auch einen groͤſſern<lb/> Poſſen anthun? Jch ſpreche/ GOTT muß ihm dieſes eingegeben<lb/> haben. Jch habe die Ehre gehabt/ als ich durch Hamburg ge-<lb/> reyſet/ dieſem theuren Mann auffzuwarten/ welcher mir geringen<lb/> Menſchen nicht allein ſehr hoͤflich begegnet/ ſondern auch einſten<lb/> mit an ſeinen Tiſch zu gehen genoͤtiget hat. Als jetzund das Eſ-<lb/> ſen ſolte auffgehaben werden/ kommt ein Weibgen/ und verehret<lb/> deſſen Kindern ein artig Huͤndgen. Dieſe fragen alsbald den<lb/> Herrn Vatter/ wie dieſer Hund ſolle genennet werden? Es war<lb/> aber dazumal auch an dem Tiſche/ von dem Lande ein vornehmer<lb/> und gelahrter Mann. Als aber umb den Tiſch herumb gefraget<lb/> wurde/ faͤnget dieſer zu <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Antenorn</hi></hi> alſo an: Jhre <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Excellenz</hi></hi> belie-<lb/> ben ſich/ und laſſen den Hund entweder Butter-Lecker/ oder Smit/<lb/> oder Soprin nennen. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Antenor</hi></hi> aber fienge hierauff an zu lachen/<lb/> und ſagte: Nein/ Herr/ dieſer Hund iſt zu ſolchem Nahmen noch<lb/> gar zu gut. Er ſoll aber Achts nicht/ benennet werden. Die<lb/> Kinderchen kunten dieſen ſchweren Nahmen gantz und gar im<lb/> Anfang nicht behalten/ weil er Jhnen etwas ſchwer vorkam.<lb/> Nun aber/ wenn er arme Hund etwan einen guten Biſſen ertap-<lb/> pet/ und darnach gefraget wird/ ſo ſchreyet alles: Achts nicht/<lb/> Achts nicht/ haͤtte es gethan.</p><lb/> <p>Allerliebſte Herren/ Sie leben wol. Jch wuͤnſche Jhnen an<lb/> Leib und Seele alles erſprießliches Wolergehen/ guten <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Progreß</hi></hi> in<lb/> Jhrem hohen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Studi</hi></hi>eren/ daß ſie den vorgeſetzten Zweck bald und<lb/> gluͤckſeelig erreichen moͤgen. Naͤchſt ſolcher Goͤttlichen Befeh-<lb/> lung/ wuͤnſche ich mir die groſſe Ehre zu haben/ die Zeit meines<lb/> Lebens mich zu nennen</p><lb/> <closer> <salute><cb/> Geben zu Caſſel/<lb/> den 30. Jul. 1659.<lb/><cb/> <hi rendition="#fr">Meiner großguͤnſt. Herren<lb/> treuen Diener</hi><lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Filenum.</hi></hi></hi></hi></salute> </closer> </div><lb/> <fw place="bottom" type="sig">A iij</fw> <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [5/1039]
Zuſchrifft.
was dieſer oder jener Narr von ihm ſchreibet/ oder ob Jhn ſo ein
Sparr-Hanß ſchelte oder lobe. Er hat ſich die Sache/ und auff
Einrathen hochgelahrter Leute/ gantz auß dem Gemuͤthe geſchla-
gen/ und achtet ſeine Verfolger nicht werth/ daß er ihnen zu gefal-
len ſolte eintzige Feder anſetzen. Was meynen die Herren/ koͤnte
dieſer Hochverſtaͤndige Mann ſeinen Feinden auch einen groͤſſern
Poſſen anthun? Jch ſpreche/ GOTT muß ihm dieſes eingegeben
haben. Jch habe die Ehre gehabt/ als ich durch Hamburg ge-
reyſet/ dieſem theuren Mann auffzuwarten/ welcher mir geringen
Menſchen nicht allein ſehr hoͤflich begegnet/ ſondern auch einſten
mit an ſeinen Tiſch zu gehen genoͤtiget hat. Als jetzund das Eſ-
ſen ſolte auffgehaben werden/ kommt ein Weibgen/ und verehret
deſſen Kindern ein artig Huͤndgen. Dieſe fragen alsbald den
Herrn Vatter/ wie dieſer Hund ſolle genennet werden? Es war
aber dazumal auch an dem Tiſche/ von dem Lande ein vornehmer
und gelahrter Mann. Als aber umb den Tiſch herumb gefraget
wurde/ faͤnget dieſer zu Antenorn alſo an: Jhre Excellenz belie-
ben ſich/ und laſſen den Hund entweder Butter-Lecker/ oder Smit/
oder Soprin nennen. Antenor aber fienge hierauff an zu lachen/
und ſagte: Nein/ Herr/ dieſer Hund iſt zu ſolchem Nahmen noch
gar zu gut. Er ſoll aber Achts nicht/ benennet werden. Die
Kinderchen kunten dieſen ſchweren Nahmen gantz und gar im
Anfang nicht behalten/ weil er Jhnen etwas ſchwer vorkam.
Nun aber/ wenn er arme Hund etwan einen guten Biſſen ertap-
pet/ und darnach gefraget wird/ ſo ſchreyet alles: Achts nicht/
Achts nicht/ haͤtte es gethan.
Allerliebſte Herren/ Sie leben wol. Jch wuͤnſche Jhnen an
Leib und Seele alles erſprießliches Wolergehen/ guten Progreß in
Jhrem hohen Studieren/ daß ſie den vorgeſetzten Zweck bald und
gluͤckſeelig erreichen moͤgen. Naͤchſt ſolcher Goͤttlichen Befeh-
lung/ wuͤnſche ich mir die groſſe Ehre zu haben/ die Zeit meines
Lebens mich zu nennen
Geben zu Caſſel/
den 30. Jul. 1659.
Meiner großguͤnſt. Herren
treuen Diener
Filenum.
Der
A iij
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |