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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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SALOMO oder
dahin käme/ und Abgötterey triebe/ und sie anbete. Allein leset v. 35. da
stehet/ daß Salomo außwendig an die zwo Thüren habe Schnitzwerck
lassen machen von Cherubim. Man sagt/ daß Franciscus I. der König
in Franckreich habe ein Theatrum gehabt/ wann er darauff spatzieret/
hab er ex tempore von einer jeden materia ingeniose & prolixe peroriren
können. Von diesem Theatro redet Iacobus Gohorius, ein gelahrter
Frantzoß in seinem Buch/ de Vsu & Mysteriis notarum, also: Hoc ge-
nus expeditum docendi, nostra quoque aetate Iulius quidam Camillus in
Eloquentiae disciplina tentavit, extructo adfabre Regi Francisco amphi-
theatro ligneo, in cujus partibus miro ordine condebat velut copiae quod-
dam cornu, quod promere promptum esset, adde quacunque reproposita or-
nate capioseque dicendum.
Mich dünckt fast/ ich wisse/ wie dieses Thea-
trum
sey angeordnet gewesen. Und auß diesem fundament habe ich
einsmals meinem Gnädigen Fürsten und Herrn/ Herrn Johannsen
Landgrafen zu Hessen/ eine invention an die Hand gegeben/ wie Jhre
Fürstliche Gnaden könten im Schloß zu Braubach eine Capell bauen/
darinnen die gantze Theologia durch schöne Figuren und Gemählde
könte repraesentiret werden/ also/ daß/ wann Jhre Fürstliche Gnaden
an ihrem wochentlichen Fast- und Bettag in dieser Capell herumb
spatzierten/ Sie auß diesen picturis allerhand geistliche Gedancken
schöpffen können/ und wann der Hofprediger auff der Cantzel stünde/
könte er durch dieses Mittel ex tempore peroriren und predigen de qua-
libet materia Theologica.
Und der gottselige Fürst ließ die Capell zwar
bauen/ allein eh sie zu ihrer perfection kam/ starb der tapffere und hoch-
weise Held/ in welchem ein Käyserlich und Königliches Gemüth war.
Die Kirchen werden heutiges Tages bey den Lutheranern nicht recht
erbauet. Die alten Kirchen/ welche wir haben/ die sind im Pabstthumb
erbauet worden/ nach ihrer intention, mit vielen Seulen und Pfeilern.
So manche Seul/ so manchen Pfeiler sie gehabt/ so manch Altar ha-
ben sie bauen lassen/ und so viel Messen sind zu der Pfaffen Vortheil gehal-
ten worden. Das predigen haben sie wenig geachtet. An solchen Seulen
und Pfeilern aber stösset sich deß Predigers Stimm/ daß nicht alle
Leute in der Kirchen recht hören können. Und es machet einen Prediger
sehr müde. Es ist in dieser nechsten Kirchen ein vollkommenes Orgel-
Werck/ deßgleichen nach der Lübecker und Ulmer Orgel vielleicht in
Teutschland nicht zu finden. Jhr werdet aber hören/ Herr Philander-
son/ wann auff einem hohen Fest die Kirche mit so viel tausend See-
len erfüllet ist/ wie die Orgel so bedumpffet laute? Wie solte dann ei-
nes Menschen Stimm nicht geschwächet werden? Wann ich einem
grossen Herrn diente/ der eine Kirche wolte bauen lassen/ so wolte ich
ihm rathen/ er solle nicht viel Geld unter die Erde stecken/ ein grosses
Fundament zu legen. Dann die Welt wird kein tausend Jahr mehr

stehen,

SALOMO oder
dahin kaͤme/ und Abgoͤtterey triebe/ und ſie anbete. Allein leſet v. 35. da
ſtehet/ daß Salomo außwendig an die zwo Thuͤren habe Schnitzwerck
laſſen machen von Cherubim. Man ſagt/ daß Franciſcus I. der Koͤnig
in Franckreich habe ein Theatrum gehabt/ wann er darauff ſpatzieret/
hab er ex tempore von einer jeden materia ingeniosè & prolixè peroriren
koͤnnen. Von dieſem Theatro redet Iacobus Gohorius, ein gelahrter
Frantzoß in ſeinem Buch/ de Vſu & Myſteriis notarum, alſo: Hoc ge-
nus expeditum docendi, noſtra quoque ætate Iulius quidam Camillus in
Eloquentiæ diſciplina tentavit, extructo adfabre Regi Franciſco amphi-
theatro ligneo, in cujus partibus miro ordine condebat velut copiæ quod-
dam cornu, quod promere promptum eſſet, adde quacunque repropoſita or-
natè capioſeque dicendum.
Mich duͤnckt faſt/ ich wiſſe/ wie dieſes Thea-
trum
ſey angeordnet geweſen. Und auß dieſem fundament habe ich
einsmals meinem Gnaͤdigen Fuͤrſten und Herꝛn/ Herꝛn Johannſen
Landgrafen zu Heſſen/ eine invention an die Hand gegeben/ wie Jhre
Fuͤrſtliche Gnaden koͤnten im Schloß zu Braubach eine Capell bauẽ/
darinnen die gantze Theologia durch ſchoͤne Figuren und Gemaͤhlde
koͤnte repræſentiret werden/ alſo/ daß/ wann Jhre Fuͤrſtliche Gnaden
an ihrem wochentlichen Faſt- und Bettag in dieſer Capell herumb
ſpatzierten/ Sie auß dieſen picturis allerhand geiſtliche Gedancken
ſchoͤpffen koͤnnen/ und wann der Hofprediger auff der Cantzel ſtuͤnde/
koͤnte er durch dieſes Mittel ex tempore peroriren und predigen de qua-
libet materia Theologica.
Und der gottſelige Fuͤrſt ließ die Capell zwar
bauen/ allein eh ſie zu ihrer perfection kam/ ſtarb der tapffere und hoch-
weiſe Held/ in welchem ein Kaͤyſerlich und Koͤnigliches Gemuͤth war.
Die Kirchen werden heutiges Tages bey den Lutheranern nicht recht
erbauet. Die alten Kirchen/ welche wir haben/ die ſind im Pabſtthumb
erbauet worden/ nach ihrer intention, mit vielen Seulen und Pfeilern.
So manche Seul/ ſo manchen Pfeiler ſie gehabt/ ſo manch Altar ha-
ben ſie bauẽ laſſen/ uñ ſo viel Meſſen ſind zu der Pfaffen Vortheil gehal-
ten wordẽ. Das predigen haben ſie wenig geachtet. An ſolchen Seulen
und Pfeilern aber ſtoͤſſet ſich deß Predigers Stimm/ daß nicht alle
Leute in der Kirchen recht hoͤren koͤnnen. Und es machet einen Prediger
ſehr muͤde. Es iſt in dieſer nechſten Kirchen ein vollkommenes Orgel-
Werck/ deßgleichen nach der Luͤbecker und Ulmer Orgel vielleicht in
Teutſchland nicht zu finden. Jhr werdet aber hoͤren/ Herꝛ Philander-
ſon/ wann auff einem hohen Feſt die Kirche mit ſo viel tauſend See-
len erfuͤllet iſt/ wie die Orgel ſo bedumpffet laute? Wie ſolte dann ei-
nes Menſchen Stimm nicht geſchwaͤchet werden? Wann ich einem
groſſen Herꝛn diente/ der eine Kirche wolte bauen laſſen/ ſo wolte ich
ihm rathen/ er ſolle nicht viel Geld unter die Erde ſtecken/ ein groſſes
Fundament zu legen. Dann die Welt wird kein tauſend Jahr mehr

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[48/0090] SALOMO oder dahin kaͤme/ und Abgoͤtterey triebe/ und ſie anbete. Allein leſet v. 35. da ſtehet/ daß Salomo außwendig an die zwo Thuͤren habe Schnitzwerck laſſen machen von Cherubim. Man ſagt/ daß Franciſcus I. der Koͤnig in Franckreich habe ein Theatrum gehabt/ wann er darauff ſpatzieret/ hab er ex tempore von einer jeden materia ingeniosè & prolixè peroriren koͤnnen. Von dieſem Theatro redet Iacobus Gohorius, ein gelahrter Frantzoß in ſeinem Buch/ de Vſu & Myſteriis notarum, alſo: Hoc ge- nus expeditum docendi, noſtra quoque ætate Iulius quidam Camillus in Eloquentiæ diſciplina tentavit, extructo adfabre Regi Franciſco amphi- theatro ligneo, in cujus partibus miro ordine condebat velut copiæ quod- dam cornu, quod promere promptum eſſet, adde quacunque repropoſita or- natè capioſeque dicendum. Mich duͤnckt faſt/ ich wiſſe/ wie dieſes Thea- trum ſey angeordnet geweſen. Und auß dieſem fundament habe ich einsmals meinem Gnaͤdigen Fuͤrſten und Herꝛn/ Herꝛn Johannſen Landgrafen zu Heſſen/ eine invention an die Hand gegeben/ wie Jhre Fuͤrſtliche Gnaden koͤnten im Schloß zu Braubach eine Capell bauẽ/ darinnen die gantze Theologia durch ſchoͤne Figuren und Gemaͤhlde koͤnte repræſentiret werden/ alſo/ daß/ wann Jhre Fuͤrſtliche Gnaden an ihrem wochentlichen Faſt- und Bettag in dieſer Capell herumb ſpatzierten/ Sie auß dieſen picturis allerhand geiſtliche Gedancken ſchoͤpffen koͤnnen/ und wann der Hofprediger auff der Cantzel ſtuͤnde/ koͤnte er durch dieſes Mittel ex tempore peroriren und predigen de qua- libet materia Theologica. Und der gottſelige Fuͤrſt ließ die Capell zwar bauen/ allein eh ſie zu ihrer perfection kam/ ſtarb der tapffere und hoch- weiſe Held/ in welchem ein Kaͤyſerlich und Koͤnigliches Gemuͤth war. Die Kirchen werden heutiges Tages bey den Lutheranern nicht recht erbauet. Die alten Kirchen/ welche wir haben/ die ſind im Pabſtthumb erbauet worden/ nach ihrer intention, mit vielen Seulen und Pfeilern. So manche Seul/ ſo manchen Pfeiler ſie gehabt/ ſo manch Altar ha- ben ſie bauẽ laſſen/ uñ ſo viel Meſſen ſind zu der Pfaffen Vortheil gehal- ten wordẽ. Das predigen haben ſie wenig geachtet. An ſolchen Seulen und Pfeilern aber ſtoͤſſet ſich deß Predigers Stimm/ daß nicht alle Leute in der Kirchen recht hoͤren koͤnnen. Und es machet einen Prediger ſehr muͤde. Es iſt in dieſer nechſten Kirchen ein vollkommenes Orgel- Werck/ deßgleichen nach der Luͤbecker und Ulmer Orgel vielleicht in Teutſchland nicht zu finden. Jhr werdet aber hoͤren/ Herꝛ Philander- ſon/ wann auff einem hohen Feſt die Kirche mit ſo viel tauſend See- len erfuͤllet iſt/ wie die Orgel ſo bedumpffet laute? Wie ſolte dann ei- nes Menſchen Stimm nicht geſchwaͤchet werden? Wann ich einem groſſen Herꝛn diente/ der eine Kirche wolte bauen laſſen/ ſo wolte ich ihm rathen/ er ſolle nicht viel Geld unter die Erde ſtecken/ ein groſſes Fundament zu legen. Dann die Welt wird kein tauſend Jahr mehr ſtehen,

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/90>, abgerufen am 24.11.2024.