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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Regenten-Spiegel.
sie/ es sey in vier Wochen nicht über ein Reichsthaler in der Rent Cam-
mer gewesen. Unterdessen sind der Cammer Räth/ der Cammer Schrei-
ber und Schreibers Schreiber so viel/ daß sie in vier Wochen nicht
einen/ sondern so viel Reichsthaler zu ihrer Besoldung einnehmen!
Wozu dienen sie dann? Nur daß sie den in der Rent Cammer übri-
gen Reichsthaler verwahren? Alles ist in allen Ständen bey uns wol
formirt. Außgenommen die Rent Cammer die taug nichts. Das ist un-
ser einiger Mangel! Jch hört ihm mit grosser Gedult zu/ und sagte/
Mein Herr/ ich erinnere mich/ daß mir ein vornehmer Mann gesagt/
es sey Herr Schroderus, der hochgelahrte Mann/ welcher Prediger zu
Schweinfurt und Nürnberg gewesen/ und das schöne Büchlein de
Communicatione Idiomatum
geschrieben/ einsmals als er noch ein
Student gewesen/ zu dem alten D. AEgid. Hunnio kommen/ und habe
gesagt: Herr Doctor/ ich kan Gott Lob in der Theologi wol zu recht kom-
men. Allein ich hab einen einigen Mangel/ ich kan die dicta Scripturae
nicht behalten/ D. Hunnius habe auff gut Schwäbisch ihm geantwor-
tet: Herr Magischter/ es ischt ein grosser Mangel. Es ist fürwar auch
ein grosser Mangel/ wann ein Herr kein Geld hat/ wann seine Rent-
Cammer nicht wol bestellet ist. Da gehet es lausicht her in allen andern
Ständen. Die gemeine Leute zu Hamburg segen: Wer hat das da klingt/
der bekombt leichtlich einen der da singt. Herr Cantzler Reinking sagt in
seiner Policey lib. 2. axiom. 56. Grosse Herren haben grosse Einnah-
men/ sie haben aber auch grosse Außgaben/ derowegen sie mit allem
Fleiß/ wann sie ihre Regierung glücklich führen wollen/ die Außgaben
nach der Einnahme also proportioniren und einrichten müssen/ daß jene
diese nicht übertreffen/ bey Gräflichen Einnahmen keine Fürstliche/
oder bey Fürstlichen Einnahmen/ Königliche Außgaben thun/ sondern
dahin trachten/ daß noch alle Jahr etwas im Vorrath verbleibe/ im
Fall der Noth solches haben anzugreiffen. Er erzehlet an selbigem Ort
unterschiedene Exempel/ so wol auß der Bibel/ als auch auß etlichen
Fürstlichen Testamenten/ wie grosse Herrn wol Hauß gehalten/ und
auch ihre Nachkommen in guter Haußhaltung ermahnet haben/ lib. 2.
axiom.
67. erinnert er auß den Sprichwörtern Salomonis/ wie durch
ordentlich Haußhalten alle Cammern voll werden aller köstlicher lieb-
licher Reichthumb. Er sagt ferner auß Luthero/ Wann es ordentlich
im Hause gehalten wird/ das schaffet mehr dann grosse Arbeit. Als
wann man gibt/ wo/ wann/ wem man sol/ etc. Wann aber grosse
Herrn oder andere Haußhalter/ diese drey Stück nicht in acht neh-
men/ und ohne Unterscheid/ ohne Bedacht/ und bloß nach Affecten
und nicht nach Verdienst/ auch zur Unzeit alles weggeben/ deren
Cammern werden und bleiben ledig/ wann mans schon mit Mil-
lionen hinein brächte. Denn wo es unordentlich zugehet/ da ist

von

Regenten-Spiegel.
ſie/ es ſey in vier Wochen nicht uͤber ein Reichsthaler in der Rent Cam-
mer geweſen. Unterdeſſen ſind der Cam̃er Raͤth/ der Cammer Schrei-
ber und Schreibers Schreiber ſo viel/ daß ſie in vier Wochen nicht
einen/ ſondern ſo viel Reichsthaler zu ihrer Beſoldung einnehmen!
Wozu dienen ſie dann? Nur daß ſie den in der Rent Cammer uͤbri-
gen Reichsthaler verwahren? Alles iſt in allen Staͤnden bey uns wol
formirt. Außgenommen die Rent Cammer die taug nichts. Das iſt un-
ſer einiger Mangel! Jch hoͤrt ihm mit groſſer Gedult zu/ und ſagte/
Mein Herꝛ/ ich erinnere mich/ daß mir ein vornehmer Mann geſagt/
es ſey Herꝛ Schroderus, der hochgelahrte Mann/ welcher Prediger zu
Schweinfurt und Nuͤrnberg geweſen/ und das ſchoͤne Buͤchlein de
Communicatione Idiomatum
geſchrieben/ einsmals als er noch ein
Student geweſen/ zu dem alten D. Ægid. Hunnio kommen/ und habe
geſagt: Herꝛ Doctor/ ich kan Gott Lob in der Theologi wol zu recht kom-
men. Allein ich hab einen einigen Mangel/ ich kan die dicta Scripturæ
nicht behalten/ D. Hunnius habe auff gut Schwaͤbiſch ihm geantwor-
tet: Herꝛ Magiſchter/ es iſcht ein groſſer Mangel. Es iſt fuͤrwar auch
ein groſſer Mangel/ wann ein Herꝛ kein Geld hat/ wann ſeine Rent-
Cammer nicht wol beſtellet iſt. Da gehet es lauſicht her in allen andern
Staͤnden. Die gemeine Leute zu Hamburg ſegẽ: Wer hat das da klingt/
der bekombt leichtlich einen der da ſingt. Herꝛ Cantzler Reinking ſagt in
ſeiner Policey lib. 2. axiom. 56. Groſſe Herꝛen haben groſſe Einnah-
men/ ſie haben aber auch groſſe Außgaben/ derowegen ſie mit allem
Fleiß/ wann ſie ihre Regierung gluͤcklich fuͤhren wollen/ die Außgaben
nach der Einnahme alſo proportioniren und einrichten muͤſſen/ daß jene
dieſe nicht uͤbertreffen/ bey Graͤflichen Einnahmen keine Fuͤrſtliche/
oder bey Fuͤrſtlichen Einnahmen/ Koͤnigliche Außgaben thun/ ſondern
dahin trachten/ daß noch alle Jahr etwas im Vorꝛath verbleibe/ im
Fall der Noth ſolches haben anzugreiffen. Er erzehlet an ſelbigem Ort
unterſchiedene Exempel/ ſo wol auß der Bibel/ als auch auß etlichen
Fuͤrſtlichen Teſtamenten/ wie groſſe Herꝛn wol Hauß gehalten/ und
auch ihre Nachkommen in guter Haußhaltung ermahnet haben/ lib. 2.
axiom.
67. erinnert er auß den Sprichwoͤrtern Salomonis/ wie durch
ordentlich Haußhalten alle Cammern voll werden aller koͤſtlicher lieb-
licher Reichthumb. Er ſagt ferner auß Luthero/ Wann es ordentlich
im Hauſe gehalten wird/ das ſchaffet mehr dann groſſe Arbeit. Als
wann man gibt/ wo/ wann/ wem man ſol/ ꝛc. Wann aber groſſe
Herrn oder andere Haußhalter/ dieſe drey Stuͤck nicht in acht neh-
men/ und ohne Unterſcheid/ ohne Bedacht/ und bloß nach Affecten
und nicht nach Verdienſt/ auch zur Unzeit alles weggeben/ deren
Cammern werden und bleiben ledig/ wann mans ſchon mit Mil-
lionen hinein braͤchte. Denn wo es unordentlich zugehet/ da iſt

von
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[27/0069] Regenten-Spiegel. ſie/ es ſey in vier Wochen nicht uͤber ein Reichsthaler in der Rent Cam- mer geweſen. Unterdeſſen ſind der Cam̃er Raͤth/ der Cammer Schrei- ber und Schreibers Schreiber ſo viel/ daß ſie in vier Wochen nicht einen/ ſondern ſo viel Reichsthaler zu ihrer Beſoldung einnehmen! Wozu dienen ſie dann? Nur daß ſie den in der Rent Cammer uͤbri- gen Reichsthaler verwahren? Alles iſt in allen Staͤnden bey uns wol formirt. Außgenommen die Rent Cammer die taug nichts. Das iſt un- ſer einiger Mangel! Jch hoͤrt ihm mit groſſer Gedult zu/ und ſagte/ Mein Herꝛ/ ich erinnere mich/ daß mir ein vornehmer Mann geſagt/ es ſey Herꝛ Schroderus, der hochgelahrte Mann/ welcher Prediger zu Schweinfurt und Nuͤrnberg geweſen/ und das ſchoͤne Buͤchlein de Communicatione Idiomatum geſchrieben/ einsmals als er noch ein Student geweſen/ zu dem alten D. Ægid. Hunnio kommen/ und habe geſagt: Herꝛ Doctor/ ich kan Gott Lob in der Theologi wol zu recht kom- men. Allein ich hab einen einigen Mangel/ ich kan die dicta Scripturæ nicht behalten/ D. Hunnius habe auff gut Schwaͤbiſch ihm geantwor- tet: Herꝛ Magiſchter/ es iſcht ein groſſer Mangel. Es iſt fuͤrwar auch ein groſſer Mangel/ wann ein Herꝛ kein Geld hat/ wann ſeine Rent- Cammer nicht wol beſtellet iſt. Da gehet es lauſicht her in allen andern Staͤnden. Die gemeine Leute zu Hamburg ſegẽ: Wer hat das da klingt/ der bekombt leichtlich einen der da ſingt. Herꝛ Cantzler Reinking ſagt in ſeiner Policey lib. 2. axiom. 56. Groſſe Herꝛen haben groſſe Einnah- men/ ſie haben aber auch groſſe Außgaben/ derowegen ſie mit allem Fleiß/ wann ſie ihre Regierung gluͤcklich fuͤhren wollen/ die Außgaben nach der Einnahme alſo proportioniren und einrichten muͤſſen/ daß jene dieſe nicht uͤbertreffen/ bey Graͤflichen Einnahmen keine Fuͤrſtliche/ oder bey Fuͤrſtlichen Einnahmen/ Koͤnigliche Außgaben thun/ ſondern dahin trachten/ daß noch alle Jahr etwas im Vorꝛath verbleibe/ im Fall der Noth ſolches haben anzugreiffen. Er erzehlet an ſelbigem Ort unterſchiedene Exempel/ ſo wol auß der Bibel/ als auch auß etlichen Fuͤrſtlichen Teſtamenten/ wie groſſe Herꝛn wol Hauß gehalten/ und auch ihre Nachkommen in guter Haußhaltung ermahnet haben/ lib. 2. axiom. 67. erinnert er auß den Sprichwoͤrtern Salomonis/ wie durch ordentlich Haußhalten alle Cammern voll werden aller koͤſtlicher lieb- licher Reichthumb. Er ſagt ferner auß Luthero/ Wann es ordentlich im Hauſe gehalten wird/ das ſchaffet mehr dann groſſe Arbeit. Als wann man gibt/ wo/ wann/ wem man ſol/ ꝛc. Wann aber groſſe Herrn oder andere Haußhalter/ dieſe drey Stuͤck nicht in acht neh- men/ und ohne Unterſcheid/ ohne Bedacht/ und bloß nach Affecten und nicht nach Verdienſt/ auch zur Unzeit alles weggeben/ deren Cammern werden und bleiben ledig/ wann mans ſchon mit Mil- lionen hinein braͤchte. Denn wo es unordentlich zugehet/ da iſt von

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/69>, abgerufen am 26.11.2024.