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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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SALOMO oder
trung er durch. König Christian den Vierten in Dennemarck/ welcher
ein Semisecularis Monarcha gewesen/ hat Gott mit sonderlicher Au-
thorität bey seinen Ständen und Unterthanen gesegnet. Man sagt/
wann unterweilens ein Reichsrath oder vornehmer vom Adel/ seine
Consilia nicht alsbald habe approbiren wollen/ so habe er ihm geant-
wortet: Was wiltu sagen? Jch habe deinen Großvater commandi-
ret! Multum praesentia Turni potuit. Was König Gustavus/ und der
itzige König Carolus/ die beyde Schwedische Helden/ mit ihrer Prä-
sentz/ mit ihrer Authorität/ mit ihrem Ansehen auß gerichtet/ wie offt
ihre Person so viel gegolten/ und so viel Schrecken gemacht habe als
zehen tausend Mann im Feld/ das ist der gantzen Welt bekandt. Anse-
hen aber und Authorität kombt auch von Gott/ 1. Sam. 10. sagt Sa-
muel zu dem Eseltreiber Saul/ da er ihn zum König salbete: Wann
du in die Stadt kombst/ wird der Geist deß HErrn über dich gera-
then/ etc. da wirstu ein ander Mann werden. Gott machte dem König
David einen grossen Namen/ 2. Sam. 7. Dagegen wann Gott Land
und Leute straffen wil/ so schüttet er Verachtung auff die Fürsten/
Job. 12. Leset hievon dissert. 51. Caussini de regno Dei. Da Gott sein
Volck sonderlich straffen wolt/ sagt er Esa. 3. Er wolle demselben neh-
men virum honorabilem vultu, die ansehnliche Leute. Es ist eine grosse
Gnad/ wann Gott einem Regenten im Anfang seiner Regierung Au-
thorität gibt. Tacitus sagt/ ut initia proveniunt, sic fama in caetera durat.
Käyser Vespastanus ist im Anfang seiner Regierung in Verdacht
kommen/ daß er geitzig sey. Und diesen Ruff hat er hernach mit vielen
milden Gaben nicht außleschen können. Zum vierdten hat ein Regent
nöthig guten Rath und glücklichen Fortgang. Jener Consiliarius wu-
ste von Politischen Sachen sehr subtil und vernünfftig zu reden. Al-
lein wann er Hand anlegen/ und seine Consilia ins Werck setzen solt/
wolt es nirgend fort. Als er gefragt wurde/ wie das zugehe: Da ant-
wortet er: Jch bin ein Meister meiner Reden/ aber nicht deß Glücks.
Beydes aber/ rathen und gerathen/ stehet in Gottes Händen. Prov.
16. v. 9. sagt Salomo: Deß Menschen Hertz schlägt seinen Weg an/
aber der HErr allein gibt/ daß es fortgehe. Jch habe solcher Räth viel
gekant/ welchen es nicht gemangelt hat an Verstand und Redligkeit/
sondern am Glück. Paterculus schreibt lib. 2. von dem Livio Druso, Se-
natore summo Reipublicae Romanae,
mit diesen Worten: Meliore in
omnibus ingenio, quam fortuna usus. In iis ipsis, quae pro Senatu molieba-
tur, Senatum habuit adversarium, non intelligentem, si quae de plebis com-
modis ab eo agerentur, inescandae illiciendaeque multitudinis causa fieri, ut
minoribus perceptis majora promitteret. Denique ea fortuna Drusi fuit,
ut malefacta Collegarum quam ejus optime cogitata Senatus probaret
magis.
Als ich dieses gelesen/ habe ich mich erinnert an den Poeten/ der
da sagt:

Cassan-

SALOMO oder
trung er durch. Koͤnig Chriſtian den Vierten in Dennemarck/ welcher
ein Semiſecularis Monarcha geweſen/ hat Gott mit ſonderlicher Au-
thoritaͤt bey ſeinen Staͤnden und Unterthanen geſegnet. Man ſagt/
wann unterweilens ein Reichsrath oder vornehmer vom Adel/ ſeine
Conſilia nicht alsbald habe approbiren wollen/ ſo habe er ihm geant-
wortet: Was wiltu ſagen? Jch habe deinen Großvater commandi-
ret! Multum præſentia Turni potuit. Was Koͤnig Guſtavus/ und der
itzige Koͤnig Carolus/ die beyde Schwediſche Helden/ mit ihrer Praͤ-
ſentz/ mit ihrer Authoritaͤt/ mit ihrem Anſehen auß gerichtet/ wie offt
ihre Perſon ſo viel gegolten/ und ſo viel Schrecken gemacht habe als
zehen tauſend Mann im Feld/ das iſt der gantzen Welt bekandt. Anſe-
hen aber und Authoritaͤt kombt auch von Gott/ 1. Sam. 10. ſagt Sa-
muel zu dem Eſeltreiber Saul/ da er ihn zum Koͤnig ſalbete: Wann
du in die Stadt kombſt/ wird der Geiſt deß HErꝛn uͤber dich gera-
then/ ꝛc. da wirſtu ein ander Mann werden. Gott machte dem Koͤnig
David einen groſſen Namen/ 2. Sam. 7. Dagegen wann Gott Land
und Leute ſtraffen wil/ ſo ſchuͤttet er Verachtung auff die Fuͤrſten/
Job. 12. Leſet hievon diſſert. 51. Cauſſini de regno Dei. Da Gott ſein
Volck ſonderlich ſtraffen wolt/ ſagt er Eſa. 3. Er wolle demſelben neh-
men virum honorabilem vultu, die anſehnliche Leute. Es iſt eine groſſe
Gnad/ wann Gott einem Regenten im Anfang ſeiner Regierung Au-
thoritaͤt gibt. Tacitus ſagt/ ut initia proveniunt, ſic fama in cætera durat.
Kaͤyſer Veſpaſtanus iſt im Anfang ſeiner Regierung in Verdacht
kommen/ daß er geitzig ſey. Und dieſen Ruff hat er hernach mit vielen
milden Gaben nicht außleſchen koͤnnen. Zum vierdten hat ein Regent
noͤthig guten Rath und gluͤcklichen Fortgang. Jener Conſiliarius wu-
ſte von Politiſchen Sachen ſehr ſubtil und vernuͤnfftig zu reden. Al-
lein wann er Hand anlegen/ und ſeine Conſilia ins Werck ſetzen ſolt/
wolt es nirgend fort. Als er gefragt wurde/ wie das zugehe: Da ant-
wortet er: Jch bin ein Meiſter meiner Reden/ aber nicht deß Gluͤcks.
Beydes aber/ rathen und gerathen/ ſtehet in Gottes Haͤnden. Prov.
16. v. 9. ſagt Salomo: Deß Menſchen Hertz ſchlaͤgt ſeinen Weg an/
aber der HErꝛ allein gibt/ daß es fortgehe. Jch habe ſolcher Raͤth viel
gekant/ welchen es nicht gemangelt hat an Verſtand und Redligkeit/
ſondern am Gluͤck. Paterculus ſchreibt lib. 2. von dem Livio Druſo, Se-
natore ſummo Reipublicæ Romanæ,
mit dieſen Worten: Meliore in
omnibus ingenio, quam fortuna uſus. In iis ipſis, quæ pro Senatu molieba-
tur, Senatum habuit adverſarium, non intelligentem, ſi quæ de plebis com-
modis ab eo agerentur, ineſcandæ illiciendæque multitudinis cauſa fieri, ut
minoribus perceptis majora promitteret. Denique ea fortuna Druſi fuit,
ut malefacta Collegarum quàm ejus optimè cogitata Senatus probaret
magis.
Als ich dieſes geleſen/ habe ich mich erinnert an den Poeten/ der
da ſagt:

Caſſan-
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[20/0062] SALOMO oder trung er durch. Koͤnig Chriſtian den Vierten in Dennemarck/ welcher ein Semiſecularis Monarcha geweſen/ hat Gott mit ſonderlicher Au- thoritaͤt bey ſeinen Staͤnden und Unterthanen geſegnet. Man ſagt/ wann unterweilens ein Reichsrath oder vornehmer vom Adel/ ſeine Conſilia nicht alsbald habe approbiren wollen/ ſo habe er ihm geant- wortet: Was wiltu ſagen? Jch habe deinen Großvater commandi- ret! Multum præſentia Turni potuit. Was Koͤnig Guſtavus/ und der itzige Koͤnig Carolus/ die beyde Schwediſche Helden/ mit ihrer Praͤ- ſentz/ mit ihrer Authoritaͤt/ mit ihrem Anſehen auß gerichtet/ wie offt ihre Perſon ſo viel gegolten/ und ſo viel Schrecken gemacht habe als zehen tauſend Mann im Feld/ das iſt der gantzen Welt bekandt. Anſe- hen aber und Authoritaͤt kombt auch von Gott/ 1. Sam. 10. ſagt Sa- muel zu dem Eſeltreiber Saul/ da er ihn zum Koͤnig ſalbete: Wann du in die Stadt kombſt/ wird der Geiſt deß HErꝛn uͤber dich gera- then/ ꝛc. da wirſtu ein ander Mann werden. Gott machte dem Koͤnig David einen groſſen Namen/ 2. Sam. 7. Dagegen wann Gott Land und Leute ſtraffen wil/ ſo ſchuͤttet er Verachtung auff die Fuͤrſten/ Job. 12. Leſet hievon diſſert. 51. Cauſſini de regno Dei. Da Gott ſein Volck ſonderlich ſtraffen wolt/ ſagt er Eſa. 3. Er wolle demſelben neh- men virum honorabilem vultu, die anſehnliche Leute. Es iſt eine groſſe Gnad/ wann Gott einem Regenten im Anfang ſeiner Regierung Au- thoritaͤt gibt. Tacitus ſagt/ ut initia proveniunt, ſic fama in cætera durat. Kaͤyſer Veſpaſtanus iſt im Anfang ſeiner Regierung in Verdacht kommen/ daß er geitzig ſey. Und dieſen Ruff hat er hernach mit vielen milden Gaben nicht außleſchen koͤnnen. Zum vierdten hat ein Regent noͤthig guten Rath und gluͤcklichen Fortgang. Jener Conſiliarius wu- ſte von Politiſchen Sachen ſehr ſubtil und vernuͤnfftig zu reden. Al- lein wann er Hand anlegen/ und ſeine Conſilia ins Werck ſetzen ſolt/ wolt es nirgend fort. Als er gefragt wurde/ wie das zugehe: Da ant- wortet er: Jch bin ein Meiſter meiner Reden/ aber nicht deß Gluͤcks. Beydes aber/ rathen und gerathen/ ſtehet in Gottes Haͤnden. Prov. 16. v. 9. ſagt Salomo: Deß Menſchen Hertz ſchlaͤgt ſeinen Weg an/ aber der HErꝛ allein gibt/ daß es fortgehe. Jch habe ſolcher Raͤth viel gekant/ welchen es nicht gemangelt hat an Verſtand und Redligkeit/ ſondern am Gluͤck. Paterculus ſchreibt lib. 2. von dem Livio Druſo, Se- natore ſummo Reipublicæ Romanæ, mit dieſen Worten: Meliore in omnibus ingenio, quam fortuna uſus. In iis ipſis, quæ pro Senatu molieba- tur, Senatum habuit adverſarium, non intelligentem, ſi quæ de plebis com- modis ab eo agerentur, ineſcandæ illiciendæque multitudinis cauſa fieri, ut minoribus perceptis majora promitteret. Denique ea fortuna Druſi fuit, ut malefacta Collegarum quàm ejus optimè cogitata Senatus probaret magis. Als ich dieſes geleſen/ habe ich mich erinnert an den Poeten/ der da ſagt: Caſſan-

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/62>, abgerufen am 27.11.2024.