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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Regenten-Spiegel.
sind gehalten worden/ haben transferirt auff den nachfolgenden Mit-
wochen. Gott führe den löblichen Fürsten auß einer Glückseligkeit in
die ander/ und erwecke hin und wider eyferige Nehemias/ welche be-
fördern helffen/ daß Gott gegeben werde/ was Gottes ist/ und dem
Käyser/ was deß Käysers ist. Allein wo gerath ich hin? Verzeihet mir
Philanderson/ daß ich euch mit meinen Discursen allzulang auffge-
halten hab. Bleibt noch ein Stündlein hier/ und esset einen Bissen
Brodt mit mir/ und kombt morgen umb zwey Uhr wider zu mir. Jch
pfleg deß Abends kein groß Wesen anzustellen. Ein freundliches Ge-
spräch und ein guter Will/ werden die besten tractamenta seyn. Bey
währender Abendmahlzeit rühmte Antenor die freygebige Hände deß
Königs Davids/ welcher so gewaltige Kriege geführet/ sind unter den
Waffen etwas zu Beförderung deß Gottesdienst gesamlet/ er rühmte
die Freygebigkeit deß Königs Salomonis/ und der Fürsten in Jsrael/
welche so reichlich zu Erbauung deß Tempels zu Jerusalem geben.
Er klagte darneben/ daß heutiges Tages die Lutherische Könige/ und
die Lutherische Churfürsten und Stände so kaltsinnig seyen in Be-
förderung Kirchen und Schulen. Sie geben nicht allein nichts zu Be-
förderung Kirchen und Schulen/ sondern was die alte Vorfahren
darzu gegeben haben/ das wird heutiges Tages an manchem Ort wun-
derlich employrt. Wann ein reicher vom Adel oder ein ander Herr gar
wol etwas stifften könte zu Beförderung der Ehre Gottes/ so unter-
läst er es nicht allein/ sondern hilfft auch selbst fressen die Allmosen/
welche Käyser Carol der Grosse zu Beförderung der Kirchen und
Schulen gewiedmet hat. Ja/ sagen sie/ unsere Vorfahren haben die-
ser Ding auch genossen. Allein ich frag sie/ was thäten ihre Vorfah-
ren? Sie stiegen auff die Cantzel und predigten/ wie Fürst Georg
von Anhalt/ und unterrichteten die Jugend/ in den fundamenten deß
Christenthumbs/ sie lehrten sie die freye Künste/ wie noch heutiges
Tages die Papistische Fürsten und Herren thun. Es ist jüngst eine
Theologische Disputation de Simonia gehalten worden zu Rostock/ wel-
che wol werth were/ daß sie in Teutsch Sprach versetzt/ und an alle
der Augspurgischen Confession zugethane Höf geschickt würde. Es
macht mancher grosser Herr viel Wesens von dem Iure Episcopali. Al-
lein/ die lieben Herrn werden am jüngsten Tag erfahren/ was sie von
dem Iure Episcopali vor Rechenschafft zu geben haben. Jch muß euch
einen Traum erzehlen/ welchen ich vor wenig Wochen gehabt hab.
Mich dauchte/ ich gieng im Feld spatzieren/ und hatte allerhand Spe-
culationen.
Ehe ich mich versahe/ kam ein grosser Troup Reuter/ wel-
ches lauter ansehnliche Leut waren/ von einer halben Riesen Art/ hat-
ten allesambt grosse lange Bärt/ ritten in ihren schönen Kürassen/
und hatten grosse Schlachtschwerdter bey sich. Der jenige/ welcher

den
E v

Regenten-Spiegel.
ſind gehalten worden/ haben transferirt auff den nachfolgenden Mit-
wochen. Gott fuͤhre den loͤblichen Fuͤrſten auß einer Gluͤckſeligkeit in
die ander/ und erwecke hin und wider eyferige Nehemias/ welche be-
foͤrdern helffen/ daß Gott gegeben werde/ was Gottes iſt/ und dem
Kaͤyſer/ was deß Kaͤyſers iſt. Allein wo gerath ich hin? Verzeihet mir
Philanderſon/ daß ich euch mit meinen Diſcurſen allzulang auffge-
halten hab. Bleibt noch ein Stuͤndlein hier/ und eſſet einen Biſſen
Brodt mit mir/ und kombt morgen umb zwey Uhr wider zu mir. Jch
pfleg deß Abends kein groß Weſen anzuſtellen. Ein freundliches Ge-
ſpraͤch und ein guter Will/ werden die beſten tractamenta ſeyn. Bey
waͤhrender Abendmahlzeit ruͤhmte Antenor die freygebige Haͤnde deß
Koͤnigs Davids/ welcher ſo gewaltige Kriege gefuͤhret/ ſind unter den
Waffen etwas zu Befoͤrderung deß Gottesdienſt geſamlet/ er ruͤhmte
die Freygebigkeit deß Koͤnigs Salomonis/ und der Fuͤrſten in Jſrael/
welche ſo reichlich zu Erbauung deß Tempels zu Jeruſalem geben.
Er klagte darneben/ daß heutiges Tages die Lutheriſche Koͤnige/ und
die Lutheriſche Churfuͤrſten und Staͤnde ſo kaltſinnig ſeyen in Be-
foͤrderung Kirchen und Schulen. Sie geben nicht allein nichts zu Be-
foͤrderung Kirchen und Schulen/ ſondern was die alte Vorfahren
darzu gegeben haben/ das wird heutiges Tages an manchem Ort wun-
derlich employrt. Wann ein reicher vom Adel oder ein ander Herr gar
wol etwas ſtifften koͤnte zu Befoͤrderung der Ehre Gottes/ ſo unter-
laͤſt er es nicht allein/ ſondern hilfft auch ſelbſt freſſen die Allmoſen/
welche Kaͤyſer Carol der Groſſe zu Befoͤrderung der Kirchen und
Schulen gewiedmet hat. Ja/ ſagen ſie/ unſere Vorfahren haben die-
ſer Ding auch genoſſen. Allein ich frag ſie/ was thaͤten ihre Vorfah-
ren? Sie ſtiegen auff die Cantzel und predigten/ wie Fuͤrſt Georg
von Anhalt/ und unterꝛichteten die Jugend/ in den fundamenten deß
Chriſtenthumbs/ ſie lehrten ſie die freye Kuͤnſte/ wie noch heutiges
Tages die Papiſtiſche Fuͤrſten und Herꝛen thun. Es iſt juͤngſt eine
Theologiſche Diſputation de Simonia gehalten worden zu Roſtock/ wel-
che wol werth were/ daß ſie in Teutſch Sprach verſetzt/ und an alle
der Augſpurgiſchen Confeſſion zugethane Hoͤf geſchickt wuͤrde. Es
macht mancher groſſer Herꝛ viel Weſens von dem Iure Epiſcopali. Al-
lein/ die lieben Herꝛn werden am juͤngſten Tag erfahren/ was ſie von
dem Iure Epiſcopali vor Rechenſchafft zu geben haben. Jch muß euch
einen Traum erzehlen/ welchen ich vor wenig Wochen gehabt hab.
Mich dauchte/ ich gieng im Feld ſpatzieren/ und hatte allerhand Spe-
culationen.
Ehe ich mich verſahe/ kam ein groſſer Troup Reuter/ wel-
ches lauter anſehnliche Leut waren/ von einer halben Rieſen Art/ hat-
ten alleſambt groſſe lange Baͤrt/ ritten in ihren ſchoͤnen Kuͤraſſen/
und hatten groſſe Schlachtſchwerdter bey ſich. Der jenige/ welcher

den
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[73/0115] Regenten-Spiegel. ſind gehalten worden/ haben transferirt auff den nachfolgenden Mit- wochen. Gott fuͤhre den loͤblichen Fuͤrſten auß einer Gluͤckſeligkeit in die ander/ und erwecke hin und wider eyferige Nehemias/ welche be- foͤrdern helffen/ daß Gott gegeben werde/ was Gottes iſt/ und dem Kaͤyſer/ was deß Kaͤyſers iſt. Allein wo gerath ich hin? Verzeihet mir Philanderſon/ daß ich euch mit meinen Diſcurſen allzulang auffge- halten hab. Bleibt noch ein Stuͤndlein hier/ und eſſet einen Biſſen Brodt mit mir/ und kombt morgen umb zwey Uhr wider zu mir. Jch pfleg deß Abends kein groß Weſen anzuſtellen. Ein freundliches Ge- ſpraͤch und ein guter Will/ werden die beſten tractamenta ſeyn. Bey waͤhrender Abendmahlzeit ruͤhmte Antenor die freygebige Haͤnde deß Koͤnigs Davids/ welcher ſo gewaltige Kriege gefuͤhret/ ſind unter den Waffen etwas zu Befoͤrderung deß Gottesdienſt geſamlet/ er ruͤhmte die Freygebigkeit deß Koͤnigs Salomonis/ und der Fuͤrſten in Jſrael/ welche ſo reichlich zu Erbauung deß Tempels zu Jeruſalem geben. Er klagte darneben/ daß heutiges Tages die Lutheriſche Koͤnige/ und die Lutheriſche Churfuͤrſten und Staͤnde ſo kaltſinnig ſeyen in Be- foͤrderung Kirchen und Schulen. Sie geben nicht allein nichts zu Be- foͤrderung Kirchen und Schulen/ ſondern was die alte Vorfahren darzu gegeben haben/ das wird heutiges Tages an manchem Ort wun- derlich employrt. Wann ein reicher vom Adel oder ein ander Herr gar wol etwas ſtifften koͤnte zu Befoͤrderung der Ehre Gottes/ ſo unter- laͤſt er es nicht allein/ ſondern hilfft auch ſelbſt freſſen die Allmoſen/ welche Kaͤyſer Carol der Groſſe zu Befoͤrderung der Kirchen und Schulen gewiedmet hat. Ja/ ſagen ſie/ unſere Vorfahren haben die- ſer Ding auch genoſſen. Allein ich frag ſie/ was thaͤten ihre Vorfah- ren? Sie ſtiegen auff die Cantzel und predigten/ wie Fuͤrſt Georg von Anhalt/ und unterꝛichteten die Jugend/ in den fundamenten deß Chriſtenthumbs/ ſie lehrten ſie die freye Kuͤnſte/ wie noch heutiges Tages die Papiſtiſche Fuͤrſten und Herꝛen thun. Es iſt juͤngſt eine Theologiſche Diſputation de Simonia gehalten worden zu Roſtock/ wel- che wol werth were/ daß ſie in Teutſch Sprach verſetzt/ und an alle der Augſpurgiſchen Confeſſion zugethane Hoͤf geſchickt wuͤrde. Es macht mancher groſſer Herꝛ viel Weſens von dem Iure Epiſcopali. Al- lein/ die lieben Herꝛn werden am juͤngſten Tag erfahren/ was ſie von dem Iure Epiſcopali vor Rechenſchafft zu geben haben. Jch muß euch einen Traum erzehlen/ welchen ich vor wenig Wochen gehabt hab. Mich dauchte/ ich gieng im Feld ſpatzieren/ und hatte allerhand Spe- culationen. Ehe ich mich verſahe/ kam ein groſſer Troup Reuter/ wel- ches lauter anſehnliche Leut waren/ von einer halben Rieſen Art/ hat- ten alleſambt groſſe lange Baͤrt/ ritten in ihren ſchoͤnen Kuͤraſſen/ und hatten groſſe Schlachtſchwerdter bey ſich. Der jenige/ welcher den E v

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/115>, abgerufen am 28.11.2024.