ter hin kommt man durch ein schattigtes Wal- digt, mit Granitwacken besäet, unter denen, auf einer romantischen Stelle, der Freund- schaft ein Sitz und Altar von einer Frau errichtet ist, die diese wohlthätige Gottheit kennt und verehrt, und befugt war, ihr, die über den modernen Göttern und Göttinnen, welche die Menschen jetzt anbeten, fast verges- sen worden, in dem schönen Pantheon der Natur ein prunkloses Plätzchen zu weihen. Weiterhin erhellt und erweitert sich das Thal und man gelangt zu einer Papiermühle, dem Ziele des Spatziergangs, deren Bewohner ehedem die Wanderer fröhlich aufnahmen, jetzt aber, da auch Menschen dahin kamen, die kein Gefühl für gutmüthigen Empfang und den dafür zu zollenden Dank hatten, und das für Pflicht hielten -- was gute Her- zen aus innerm Antriebe thaten, sich zurück gezogen, und ihre einsame Woh- nung dem Genusse Anderer verschlossen haben.
ter hin kommt man durch ein ſchattigtes Wal- digt, mit Granitwacken beſaͤet, unter denen, auf einer romantiſchen Stelle, der Freund- ſchaft ein Sitz und Altar von einer Frau errichtet iſt, die dieſe wohlthaͤtige Gottheit kennt und verehrt, und befugt war, ihr, die uͤber den modernen Goͤttern und Goͤttinnen, welche die Menſchen jetzt anbeten, faſt vergeſ- ſen worden, in dem ſchoͤnen Pantheon der Natur ein prunkloſes Plaͤtzchen zu weihen. Weiterhin erhellt und erweitert ſich das Thal und man gelangt zu einer Papiermuͤhle, dem Ziele des Spatziergangs, deren Bewohner ehedem die Wanderer froͤhlich aufnahmen, jetzt aber, da auch Menſchen dahin kamen, die kein Gefuͤhl fuͤr gutmuͤthigen Empfang und den dafuͤr zu zollenden Dank hatten, und das fuͤr Pflicht hielten — was gute Her- zen aus innerm Antriebe thaten, ſich zuruͤck gezogen, und ihre einſame Woh- nung dem Genuſſe Anderer verſchloſſen haben.
<TEI><text><body><div><floatingText><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0098"n="90"/>
ter hin kommt man durch ein ſchattigtes Wal-<lb/>
digt, mit Granitwacken beſaͤet, unter denen,<lb/>
auf einer romantiſchen Stelle, der <hirendition="#g">Freund-<lb/>ſchaft</hi> ein Sitz und Altar von einer Frau<lb/>
errichtet iſt, die dieſe wohlthaͤtige Gottheit<lb/>
kennt und verehrt, und befugt war, ihr, die<lb/>
uͤber den modernen Goͤttern und Goͤttinnen,<lb/>
welche die Menſchen jetzt anbeten, faſt vergeſ-<lb/>ſen worden, in dem ſchoͤnen Pantheon der<lb/>
Natur ein prunkloſes Plaͤtzchen zu weihen.<lb/>
Weiterhin erhellt und erweitert ſich das Thal<lb/>
und man gelangt zu einer Papiermuͤhle, dem<lb/>
Ziele des Spatziergangs, deren Bewohner<lb/>
ehedem die Wanderer froͤhlich aufnahmen,<lb/>
jetzt aber, da auch Menſchen dahin kamen,<lb/>
die kein Gefuͤhl fuͤr gutmuͤthigen Empfang<lb/>
und den dafuͤr zu zollenden Dank hatten,<lb/>
und das fuͤr Pflicht hielten — was gute Her-<lb/>
zen aus innerm Antriebe thaten, ſich<lb/>
zuruͤck gezogen, und ihre einſame Woh-<lb/>
nung dem Genuſſe Anderer verſchloſſen<lb/>
haben.</p><lb/></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[90/0098]
ter hin kommt man durch ein ſchattigtes Wal-
digt, mit Granitwacken beſaͤet, unter denen,
auf einer romantiſchen Stelle, der Freund-
ſchaft ein Sitz und Altar von einer Frau
errichtet iſt, die dieſe wohlthaͤtige Gottheit
kennt und verehrt, und befugt war, ihr, die
uͤber den modernen Goͤttern und Goͤttinnen,
welche die Menſchen jetzt anbeten, faſt vergeſ-
ſen worden, in dem ſchoͤnen Pantheon der
Natur ein prunkloſes Plaͤtzchen zu weihen.
Weiterhin erhellt und erweitert ſich das Thal
und man gelangt zu einer Papiermuͤhle, dem
Ziele des Spatziergangs, deren Bewohner
ehedem die Wanderer froͤhlich aufnahmen,
jetzt aber, da auch Menſchen dahin kamen,
die kein Gefuͤhl fuͤr gutmuͤthigen Empfang
und den dafuͤr zu zollenden Dank hatten,
und das fuͤr Pflicht hielten — was gute Her-
zen aus innerm Antriebe thaten, ſich
zuruͤck gezogen, und ihre einſame Woh-
nung dem Genuſſe Anderer verſchloſſen
haben.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/98>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.