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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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von den Bayreuther Mägden, oder diese von
den Botz'nerinnen überkommen haben.

Die hiesige Einwohnerschaft ist schon häufig
mit italienischen Familien vermengt, und man
hört eben so viel Italienisch als Deutsch spre-
chen, ersteres in venetianischer, letzteres in
salzburgischer Mundart, beydes rauh und un-
richtig, wie in allen limitrophischen Ländern.
Eben so gemischt erscheinen die deutschen und
italienischen Gesichtszüge, doch wird die weiße
Menschengattung schon merklich seltener, als
die braune und schwarze Der Pöbel hat in
seinem Aeußern, und in seinem Benehmen und
Charakter fast nichts deutsches mehr; er geht
in Lumpen von den hellsten Farben umher,
liegt unthätig in der Sonne, und ist sehr laut
und dreist.

Der angehende Markt hatte eine fliegende
Gesellschaft Italienischer Schauspieler hieher
geführt, die mit den meisten stehenden Bühnen
in Deutschland wetteifern konnte. Da kein
Schauspielhaus in Botzen ist, so hatte sie ihr

Gerüst

von den Bayreuther Maͤgden, oder dieſe von
den Botz'nerinnen uͤberkommen haben.

Die hieſige Einwohnerſchaft iſt ſchon haͤufig
mit italieniſchen Familien vermengt, und man
hoͤrt eben ſo viel Italieniſch als Deutſch ſpre-
chen, erſteres in venetianiſcher, letzteres in
ſalzburgiſcher Mundart, beydes rauh und un-
richtig, wie in allen limitrophiſchen Laͤndern.
Eben ſo gemiſcht erſcheinen die deutſchen und
italieniſchen Geſichtszuͤge, doch wird die weiße
Menſchengattung ſchon merklich ſeltener, als
die braune und ſchwarze Der Poͤbel hat in
ſeinem Aeußern, und in ſeinem Benehmen und
Charakter faſt nichts deutſches mehr; er geht
in Lumpen von den hellſten Farben umher,
liegt unthaͤtig in der Sonne, und iſt ſehr laut
und dreiſt.

Der angehende Markt hatte eine fliegende
Geſellſchaft Italieniſcher Schauſpieler hieher
gefuͤhrt, die mit den meiſten ſtehenden Buͤhnen
in Deutſchland wetteifern konnte. Da kein
Schauſpielhaus in Botzen iſt, ſo hatte ſie ihr

Geruͤſt
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[304/0576] von den Bayreuther Maͤgden, oder dieſe von den Botz'nerinnen uͤberkommen haben. Die hieſige Einwohnerſchaft iſt ſchon haͤufig mit italieniſchen Familien vermengt, und man hoͤrt eben ſo viel Italieniſch als Deutſch ſpre- chen, erſteres in venetianiſcher, letzteres in ſalzburgiſcher Mundart, beydes rauh und un- richtig, wie in allen limitrophiſchen Laͤndern. Eben ſo gemiſcht erſcheinen die deutſchen und italieniſchen Geſichtszuͤge, doch wird die weiße Menſchengattung ſchon merklich ſeltener, als die braune und ſchwarze Der Poͤbel hat in ſeinem Aeußern, und in ſeinem Benehmen und Charakter faſt nichts deutſches mehr; er geht in Lumpen von den hellſten Farben umher, liegt unthaͤtig in der Sonne, und iſt ſehr laut und dreiſt. Der angehende Markt hatte eine fliegende Geſellſchaft Italieniſcher Schauſpieler hieher gefuͤhrt, die mit den meiſten ſtehenden Buͤhnen in Deutſchland wetteifern konnte. Da kein Schauſpielhaus in Botzen iſt, ſo hatte ſie ihr Geruͤſt

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/576>, abgerufen am 03.05.2024.