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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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zerrissenen Baumstämmen, Wurzeln und Stum-
pen vermengt, herunter gestürzt waren. Der
Frühling und Herbst sind beständig Zeugen
solcher Verheerungen, und solche Zeiten nicht
minder, wo, wie jetzt, starke Gewitter getobt
haben. Ich zählte gegen dreyßig solcher Stein-
ströme längs der erwähnten Kalkalpe, die zum
Theil den Weg überschwemmt, zum Theil
durch und durch gerissen, zum Theil Häuser
dem Boden gleich gemacht und die Wiesen
und Felder in Schutt verwandelt hatten. Wei-
terhin auf der linken Seite, jenseits der Drau,
standen ähnliche Alpen, an denen ich aber we-
niger Risse bemerkte, und die noch bis zum
Gipfel mit Holz besetzt waren. Das Thal,
welches zwischen beyden liegt und durch wel-
ches die Straße führt, ist eben, und letztre
gut. Der Fruchttrieb war hier so, wie in den
niedrigern Theilen dieses Thals; ich sah etwas
Obst, etwas Wiesenwachs, etwas Ackerland
für Haiden. Auf der Hälfte des Postlaufs
erweitert es sich und man befindet sich nun in

zerriſſenen Baumſtaͤmmen, Wurzeln und Stum-
pen vermengt, herunter geſtuͤrzt waren. Der
Fruͤhling und Herbſt ſind beſtaͤndig Zeugen
ſolcher Verheerungen, und ſolche Zeiten nicht
minder, wo, wie jetzt, ſtarke Gewitter getobt
haben. Ich zaͤhlte gegen dreyßig ſolcher Stein-
ſtroͤme laͤngs der erwaͤhnten Kalkalpe, die zum
Theil den Weg uͤberſchwemmt, zum Theil
durch und durch geriſſen, zum Theil Haͤuſer
dem Boden gleich gemacht und die Wieſen
und Felder in Schutt verwandelt hatten. Wei-
terhin auf der linken Seite, jenſeits der Drau,
ſtanden aͤhnliche Alpen, an denen ich aber we-
niger Riſſe bemerkte, und die noch bis zum
Gipfel mit Holz beſetzt waren. Das Thal,
welches zwiſchen beyden liegt und durch wel-
ches die Straße fuͤhrt, iſt eben, und letztre
gut. Der Fruchttrieb war hier ſo, wie in den
niedrigern Theilen dieſes Thals; ich ſah etwas
Obſt, etwas Wieſenwachs, etwas Ackerland
fuͤr Haiden. Auf der Haͤlfte des Poſtlaufs
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[280/0552] zerriſſenen Baumſtaͤmmen, Wurzeln und Stum- pen vermengt, herunter geſtuͤrzt waren. Der Fruͤhling und Herbſt ſind beſtaͤndig Zeugen ſolcher Verheerungen, und ſolche Zeiten nicht minder, wo, wie jetzt, ſtarke Gewitter getobt haben. Ich zaͤhlte gegen dreyßig ſolcher Stein- ſtroͤme laͤngs der erwaͤhnten Kalkalpe, die zum Theil den Weg uͤberſchwemmt, zum Theil durch und durch geriſſen, zum Theil Haͤuſer dem Boden gleich gemacht und die Wieſen und Felder in Schutt verwandelt hatten. Wei- terhin auf der linken Seite, jenſeits der Drau, ſtanden aͤhnliche Alpen, an denen ich aber we- niger Riſſe bemerkte, und die noch bis zum Gipfel mit Holz beſetzt waren. Das Thal, welches zwiſchen beyden liegt und durch wel- ches die Straße fuͤhrt, iſt eben, und letztre gut. Der Fruchttrieb war hier ſo, wie in den niedrigern Theilen dieſes Thals; ich ſah etwas Obſt, etwas Wieſenwachs, etwas Ackerland fuͤr Haiden. Auf der Haͤlfte des Poſtlaufs erweitert es ſich und man befindet ſich nun in

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/552>, abgerufen am 03.05.2024.