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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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kommen erst gegen den Winter nach der Stadt,
und bringen ein ansehnliches Gesinde und das
Bedürfniß, sich die Zeit zu vertreiben, mit
herein. Dann giebt es Schmäuse, Gesellschaf-
ten, Bälle, Redouten, auch wohl Komödien,
und das gesellschaftliche Verkehr wird sehr
lebhaft. Ich fand jetzt noch alles todt.

Der Fürstbischof von Gurk und Straßburg,
ein Salm von Reifferscheid, der jetzt
seinen Sitz in dem hiesigen Schlosse hat, thut
alles mögliche, um Geselligkeit zu befördern
und zu erhalten. Er ist ein höchst einnehmen-
der und musterhaft gefälliger Mann. Was er
hat, zeigt er dem Eingebohrnen wie dem Frem-
den von jeder Klasse, und theilt es mit ihm.
Hinter seinem Schlosse ist ein kleiner, aber
sehr angenehmer Garten, der früh und spät
für jedermann offen steht. Er läßt ihn an
schönen Sommerabenden erleuchten und giebt
Koncerte darin. Je mehr Menschen zuströh-
men, desto größer ist seine Freude. Seine
kleine Residenz hat er sehr geschmackvoll, wenn

kommen erſt gegen den Winter nach der Stadt,
und bringen ein anſehnliches Geſinde und das
Beduͤrfniß, ſich die Zeit zu vertreiben, mit
herein. Dann giebt es Schmaͤuſe, Geſellſchaf-
ten, Baͤlle, Redouten, auch wohl Komoͤdien,
und das geſellſchaftliche Verkehr wird ſehr
lebhaft. Ich fand jetzt noch alles todt.

Der Fuͤrſtbiſchof von Gurk und Straßburg,
ein Salm von Reifferſcheid, der jetzt
ſeinen Sitz in dem hieſigen Schloſſe hat, thut
alles moͤgliche, um Geſelligkeit zu befoͤrdern
und zu erhalten. Er iſt ein hoͤchſt einnehmen-
der und muſterhaft gefaͤlliger Mann. Was er
hat, zeigt er dem Eingebohrnen wie dem Frem-
den von jeder Klaſſe, und theilt es mit ihm.
Hinter ſeinem Schloſſe iſt ein kleiner, aber
ſehr angenehmer Garten, der fruͤh und ſpaͤt
fuͤr jedermann offen ſteht. Er laͤßt ihn an
ſchoͤnen Sommerabenden erleuchten und giebt
Koncerte darin. Je mehr Menſchen zuſtroͤh-
men, deſto groͤßer iſt ſeine Freude. Seine
kleine Reſidenz hat er ſehr geſchmackvoll, wenn

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[271/0543] kommen erſt gegen den Winter nach der Stadt, und bringen ein anſehnliches Geſinde und das Beduͤrfniß, ſich die Zeit zu vertreiben, mit herein. Dann giebt es Schmaͤuſe, Geſellſchaf- ten, Baͤlle, Redouten, auch wohl Komoͤdien, und das geſellſchaftliche Verkehr wird ſehr lebhaft. Ich fand jetzt noch alles todt. Der Fuͤrſtbiſchof von Gurk und Straßburg, ein Salm von Reifferſcheid, der jetzt ſeinen Sitz in dem hieſigen Schloſſe hat, thut alles moͤgliche, um Geſelligkeit zu befoͤrdern und zu erhalten. Er iſt ein hoͤchſt einnehmen- der und muſterhaft gefaͤlliger Mann. Was er hat, zeigt er dem Eingebohrnen wie dem Frem- den von jeder Klaſſe, und theilt es mit ihm. Hinter ſeinem Schloſſe iſt ein kleiner, aber ſehr angenehmer Garten, der fruͤh und ſpaͤt fuͤr jedermann offen ſteht. Er laͤßt ihn an ſchoͤnen Sommerabenden erleuchten und giebt Koncerte darin. Je mehr Menſchen zuſtroͤh- men, deſto groͤßer iſt ſeine Freude. Seine kleine Reſidenz hat er ſehr geſchmackvoll, wenn

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/543>, abgerufen am 25.11.2024.