ge und durch Thäler geht der steinigte Weg endlich nach Annaberg hinauf, welches sich, am Abhange eines Berges gelagert, zeigt, und keine unangenehme Ansicht gewähret. Im Rü- cken wird es von einem hohen isolierten Ba- salt-Berge, der Pöhlberg genannt, beherrscht, den man schon mehrere Stunden vorher aus der Ferne sah. Das Innere der Stadt ist zwar heiter und geräumig und sehr sauber, aber an den Seiten der Straßen sproßt das Gras aus dem Pflaster hervor, und, gegen Freyberg und Chemnitz gehalten, ist die Stadt wie ausgestorben.
Von Annaberg auf Oberwiesenthal (4 M.) hat man abermals nichts als Wälder, Berge und Thäler vor sich, über welche rund umher aus der Ferne, die Koppen einzelner Berge hervorragen, und zwar so, daß da, wo zwischen zwey Bergen sich ein Einschnitt bil- det, ein entfernter dritter, der noch höher ist, sogleich davortritt. Ich befand mich also jetzt tief in dem Kessel der Gebirge, und konnte
ge und durch Thaͤler geht der ſteinigte Weg endlich nach Annaberg hinauf, welches ſich, am Abhange eines Berges gelagert, zeigt, und keine unangenehme Anſicht gewaͤhret. Im Ruͤ- cken wird es von einem hohen iſolierten Ba- ſalt-Berge, der Poͤhlberg genannt, beherrſcht, den man ſchon mehrere Stunden vorher aus der Ferne ſah. Das Innere der Stadt iſt zwar heiter und geraͤumig und ſehr ſauber, aber an den Seiten der Straßen ſproßt das Gras aus dem Pflaſter hervor, und, gegen Freyberg und Chemnitz gehalten, iſt die Stadt wie ausgeſtorben.
Von Annaberg auf Oberwieſenthal (4 M.) hat man abermals nichts als Waͤlder, Berge und Thaͤler vor ſich, uͤber welche rund umher aus der Ferne, die Koppen einzelner Berge hervorragen, und zwar ſo, daß da, wo zwiſchen zwey Bergen ſich ein Einſchnitt bil- det, ein entfernter dritter, der noch hoͤher iſt, ſogleich davortritt. Ich befand mich alſo jetzt tief in dem Keſſel der Gebirge, und konnte
<TEI><text><body><div><floatingText><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0052"n="44"/>
ge und durch Thaͤler geht der ſteinigte Weg<lb/>
endlich nach <hirendition="#g">Annaberg</hi> hinauf, welches ſich,<lb/>
am Abhange eines Berges gelagert, zeigt, und<lb/>
keine unangenehme Anſicht gewaͤhret. Im Ruͤ-<lb/>
cken wird es von einem hohen iſolierten Ba-<lb/>ſalt-Berge, der <hirendition="#g">Poͤhlberg</hi> genannt, beherrſcht,<lb/>
den man ſchon mehrere Stunden vorher aus<lb/>
der Ferne ſah. Das Innere der Stadt iſt<lb/>
zwar heiter und geraͤumig und ſehr ſauber,<lb/>
aber an den Seiten der Straßen ſproßt das<lb/>
Gras aus dem Pflaſter hervor, und, gegen<lb/>
Freyberg und Chemnitz gehalten, iſt die Stadt<lb/>
wie ausgeſtorben.</p><lb/><p>Von Annaberg auf <hirendition="#g">Oberwieſenthal</hi><lb/>
(4 M.) hat man abermals nichts als Waͤlder,<lb/>
Berge und Thaͤler vor ſich, uͤber welche rund<lb/>
umher aus der Ferne, die Koppen einzelner<lb/>
Berge hervorragen, und zwar ſo, daß da, wo<lb/>
zwiſchen zwey Bergen ſich ein Einſchnitt bil-<lb/>
det, ein entfernter dritter, der noch hoͤher iſt,<lb/>ſogleich davortritt. Ich befand mich alſo jetzt<lb/>
tief in dem Keſſel der Gebirge, und konnte<lb/></p></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[44/0052]
ge und durch Thaͤler geht der ſteinigte Weg
endlich nach Annaberg hinauf, welches ſich,
am Abhange eines Berges gelagert, zeigt, und
keine unangenehme Anſicht gewaͤhret. Im Ruͤ-
cken wird es von einem hohen iſolierten Ba-
ſalt-Berge, der Poͤhlberg genannt, beherrſcht,
den man ſchon mehrere Stunden vorher aus
der Ferne ſah. Das Innere der Stadt iſt
zwar heiter und geraͤumig und ſehr ſauber,
aber an den Seiten der Straßen ſproßt das
Gras aus dem Pflaſter hervor, und, gegen
Freyberg und Chemnitz gehalten, iſt die Stadt
wie ausgeſtorben.
Von Annaberg auf Oberwieſenthal
(4 M.) hat man abermals nichts als Waͤlder,
Berge und Thaͤler vor ſich, uͤber welche rund
umher aus der Ferne, die Koppen einzelner
Berge hervorragen, und zwar ſo, daß da, wo
zwiſchen zwey Bergen ſich ein Einſchnitt bil-
det, ein entfernter dritter, der noch hoͤher iſt,
ſogleich davortritt. Ich befand mich alſo jetzt
tief in dem Keſſel der Gebirge, und konnte
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/52>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.