die vorwärts liegenden auf eine Meile aus den Augen. Je näher man den Bergen kömmt, desto mehr entwickelt sich zu ihren Füßen das Gewimmel der Dörfer. Diese nehmen sich wie Städtchen aus, und schließen zum Theil Häuser ein, deren sich Wien selbst nicht zu schämen brauchte. Weingarten stößt an Wein- garten, und die Berge sind, bis zu ihrer Mitte hinan, dicht damit besetzt.
Neudorf, die nächste Post (2 M.) ist ein heiterer Flecken, wo ich nicht zehn Minuten auf Pferde zu warten brauchte. Beym Aus- gange aus demselben kömmt man eine Anhöhe hinan. Die Berge zur Rechten zeigen sich dem Auge immer höher, und steigen in der Ferne zu einem Gebürge der dritten Ordnung empor. Die Gegend selbst, durch die der Weg geht, bleibt immer noch so flach, als vorher, bis Günselsdorf, dem nächsten Postwechsel. (2 M.) An beyden Seiten ver- räth sich durch die Graben, die neben der vortrefflichen Straße hinlaufen, ein trockener,
die vorwaͤrts liegenden auf eine Meile aus den Augen. Je naͤher man den Bergen koͤmmt, deſto mehr entwickelt ſich zu ihren Fuͤßen das Gewimmel der Doͤrfer. Dieſe nehmen ſich wie Staͤdtchen aus, und ſchließen zum Theil Haͤuſer ein, deren ſich Wien ſelbſt nicht zu ſchaͤmen brauchte. Weingarten ſtoͤßt an Wein- garten, und die Berge ſind, bis zu ihrer Mitte hinan, dicht damit beſetzt.
Neudorf, die naͤchſte Poſt (2 M.) iſt ein heiterer Flecken, wo ich nicht zehn Minuten auf Pferde zu warten brauchte. Beym Aus- gange aus demſelben koͤmmt man eine Anhoͤhe hinan. Die Berge zur Rechten zeigen ſich dem Auge immer hoͤher, und ſteigen in der Ferne zu einem Gebuͤrge der dritten Ordnung empor. Die Gegend ſelbſt, durch die der Weg geht, bleibt immer noch ſo flach, als vorher, bis Guͤnſelsdorf, dem naͤchſten Poſtwechſel. (2 M.) An beyden Seiten ver- raͤth ſich durch die Graben, die neben der vortrefflichen Straße hinlaufen, ein trockener,
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die vorwaͤrts liegenden auf eine Meile aus den
Augen. Je naͤher man den Bergen koͤmmt,
deſto mehr entwickelt ſich zu ihren Fuͤßen das
Gewimmel der Doͤrfer. Dieſe nehmen ſich
wie Staͤdtchen aus, und ſchließen zum Theil
Haͤuſer ein, deren ſich Wien ſelbſt nicht zu
ſchaͤmen brauchte. Weingarten ſtoͤßt an Wein-
garten, und die Berge ſind, bis zu ihrer
Mitte hinan, dicht damit beſetzt.
Neudorf, die naͤchſte Poſt (2 M.) iſt ein
heiterer Flecken, wo ich nicht zehn Minuten
auf Pferde zu warten brauchte. Beym Aus-
gange aus demſelben koͤmmt man eine Anhoͤhe
hinan. Die Berge zur Rechten zeigen ſich
dem Auge immer hoͤher, und ſteigen in der
Ferne zu einem Gebuͤrge der dritten Ordnung
empor. Die Gegend ſelbſt, durch die der
Weg geht, bleibt immer noch ſo flach, als
vorher, bis Guͤnſelsdorf, dem naͤchſten
Poſtwechſel. (2 M.) An beyden Seiten ver-
raͤth ſich durch die Graben, die neben der
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/516>, abgerufen am 22.11.2024.
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