Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

in die Wirthshäuser der Vorstädte, theils nach
den umliegenden Lustschlössern und Dörfern,
die alle mit Speisehäusern, Schenken und
Tanzsälen reichlich versehen sind, theils in den
Augarten, theils in den Prater. Die näher
gelegenen Lustörter besucht es zu Fuße, die
entferntern aber auf sogenannten Zeiselwa-
gen
, die vor den Linien halten. Es sind lange
Korbwagen, mit einer Menge von Sitzen,
die oft auf einmal zwanzig bis dreyßig Perso-
nen fassen und fortschaffen. Für Leute, die
solche Wagen unter ihrer Würde, oder unter
ihrer dermaligen Baarschaft glauben, sind auch
Halbwagen mit einem oder zwey Pferden da,
auf denen sie weiter kommen können. Ein
Theil des Volks verläßt schon früh die Stadt,
ein anderer erst nach der Mahlzeit. Bier,
Wein, Kegelspiel, Mittagsessen, Kaffee, Gau-
sen
und Abendessen, füllen seinen Tag aus.
Oerter, wo sich dasselbe bey gewissen Gelegen-
heiten in unübersehlicher Menge versammlet,
sind: die Brigittenaue, zur Zeit der dor-

in die Wirthshaͤuſer der Vorſtaͤdte, theils nach
den umliegenden Luſtſchloͤſſern und Doͤrfern,
die alle mit Speiſehaͤuſern, Schenken und
Tanzſaͤlen reichlich verſehen ſind, theils in den
Augarten, theils in den Prater. Die naͤher
gelegenen Luſtoͤrter beſucht es zu Fuße, die
entferntern aber auf ſogenannten Zeiſelwa-
gen
, die vor den Linien halten. Es ſind lange
Korbwagen, mit einer Menge von Sitzen,
die oft auf einmal zwanzig bis dreyßig Perſo-
nen faſſen und fortſchaffen. Fuͤr Leute, die
ſolche Wagen unter ihrer Wuͤrde, oder unter
ihrer dermaligen Baarſchaft glauben, ſind auch
Halbwagen mit einem oder zwey Pferden da,
auf denen ſie weiter kommen koͤnnen. Ein
Theil des Volks verlaͤßt ſchon fruͤh die Stadt,
ein anderer erſt nach der Mahlzeit. Bier,
Wein, Kegelſpiel, Mittagseſſen, Kaffee, Gau-
ſen
und Abendeſſen, fuͤllen ſeinen Tag aus.
Oerter, wo ſich daſſelbe bey gewiſſen Gelegen-
heiten in unuͤberſehlicher Menge verſammlet,
ſind: die Brigittenaue, zur Zeit der dor-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <floatingText>
          <body>
            <div n="1">
              <p><pb facs="#f0491" n="219"/>
in die Wirthsha&#x0364;u&#x017F;er der Vor&#x017F;ta&#x0364;dte, theils nach<lb/>
den umliegenden Lu&#x017F;t&#x017F;chlo&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern und Do&#x0364;rfern,<lb/>
die alle mit Spei&#x017F;eha&#x0364;u&#x017F;ern, Schenken und<lb/>
Tanz&#x017F;a&#x0364;len reichlich ver&#x017F;ehen &#x017F;ind, theils in den<lb/>
Augarten, theils in den Prater. Die na&#x0364;her<lb/>
gelegenen Lu&#x017F;to&#x0364;rter be&#x017F;ucht es zu Fuße, die<lb/>
entferntern aber auf &#x017F;ogenannten <hi rendition="#g">Zei&#x017F;elwa-<lb/>
gen</hi>, die vor den Linien halten. Es &#x017F;ind lange<lb/>
Korbwagen, mit einer Menge von Sitzen,<lb/>
die oft auf einmal zwanzig bis dreyßig Per&#x017F;o-<lb/>
nen fa&#x017F;&#x017F;en und fort&#x017F;chaffen. Fu&#x0364;r Leute, die<lb/>
&#x017F;olche Wagen unter ihrer Wu&#x0364;rde, oder unter<lb/>
ihrer dermaligen Baar&#x017F;chaft glauben, &#x017F;ind auch<lb/>
Halbwagen mit einem oder zwey Pferden da,<lb/>
auf denen &#x017F;ie weiter kommen ko&#x0364;nnen. Ein<lb/>
Theil des Volks verla&#x0364;ßt &#x017F;chon fru&#x0364;h die Stadt,<lb/>
ein anderer er&#x017F;t nach der Mahlzeit. Bier,<lb/>
Wein, Kegel&#x017F;piel, Mittagse&#x017F;&#x017F;en, Kaffee, <hi rendition="#g">Gau-<lb/>
&#x017F;en</hi> und Abende&#x017F;&#x017F;en, fu&#x0364;llen &#x017F;einen Tag aus.<lb/>
Oerter, wo &#x017F;ich da&#x017F;&#x017F;elbe bey gewi&#x017F;&#x017F;en Gelegen-<lb/>
heiten in unu&#x0364;ber&#x017F;ehlicher Menge ver&#x017F;ammlet,<lb/>
&#x017F;ind: die <hi rendition="#g">Brigittenaue</hi>, zur Zeit der dor-<lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[219/0491] in die Wirthshaͤuſer der Vorſtaͤdte, theils nach den umliegenden Luſtſchloͤſſern und Doͤrfern, die alle mit Speiſehaͤuſern, Schenken und Tanzſaͤlen reichlich verſehen ſind, theils in den Augarten, theils in den Prater. Die naͤher gelegenen Luſtoͤrter beſucht es zu Fuße, die entferntern aber auf ſogenannten Zeiſelwa- gen, die vor den Linien halten. Es ſind lange Korbwagen, mit einer Menge von Sitzen, die oft auf einmal zwanzig bis dreyßig Perſo- nen faſſen und fortſchaffen. Fuͤr Leute, die ſolche Wagen unter ihrer Wuͤrde, oder unter ihrer dermaligen Baarſchaft glauben, ſind auch Halbwagen mit einem oder zwey Pferden da, auf denen ſie weiter kommen koͤnnen. Ein Theil des Volks verlaͤßt ſchon fruͤh die Stadt, ein anderer erſt nach der Mahlzeit. Bier, Wein, Kegelſpiel, Mittagseſſen, Kaffee, Gau- ſen und Abendeſſen, fuͤllen ſeinen Tag aus. Oerter, wo ſich daſſelbe bey gewiſſen Gelegen- heiten in unuͤberſehlicher Menge verſammlet, ſind: die Brigittenaue, zur Zeit der dor-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/491
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/491>, abgerufen am 23.07.2024.