lichen Bedürfnisse steigen und fallen natürlich nach der Leichtigkeit oder Schwierigkeit, sich dieselben zu verschaffen. Warum verdirbt sich zuweilen ein Philosoph, der in Leipzig von einem gebratenen Täubchen satt wird, in Merseburg, bey der Tafel eines Dom- herrn, an Pasteten, Fasanen und Ge- leen den Magen? Warum läßt sich ein Ber- liner, der seine Reißsuppe, sein Land- rindfleisch mit Kartoffeln, und seinen Kälberbraten mit Pflaumen des Mit- tags in Berlin hinreichend findet, in Wien eine Markknödelsuppe, ein Ungari- sches Rindfleisch mit Mandelgreen, einen braunen Kölch mit Bratwürstl, ein Lunkelbratel in der Soß, ein Ein- gemachtes, einen Guglhupfen, Speck- knödel mit Kaiserfleisch, ein Fasan- del auf Sauerskraut, ein Kapaundel, oder ein Polackerl, oder ein gebachenes Händl, ein Stück Linzer Torten, und einige Kaiserbirnen -- dies ist in Wien
lichen Beduͤrfniſſe ſteigen und fallen natuͤrlich nach der Leichtigkeit oder Schwierigkeit, ſich dieſelben zu verſchaffen. Warum verdirbt ſich zuweilen ein Philoſoph, der in Leipzig von einem gebratenen Taͤubchen ſatt wird, in Merſeburg, bey der Tafel eines Dom- herrn, an Paſteten, Faſanen und Ge- leen den Magen? Warum laͤßt ſich ein Ber- liner, der ſeine Reißſuppe, ſein Land- rindfleiſch mit Kartoffeln, und ſeinen Kaͤlberbraten mit Pflaumen des Mit- tags in Berlin hinreichend findet, in Wien eine Markknoͤdelſuppe, ein Ungari- ſches Rindfleiſch mit Mandelgreen, einen braunen Koͤlch mit Bratwuͤrſtl, ein Lunkelbratel in der Soß, ein Ein- gemachtes, einen Guglhupfen, Speck- knoͤdel mit Kaiſerfleiſch, ein Faſan- del auf Sauerskraut, ein Kapaundel, oder ein Polackerl, oder ein gebachenes Haͤndl, ein Stuͤck Linzer Torten, und einige Kaiſerbirnen — dies iſt in Wien
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lichen Beduͤrfniſſe ſteigen und fallen natuͤrlich
nach der Leichtigkeit oder Schwierigkeit, ſich
dieſelben zu verſchaffen. Warum verdirbt ſich
zuweilen ein Philoſoph, der in Leipzig
von einem gebratenen Taͤubchen ſatt wird,
in Merſeburg, bey der Tafel eines Dom-
herrn, an Paſteten, Faſanen und Ge-
leen den Magen? Warum laͤßt ſich ein Ber-
liner, der ſeine Reißſuppe, ſein Land-
rindfleiſch mit Kartoffeln, und ſeinen
Kaͤlberbraten mit Pflaumen des Mit-
tags in Berlin hinreichend findet, in Wien
eine Markknoͤdelſuppe, ein Ungari-
ſches Rindfleiſch mit Mandelgreen,
einen braunen Koͤlch mit Bratwuͤrſtl,
ein Lunkelbratel in der Soß, ein Ein-
gemachtes, einen Guglhupfen, Speck-
knoͤdel mit Kaiſerfleiſch, ein Faſan-
del auf Sauerskraut, ein Kapaundel,
oder ein Polackerl, oder ein gebachenes
Haͤndl, ein Stuͤck Linzer Torten, und
einige Kaiſerbirnen — dies iſt in Wien
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/460>, abgerufen am 23.11.2024.
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