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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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Mauer, streckenweise mit Thürmen besetzt und
durch einen tiefen und breiten Graben bedeckt,
umschließt sie; die Kirchthürme sind schwarz
und gothisch; doch ist die Stadt selbst, was
man kaum vermuthet, ziemlich heiter im In-
nern, und nur wenig Häuser erscheinen ganz
alt; auch die Straßen sind breit genug für die
Größe der Stadt. Die Häuser sind meist
massiv; das Pflaster ist gut und an beyden
Seiten, so wie in der Mitte, mit breiten
Steinen für die Fußgänger versehen.

Nachdem ich einen sehr lehrreichen Tag,
über und unter der Erde, hier zugebracht hatte,
reis'te ich den 4ten weiter nach

Oederan. (2 M.) Der Weg dahin läuft
zuerst durch einen ziemlich schmalen Wald, der
höchst steinigt und unangenehm ist, und auf
den eine ähnliche steinigte, unfruchtbare Fläche
folgt, die dem Auge weder in der Nähe, noch
in der Ferne, etwas Anziehendes darbietet.
Die Straße ist nur stellenweise gemacht, und
zwar schlecht, weil der darauf gefahrne Schutt

Mauer, ſtreckenweiſe mit Thuͤrmen beſetzt und
durch einen tiefen und breiten Graben bedeckt,
umſchließt ſie; die Kirchthuͤrme ſind ſchwarz
und gothiſch; doch iſt die Stadt ſelbſt, was
man kaum vermuthet, ziemlich heiter im In-
nern, und nur wenig Haͤuſer erſcheinen ganz
alt; auch die Straßen ſind breit genug fuͤr die
Groͤße der Stadt. Die Haͤuſer ſind meiſt
maſſiv; das Pflaſter iſt gut und an beyden
Seiten, ſo wie in der Mitte, mit breiten
Steinen fuͤr die Fußgaͤnger verſehen.

Nachdem ich einen ſehr lehrreichen Tag,
uͤber und unter der Erde, hier zugebracht hatte,
reiſ'te ich den 4ten weiter nach

Oederan. (2 M.) Der Weg dahin laͤuft
zuerſt durch einen ziemlich ſchmalen Wald, der
hoͤchſt ſteinigt und unangenehm iſt, und auf
den eine aͤhnliche ſteinigte, unfruchtbare Flaͤche
folgt, die dem Auge weder in der Naͤhe, noch
in der Ferne, etwas Anziehendes darbietet.
Die Straße iſt nur ſtellenweiſe gemacht, und
zwar ſchlecht, weil der darauf gefahrne Schutt

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[38/0046] Mauer, ſtreckenweiſe mit Thuͤrmen beſetzt und durch einen tiefen und breiten Graben bedeckt, umſchließt ſie; die Kirchthuͤrme ſind ſchwarz und gothiſch; doch iſt die Stadt ſelbſt, was man kaum vermuthet, ziemlich heiter im In- nern, und nur wenig Haͤuſer erſcheinen ganz alt; auch die Straßen ſind breit genug fuͤr die Groͤße der Stadt. Die Haͤuſer ſind meiſt maſſiv; das Pflaſter iſt gut und an beyden Seiten, ſo wie in der Mitte, mit breiten Steinen fuͤr die Fußgaͤnger verſehen. Nachdem ich einen ſehr lehrreichen Tag, uͤber und unter der Erde, hier zugebracht hatte, reiſ'te ich den 4ten weiter nach Oederan. (2 M.) Der Weg dahin laͤuft zuerſt durch einen ziemlich ſchmalen Wald, der hoͤchſt ſteinigt und unangenehm iſt, und auf den eine aͤhnliche ſteinigte, unfruchtbare Flaͤche folgt, die dem Auge weder in der Naͤhe, noch in der Ferne, etwas Anziehendes darbietet. Die Straße iſt nur ſtellenweiſe gemacht, und zwar ſchlecht, weil der darauf gefahrne Schutt

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/46>, abgerufen am 25.04.2024.