Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

Zimmer überrascht wird. Die neuern Häuser
sind durchweg mit steinernen Treppen, und
diese mit eisernen Geländern versehen; jede
Abtheilung der Wohnungen hat ihren eigenen
verschlossenen Eingang; ihren eigenen verwahr-
ten Antheil am Keller u. s. w. Jedes Haus
hat seinen Hausmeister, die sogenannten Höfe
aber haben auch wohl ihrer zwey, die für de-
ren Schließung und Oefnung sorgen; auf Bett-
ler und liederliches Gesindel, das sich einschlei-
chen könnte, ein wachsames Auge haben; über
die Hausbewohner Auskunft geben, wenn
Nachfrage nach ihnen kömmt; und sonst noch
eine Menge kleiner Dienste verrichten, die in
einem großen, bevölkerten Hause vorfallen.
Sie bekommen dafür freye Wohnung in dem
untern Theile des Hauses, und genießen sonst
noch kleiner Vortheile von den Einwohnern.
Wenn diese z. B. erst nach zehn Uhr zu Hause
kommen und der Hausmeister ihnen die Thür
öffnen muß, so wird ihm diese Mühe mit ei-
nem Kaysergroschen bezahlt. Deshalb werden

Zimmer uͤberraſcht wird. Die neuern Haͤuſer
ſind durchweg mit ſteinernen Treppen, und
dieſe mit eiſernen Gelaͤndern verſehen; jede
Abtheilung der Wohnungen hat ihren eigenen
verſchloſſenen Eingang; ihren eigenen verwahr-
ten Antheil am Keller u. ſ. w. Jedes Haus
hat ſeinen Hausmeiſter, die ſogenannten Hoͤfe
aber haben auch wohl ihrer zwey, die fuͤr de-
ren Schließung und Oefnung ſorgen; auf Bett-
ler und liederliches Geſindel, das ſich einſchlei-
chen koͤnnte, ein wachſames Auge haben; uͤber
die Hausbewohner Auskunft geben, wenn
Nachfrage nach ihnen koͤmmt; und ſonſt noch
eine Menge kleiner Dienſte verrichten, die in
einem großen, bevoͤlkerten Hauſe vorfallen.
Sie bekommen dafuͤr freye Wohnung in dem
untern Theile des Hauſes, und genießen ſonſt
noch kleiner Vortheile von den Einwohnern.
Wenn dieſe z. B. erſt nach zehn Uhr zu Hauſe
kommen und der Hausmeiſter ihnen die Thuͤr
oͤffnen muß, ſo wird ihm dieſe Muͤhe mit ei-
nem Kayſergroſchen bezahlt. Deshalb werden

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <floatingText>
          <body>
            <div n="1">
              <p><pb facs="#f0421" n="149"/>
Zimmer u&#x0364;berra&#x017F;cht wird. Die neuern Ha&#x0364;u&#x017F;er<lb/>
&#x017F;ind durchweg mit &#x017F;teinernen Treppen, und<lb/>
die&#x017F;e mit ei&#x017F;ernen Gela&#x0364;ndern ver&#x017F;ehen; jede<lb/>
Abtheilung der Wohnungen hat ihren eigenen<lb/>
ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Eingang; ihren eigenen verwahr-<lb/>
ten Antheil am Keller u. &#x017F;. w. Jedes Haus<lb/>
hat &#x017F;einen Hausmei&#x017F;ter, die &#x017F;ogenannten Ho&#x0364;fe<lb/>
aber haben auch wohl ihrer zwey, die fu&#x0364;r de-<lb/>
ren Schließung und Oefnung &#x017F;orgen; auf Bett-<lb/>
ler und liederliches Ge&#x017F;indel, das &#x017F;ich ein&#x017F;chlei-<lb/>
chen ko&#x0364;nnte, ein wach&#x017F;ames Auge haben; u&#x0364;ber<lb/>
die Hausbewohner Auskunft geben, wenn<lb/>
Nachfrage nach ihnen ko&#x0364;mmt; und &#x017F;on&#x017F;t noch<lb/>
eine Menge kleiner Dien&#x017F;te verrichten, die in<lb/>
einem großen, bevo&#x0364;lkerten Hau&#x017F;e vorfallen.<lb/>
Sie bekommen dafu&#x0364;r freye Wohnung in dem<lb/>
untern Theile des Hau&#x017F;es, und genießen &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
noch kleiner Vortheile von den Einwohnern.<lb/>
Wenn die&#x017F;e z. B. er&#x017F;t nach zehn Uhr zu Hau&#x017F;e<lb/>
kommen und der Hausmei&#x017F;ter ihnen die Thu&#x0364;r<lb/>
o&#x0364;ffnen muß, &#x017F;o wird ihm die&#x017F;e Mu&#x0364;he mit ei-<lb/>
nem Kay&#x017F;ergro&#x017F;chen bezahlt. Deshalb werden<lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[149/0421] Zimmer uͤberraſcht wird. Die neuern Haͤuſer ſind durchweg mit ſteinernen Treppen, und dieſe mit eiſernen Gelaͤndern verſehen; jede Abtheilung der Wohnungen hat ihren eigenen verſchloſſenen Eingang; ihren eigenen verwahr- ten Antheil am Keller u. ſ. w. Jedes Haus hat ſeinen Hausmeiſter, die ſogenannten Hoͤfe aber haben auch wohl ihrer zwey, die fuͤr de- ren Schließung und Oefnung ſorgen; auf Bett- ler und liederliches Geſindel, das ſich einſchlei- chen koͤnnte, ein wachſames Auge haben; uͤber die Hausbewohner Auskunft geben, wenn Nachfrage nach ihnen koͤmmt; und ſonſt noch eine Menge kleiner Dienſte verrichten, die in einem großen, bevoͤlkerten Hauſe vorfallen. Sie bekommen dafuͤr freye Wohnung in dem untern Theile des Hauſes, und genießen ſonſt noch kleiner Vortheile von den Einwohnern. Wenn dieſe z. B. erſt nach zehn Uhr zu Hauſe kommen und der Hausmeiſter ihnen die Thuͤr oͤffnen muß, ſo wird ihm dieſe Muͤhe mit ei- nem Kayſergroſchen bezahlt. Deshalb werden

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/421
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/421>, abgerufen am 10.05.2024.