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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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Den ersten August reis'te ich von Linz ab
nach Wien. Der Weg auf Ens (3 M.)
führt durch dasselbe Thor zurück, durch wel-
ches ich herein gekommen war. Ich sah mich
in einer mit einzelnen Anhöhen besetzten Ebe-
ne, aus welcher ich durch einen Hohlweg auf
eine hölzerne Brücke gelangte, die über die
Traun nach Ebersperg führt, einem passau-
ischen Marktflecken, in dessen Nähe auf einem
hohen Berge ein altes Schloß liegt. Von da
an erhält sich der Weg ziemlich eben, bis auf
ein paar Anhöhen, über die man hinfährt
und von denen man die ganze Gegend überse-
hen kann. Diese zeigt immer noch aus der
Ferne Anhöhen, welche sich auf allen Seiten
herumziehen. In den Thälern zwischen den-
selben sind die fruchtbarsten Felder und schön-
sten Wiesen, die nur an einigen Stellen von
schmalen Gehölzen unterbrochen werden. Die
wohlhabende Ansicht der Dörfer, das freye, offene
Wesen der Einwohner und ihre starken wohl-
genährten Rosse, alles zeigte, daß ich mich in

Den erſten Auguſt reiſ'te ich von Linz ab
nach Wien. Der Weg auf Ens (3 M.)
fuͤhrt durch daſſelbe Thor zuruͤck, durch wel-
ches ich herein gekommen war. Ich ſah mich
in einer mit einzelnen Anhoͤhen beſetzten Ebe-
ne, aus welcher ich durch einen Hohlweg auf
eine hoͤlzerne Bruͤcke gelangte, die uͤber die
Traun nach Ebersperg fuͤhrt, einem paſſau-
iſchen Marktflecken, in deſſen Naͤhe auf einem
hohen Berge ein altes Schloß liegt. Von da
an erhaͤlt ſich der Weg ziemlich eben, bis auf
ein paar Anhoͤhen, uͤber die man hinfaͤhrt
und von denen man die ganze Gegend uͤberſe-
hen kann. Dieſe zeigt immer noch aus der
Ferne Anhoͤhen, welche ſich auf allen Seiten
herumziehen. In den Thaͤlern zwiſchen den-
ſelben ſind die fruchtbarſten Felder und ſchoͤn-
ſten Wieſen, die nur an einigen Stellen von
ſchmalen Gehoͤlzen unterbrochen werden. Die
wohlhabende Anſicht der Doͤrfer, das freye, offene
Weſen der Einwohner und ihre ſtarken wohl-
genaͤhrten Roſſe, alles zeigte, daß ich mich in

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[132/0404] Den erſten Auguſt reiſ'te ich von Linz ab nach Wien. Der Weg auf Ens (3 M.) fuͤhrt durch daſſelbe Thor zuruͤck, durch wel- ches ich herein gekommen war. Ich ſah mich in einer mit einzelnen Anhoͤhen beſetzten Ebe- ne, aus welcher ich durch einen Hohlweg auf eine hoͤlzerne Bruͤcke gelangte, die uͤber die Traun nach Ebersperg fuͤhrt, einem paſſau- iſchen Marktflecken, in deſſen Naͤhe auf einem hohen Berge ein altes Schloß liegt. Von da an erhaͤlt ſich der Weg ziemlich eben, bis auf ein paar Anhoͤhen, uͤber die man hinfaͤhrt und von denen man die ganze Gegend uͤberſe- hen kann. Dieſe zeigt immer noch aus der Ferne Anhoͤhen, welche ſich auf allen Seiten herumziehen. In den Thaͤlern zwiſchen den- ſelben ſind die fruchtbarſten Felder und ſchoͤn- ſten Wieſen, die nur an einigen Stellen von ſchmalen Gehoͤlzen unterbrochen werden. Die wohlhabende Anſicht der Doͤrfer, das freye, offene Weſen der Einwohner und ihre ſtarken wohl- genaͤhrten Roſſe, alles zeigte, daß ich mich in

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/404>, abgerufen am 10.05.2024.