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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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gewölbtere Umrisse bildeten; und die gute Lau-
ne, die sich bey jedem von uns regte, trug
dazu bey, daß wir in den ersten Augenblicken
so mit einander bekannt waren, als ob wir
uns beständig gesehen hätten.

So nahmen wir den Weg nach dem Ein-
gangsstollen, der Bergmeister voran. Da der
Stollen breit genug war, so stand es uns nicht
zu verdenken, daß wir Paarweise gingen. Der
Stollen lief übrigens bald durch lockeres, bald
durch festeres, thonartiges Erdreich, und war
streckenweise ausgezimmert, streckenweise nicht.
Die letztern Strecken thaten eine artige Wir-
kung, wenn die Wachskerzen, deren jeder von
uns Eine in der Hand hatte, die Seiten und
die Decke anglänzten. Das Salz war dort
krystallisch angeschossen und die Lichtstrahlen
fielen abwechselnd roth, blau und goldfarben
zurück. Wir konnten übrigens aufgerichtet ge-
hen, und nusre Füße waren durch die dicken
Sohlen der Schuh verwahrt, an den Stellen,
wo der Gang etwas naß wurde.

Sechstes Heft. H

gewoͤlbtere Umriſſe bildeten; und die gute Lau-
ne, die ſich bey jedem von uns regte, trug
dazu bey, daß wir in den erſten Augenblicken
ſo mit einander bekannt waren, als ob wir
uns beſtaͤndig geſehen haͤtten.

So nahmen wir den Weg nach dem Ein-
gangsſtollen, der Bergmeiſter voran. Da der
Stollen breit genug war, ſo ſtand es uns nicht
zu verdenken, daß wir Paarweiſe gingen. Der
Stollen lief uͤbrigens bald durch lockeres, bald
durch feſteres, thonartiges Erdreich, und war
ſtreckenweiſe ausgezimmert, ſtreckenweiſe nicht.
Die letztern Strecken thaten eine artige Wir-
kung, wenn die Wachskerzen, deren jeder von
uns Eine in der Hand hatte, die Seiten und
die Decke anglaͤnzten. Das Salz war dort
kryſtalliſch angeſchoſſen und die Lichtſtrahlen
fielen abwechſelnd roth, blau und goldfarben
zuruͤck. Wir konnten uͤbrigens aufgerichtet ge-
hen, und nuſre Fuͤße waren durch die dicken
Sohlen der Schuh verwahrt, an den Stellen,
wo der Gang etwas naß wurde.

Sechstes Heft. H
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[113/0385] gewoͤlbtere Umriſſe bildeten; und die gute Lau- ne, die ſich bey jedem von uns regte, trug dazu bey, daß wir in den erſten Augenblicken ſo mit einander bekannt waren, als ob wir uns beſtaͤndig geſehen haͤtten. So nahmen wir den Weg nach dem Ein- gangsſtollen, der Bergmeiſter voran. Da der Stollen breit genug war, ſo ſtand es uns nicht zu verdenken, daß wir Paarweiſe gingen. Der Stollen lief uͤbrigens bald durch lockeres, bald durch feſteres, thonartiges Erdreich, und war ſtreckenweiſe ausgezimmert, ſtreckenweiſe nicht. Die letztern Strecken thaten eine artige Wir- kung, wenn die Wachskerzen, deren jeder von uns Eine in der Hand hatte, die Seiten und die Decke anglaͤnzten. Das Salz war dort kryſtalliſch angeſchoſſen und die Lichtſtrahlen fielen abwechſelnd roth, blau und goldfarben zuruͤck. Wir konnten uͤbrigens aufgerichtet ge- hen, und nuſre Fuͤße waren durch die dicken Sohlen der Schuh verwahrt, an den Stellen, wo der Gang etwas naß wurde. Sechstes Heft. H

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/385>, abgerufen am 24.11.2024.