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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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beyde Hälften der Stadt und die angränzen-
den bunten Gegenden umspannen kann. Zu
meinen Füßen erblickte ich einen Garten, des-
sen Lage und Aufputz mir auffielen und den
ich zu sehen wünschte. Ich erfuhr von meinem
Begleiter, daß er mit zu Eigen gehöre, weil
ihn der Besitzer des letztern vor kurzem dazu
gekauft habe; und er führte mich den Berg
hinunter, über eine Brücke, in denselben. Es
ist wahr, man hätte diesen nicht großen Platz
kaum artiger und mannichfacher benutzen kön-
nen. Sein Lokal ist uneben und man muß
häufig hinauf und herabsteigen, aber jeder
Punkt bietet eine neue kleine Anlage dar.
Bald stößt man auf eine Einsiedlerklause, bald
auf ein Lustwäldchen, bald auf eine Erhöhung
mit Weinstöcken besetzt, bald auf einen Was-
serfall, bald auf ein Bauerhäuschen, das mit
Geschmack ausgeziert ist, bald wiederum auf
ein Blumenbeet, auf künstliche Trümmer, Lau-
ben, Treibhäuser, auf einen Thurm und einen
Grabhügel -- mit einem Worte, die Kunst

beyde Haͤlften der Stadt und die angraͤnzen-
den bunten Gegenden umſpannen kann. Zu
meinen Fuͤßen erblickte ich einen Garten, deſ-
ſen Lage und Aufputz mir auffielen und den
ich zu ſehen wuͤnſchte. Ich erfuhr von meinem
Begleiter, daß er mit zu Eigen gehoͤre, weil
ihn der Beſitzer des letztern vor kurzem dazu
gekauft habe; und er fuͤhrte mich den Berg
hinunter, uͤber eine Bruͤcke, in denſelben. Es
iſt wahr, man haͤtte dieſen nicht großen Platz
kaum artiger und mannichfacher benutzen koͤn-
nen. Sein Lokal iſt uneben und man muß
haͤufig hinauf und herabſteigen, aber jeder
Punkt bietet eine neue kleine Anlage dar.
Bald ſtoͤßt man auf eine Einſiedlerklauſe, bald
auf ein Luſtwaͤldchen, bald auf eine Erhoͤhung
mit Weinſtoͤcken beſetzt, bald auf einen Waſ-
ſerfall, bald auf ein Bauerhaͤuschen, das mit
Geſchmack ausgeziert iſt, bald wiederum auf
ein Blumenbeet, auf kuͤnſtliche Truͤmmer, Lau-
ben, Treibhaͤuſer, auf einen Thurm und einen
Grabhuͤgel — mit einem Worte, die Kunſt

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[104/0376] beyde Haͤlften der Stadt und die angraͤnzen- den bunten Gegenden umſpannen kann. Zu meinen Fuͤßen erblickte ich einen Garten, deſ- ſen Lage und Aufputz mir auffielen und den ich zu ſehen wuͤnſchte. Ich erfuhr von meinem Begleiter, daß er mit zu Eigen gehoͤre, weil ihn der Beſitzer des letztern vor kurzem dazu gekauft habe; und er fuͤhrte mich den Berg hinunter, uͤber eine Bruͤcke, in denſelben. Es iſt wahr, man haͤtte dieſen nicht großen Platz kaum artiger und mannichfacher benutzen koͤn- nen. Sein Lokal iſt uneben und man muß haͤufig hinauf und herabſteigen, aber jeder Punkt bietet eine neue kleine Anlage dar. Bald ſtoͤßt man auf eine Einſiedlerklauſe, bald auf ein Luſtwaͤldchen, bald auf eine Erhoͤhung mit Weinſtoͤcken beſetzt, bald auf einen Waſ- ſerfall, bald auf ein Bauerhaͤuschen, das mit Geſchmack ausgeziert iſt, bald wiederum auf ein Blumenbeet, auf kuͤnſtliche Truͤmmer, Lau- ben, Treibhaͤuſer, auf einen Thurm und einen Grabhuͤgel — mit einem Worte, die Kunſt

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/376>, abgerufen am 24.11.2024.