war. Von da stieg ich den Berg weiter hin- an, zu einer großen Felsenhöhle, die zwischen aufgethürmten Steinblöcken von der Natur gebildet und durch die Kunst zu einer Einsie- deley eingerichtet ist. Eine Brücke über eine Schlucht, in welcher ein natürliches Wasser herabrauscht, ein kleiner Garten, ein Heerd und ein Ziehbrunnen gehören zu der Wirth- schaft des frommen Mannes, der, wie man voraus setzen muß, hier wohnet. Er hat al- lerdings vortrefflich gewählt, und sein Wohn- platz däuchte mir der anziehendste Fleck der ge- sammten Anlage, besonders da er mit einer Menge kleiner Verschönerungen, z. B. mit einem Grabhügel, worauf eine Urne steht, ei- nem Felsengange mit Ruheplätzen, und andern dieser Art, mannichfaltig umgeben ist. Etwas höher hinauf gelangte ich, mittelst eines Durch- schlags durch einen Felsen, in ein artiges Berg- thal, mit Ruhesitzen aller Art versehen, von welchem aus das Auge die mannichfaltigsten Aussichten über das Thal der Salza, über
war. Von da ſtieg ich den Berg weiter hin- an, zu einer großen Felſenhoͤhle, die zwiſchen aufgethuͤrmten Steinbloͤcken von der Natur gebildet und durch die Kunſt zu einer Einſie- deley eingerichtet iſt. Eine Bruͤcke uͤber eine Schlucht, in welcher ein natuͤrliches Waſſer herabrauſcht, ein kleiner Garten, ein Heerd und ein Ziehbrunnen gehoͤren zu der Wirth- ſchaft des frommen Mannes, der, wie man voraus ſetzen muß, hier wohnet. Er hat al- lerdings vortrefflich gewaͤhlt, und ſein Wohn- platz daͤuchte mir der anziehendſte Fleck der ge- ſammten Anlage, beſonders da er mit einer Menge kleiner Verſchoͤnerungen, z. B. mit einem Grabhuͤgel, worauf eine Urne ſteht, ei- nem Felſengange mit Ruheplaͤtzen, und andern dieſer Art, mannichfaltig umgeben iſt. Etwas hoͤher hinauf gelangte ich, mittelſt eines Durch- ſchlags durch einen Felſen, in ein artiges Berg- thal, mit Ruheſitzen aller Art verſehen, von welchem aus das Auge die mannichfaltigſten Ausſichten uͤber das Thal der Salza, uͤber
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war. Von da ſtieg ich den Berg weiter hin-
an, zu einer großen Felſenhoͤhle, die zwiſchen
aufgethuͤrmten Steinbloͤcken von der Natur
gebildet und durch die Kunſt zu einer Einſie-
deley eingerichtet iſt. Eine Bruͤcke uͤber eine
Schlucht, in welcher ein natuͤrliches Waſſer
herabrauſcht, ein kleiner Garten, ein Heerd
und ein Ziehbrunnen gehoͤren zu der Wirth-
ſchaft des frommen Mannes, der, wie man
voraus ſetzen muß, hier wohnet. Er hat al-
lerdings vortrefflich gewaͤhlt, und ſein Wohn-
platz daͤuchte mir der anziehendſte Fleck der ge-
ſammten Anlage, beſonders da er mit einer
Menge kleiner Verſchoͤnerungen, z. B. mit
einem Grabhuͤgel, worauf eine Urne ſteht, ei-
nem Felſengange mit Ruheplaͤtzen, und andern
dieſer Art, mannichfaltig umgeben iſt. Etwas
hoͤher hinauf gelangte ich, mittelſt eines Durch-
ſchlags durch einen Felſen, in ein artiges Berg-
thal, mit Ruheſitzen aller Art verſehen, von
welchem aus das Auge die mannichfaltigſten
Ausſichten uͤber das Thal der Salza, uͤber
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/375>, abgerufen am 24.11.2024.
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