Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

ganz flachen, mit Estrich übergossenen, neapo-
litanischen Dächer, mehr erhöhete, mit Holz-
schindeln gedeckte, üblich sind. Man bauet
durchaus von Steinen, wovon unter andern
der Mönchberg unerschöpflich ist, der mehrere
Arten von Sandstein liefert. Am Untersberge
bricht weißer und weißröthlicher Marmor, der
unter dem Eisen des Steinmetzen alle Gestal-
ten annimmt, die in der Baukunst vorkom-
men; aus dem aber der Meißel des Bildhau-
ers nichts von Belang formen kann. Wenn
man übrigens in Salzburg so häufige Anlagen
von Marmor findet, so ist dies nicht mehr zu
verwundern, als wenn man da, wo viel Zie-
gelhütten sind, viel Häuser von Backstein fin-
det; und vielleicht kömmt ein großes Haus,
mit Marmor bekleidet, in Salzburg noch nicht
so hoch zu stehen, als bei uns ein halb so
großes von morschen Ziegeln. In Absicht des
Häuserbesitzes hat Salzburg noch das besondere,
daß sich oft vier Hausherren in einem einzi-
gen befinden, deren jeder ein einzelnes Geschoß,

ganz flachen, mit Eſtrich uͤbergoſſenen, neapo-
litaniſchen Daͤcher, mehr erhoͤhete, mit Holz-
ſchindeln gedeckte, uͤblich ſind. Man bauet
durchaus von Steinen, wovon unter andern
der Moͤnchberg unerſchoͤpflich iſt, der mehrere
Arten von Sandſtein liefert. Am Untersberge
bricht weißer und weißroͤthlicher Marmor, der
unter dem Eiſen des Steinmetzen alle Geſtal-
ten annimmt, die in der Baukunſt vorkom-
men; aus dem aber der Meißel des Bildhau-
ers nichts von Belang formen kann. Wenn
man uͤbrigens in Salzburg ſo haͤufige Anlagen
von Marmor findet, ſo iſt dies nicht mehr zu
verwundern, als wenn man da, wo viel Zie-
gelhuͤtten ſind, viel Haͤuſer von Backſtein fin-
det; und vielleicht koͤmmt ein großes Haus,
mit Marmor bekleidet, in Salzburg noch nicht
ſo hoch zu ſtehen, als bei uns ein halb ſo
großes von morſchen Ziegeln. In Abſicht des
Haͤuſerbeſitzes hat Salzburg noch das beſondere,
daß ſich oft vier Hausherren in einem einzi-
gen befinden, deren jeder ein einzelnes Geſchoß,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <floatingText>
          <body>
            <div n="1">
              <p><pb facs="#f0344" n="72"/>
ganz flachen, mit E&#x017F;trich u&#x0364;bergo&#x017F;&#x017F;enen, neapo-<lb/>
litani&#x017F;chen Da&#x0364;cher, mehr erho&#x0364;hete, mit Holz-<lb/>
&#x017F;chindeln gedeckte, u&#x0364;blich &#x017F;ind. Man bauet<lb/>
durchaus von Steinen, wovon unter andern<lb/>
der Mo&#x0364;nchberg uner&#x017F;cho&#x0364;pflich i&#x017F;t, der mehrere<lb/>
Arten von Sand&#x017F;tein liefert. Am Untersberge<lb/>
bricht weißer und weißro&#x0364;thlicher Marmor, der<lb/>
unter dem Ei&#x017F;en des Steinmetzen alle Ge&#x017F;tal-<lb/>
ten annimmt, die in der Baukun&#x017F;t vorkom-<lb/>
men; aus dem aber der Meißel des Bildhau-<lb/>
ers nichts von Belang formen kann. Wenn<lb/>
man u&#x0364;brigens in Salzburg &#x017F;o ha&#x0364;ufige Anlagen<lb/>
von Marmor findet, &#x017F;o i&#x017F;t dies nicht mehr zu<lb/>
verwundern, als wenn man da, wo viel Zie-<lb/>
gelhu&#x0364;tten &#x017F;ind, viel Ha&#x0364;u&#x017F;er von Back&#x017F;tein fin-<lb/>
det; und vielleicht ko&#x0364;mmt ein großes Haus,<lb/>
mit Marmor bekleidet, in Salzburg noch nicht<lb/>
&#x017F;o hoch zu &#x017F;tehen, als bei uns ein halb &#x017F;o<lb/>
großes von mor&#x017F;chen Ziegeln. In Ab&#x017F;icht des<lb/>
Ha&#x0364;u&#x017F;erbe&#x017F;itzes hat Salzburg noch das be&#x017F;ondere,<lb/>
daß &#x017F;ich oft vier Hausherren in einem einzi-<lb/>
gen befinden, deren jeder ein einzelnes Ge&#x017F;choß,<lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[72/0344] ganz flachen, mit Eſtrich uͤbergoſſenen, neapo- litaniſchen Daͤcher, mehr erhoͤhete, mit Holz- ſchindeln gedeckte, uͤblich ſind. Man bauet durchaus von Steinen, wovon unter andern der Moͤnchberg unerſchoͤpflich iſt, der mehrere Arten von Sandſtein liefert. Am Untersberge bricht weißer und weißroͤthlicher Marmor, der unter dem Eiſen des Steinmetzen alle Geſtal- ten annimmt, die in der Baukunſt vorkom- men; aus dem aber der Meißel des Bildhau- ers nichts von Belang formen kann. Wenn man uͤbrigens in Salzburg ſo haͤufige Anlagen von Marmor findet, ſo iſt dies nicht mehr zu verwundern, als wenn man da, wo viel Zie- gelhuͤtten ſind, viel Haͤuſer von Backſtein fin- det; und vielleicht koͤmmt ein großes Haus, mit Marmor bekleidet, in Salzburg noch nicht ſo hoch zu ſtehen, als bei uns ein halb ſo großes von morſchen Ziegeln. In Abſicht des Haͤuſerbeſitzes hat Salzburg noch das beſondere, daß ſich oft vier Hausherren in einem einzi- gen befinden, deren jeder ein einzelnes Geſchoß,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/344
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/344>, abgerufen am 11.05.2024.