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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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häuser, das eine für Knaben, das andere für
Mädchen, und das Soldatenkrankenhaus. Da
ich die reiche Stiftung der Augustiner, deren
Sitz oberhalb meines Weges lag, nicht für
eben so verdienstlich halten konnte, so ließ ich
sie unbesehen zu meiner Rechten liegen.

Ich gelangte durch das Frauenthor wieder
in die Stadt, und über die Straße zum schwar-
zen Bären auf den Gries, der mich zu der
Brücke führte. Diese ist gegen zwey hundert
Schritt lang, und ruhet auf sieben hölzernen
Jochen. Der Fahrweg ist abhängig gepflastert,
und für die Fußgänger hat man auf jeder
Seite einen erhöheten Pfad angebracht, der
mit einem Geländer eingefaßt und mit Vor-
sprüngen zum Ausweichen versehen ist. Die
Breite der Brücke mag zwanzig Schritt betra-
gen.

Jenseits derselben gelangte ich auf das
Plätzl, ein, wie der oberdeutsche Name zeigt,
kleines, unregelmäßiges enges Lokal, an wel-
chem indeß einige sehr ansehnliche Bürgerhäu-

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haͤuſer, das eine fuͤr Knaben, das andere fuͤr
Maͤdchen, und das Soldatenkrankenhaus. Da
ich die reiche Stiftung der Auguſtiner, deren
Sitz oberhalb meines Weges lag, nicht fuͤr
eben ſo verdienſtlich halten konnte, ſo ließ ich
ſie unbeſehen zu meiner Rechten liegen.

Ich gelangte durch das Frauenthor wieder
in die Stadt, und uͤber die Straße zum ſchwar-
zen Baͤren auf den Gries, der mich zu der
Bruͤcke fuͤhrte. Dieſe iſt gegen zwey hundert
Schritt lang, und ruhet auf ſieben hoͤlzernen
Jochen. Der Fahrweg iſt abhaͤngig gepflaſtert,
und fuͤr die Fußgaͤnger hat man auf jeder
Seite einen erhoͤheten Pfad angebracht, der
mit einem Gelaͤnder eingefaßt und mit Vor-
ſpruͤngen zum Ausweichen verſehen iſt. Die
Breite der Bruͤcke mag zwanzig Schritt betra-
gen.

Jenſeits derſelben gelangte ich auf das
Plaͤtzl, ein, wie der oberdeutſche Name zeigt,
kleines, unregelmaͤßiges enges Lokal, an wel-
chem indeß einige ſehr anſehnliche Buͤrgerhaͤu-

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[67/0339] haͤuſer, das eine fuͤr Knaben, das andere fuͤr Maͤdchen, und das Soldatenkrankenhaus. Da ich die reiche Stiftung der Auguſtiner, deren Sitz oberhalb meines Weges lag, nicht fuͤr eben ſo verdienſtlich halten konnte, ſo ließ ich ſie unbeſehen zu meiner Rechten liegen. Ich gelangte durch das Frauenthor wieder in die Stadt, und uͤber die Straße zum ſchwar- zen Baͤren auf den Gries, der mich zu der Bruͤcke fuͤhrte. Dieſe iſt gegen zwey hundert Schritt lang, und ruhet auf ſieben hoͤlzernen Jochen. Der Fahrweg iſt abhaͤngig gepflaſtert, und fuͤr die Fußgaͤnger hat man auf jeder Seite einen erhoͤheten Pfad angebracht, der mit einem Gelaͤnder eingefaßt und mit Vor- ſpruͤngen zum Ausweichen verſehen iſt. Die Breite der Bruͤcke mag zwanzig Schritt betra- gen. Jenſeits derſelben gelangte ich auf das Plaͤtzl, ein, wie der oberdeutſche Name zeigt, kleines, unregelmaͤßiges enges Lokal, an wel- chem indeß einige ſehr anſehnliche Buͤrgerhaͤu- E 2

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/339>, abgerufen am 12.05.2024.