ten und verzierten Inseln stößt, krönt das an- genehme Ganze. Der hintere Stirnaufriß des Schlosses, der übrigens ganz so gebauet ist, wie der vordere, gewährt eine heitere Aussicht über diese letztgenannten Anlagen.
Nicht weit von Leopoldskrone, nach der Stadt zu, fand ich mein Mittagsessen, das ich mir wohl verdient hatte, unter einem großen Kastanienbaum, in der Nähe eines Wirths- hauses. Die Schüsseln waren in der That nicht köstlich, aber ich hatte vortreffliche Eß- lust. Die Ohren meines Lohnbedienten reck- ten sich, bey dem ersten abzuhebenden Gerichte, wieder munter empor. Gleich nach Tische setzte ich, auf einem angenehmen Wege meinen Stab weiter; nicht ganz so frisch, wie diesen Morgen, ich muß es bekennen, aber ich darf auch nicht vergessen, zu meiner Rechtfertigung zu sagen, daß ich ausser Leopoldskrone, nicht auf den geradesten Wegen die fürstliche Stuterey, ein Muster in ihrer Art, das Kirsinger'sche Lustschloß und Freysaal,
ten und verzierten Inſeln ſtoͤßt, kroͤnt das an- genehme Ganze. Der hintere Stirnaufriß des Schloſſes, der uͤbrigens ganz ſo gebauet iſt, wie der vordere, gewaͤhrt eine heitere Ausſicht uͤber dieſe letztgenannten Anlagen.
Nicht weit von Leopoldskrone, nach der Stadt zu, fand ich mein Mittagseſſen, das ich mir wohl verdient hatte, unter einem großen Kaſtanienbaum, in der Naͤhe eines Wirths- hauſes. Die Schuͤſſeln waren in der That nicht koͤſtlich, aber ich hatte vortreffliche Eß- luſt. Die Ohren meines Lohnbedienten reck- ten ſich, bey dem erſten abzuhebenden Gerichte, wieder munter empor. Gleich nach Tiſche ſetzte ich, auf einem angenehmen Wege meinen Stab weiter; nicht ganz ſo friſch, wie dieſen Morgen, ich muß es bekennen, aber ich darf auch nicht vergeſſen, zu meiner Rechtfertigung zu ſagen, daß ich auſſer Leopoldskrone, nicht auf den geradeſten Wegen die fuͤrſtliche Stuterey, ein Muſter in ihrer Art, das Kirſinger'ſche Luſtſchloß und Freyſaal,
<TEI><text><body><div><floatingText><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0334"n="62"/>
ten und verzierten Inſeln ſtoͤßt, kroͤnt das an-<lb/>
genehme Ganze. Der hintere Stirnaufriß des<lb/>
Schloſſes, der uͤbrigens ganz ſo gebauet iſt,<lb/>
wie der vordere, gewaͤhrt eine heitere Ausſicht<lb/>
uͤber dieſe letztgenannten Anlagen.</p><lb/><p>Nicht weit von Leopoldskrone, nach der<lb/>
Stadt zu, fand ich mein Mittagseſſen, das ich<lb/>
mir wohl verdient hatte, unter einem großen<lb/>
Kaſtanienbaum, in der Naͤhe eines Wirths-<lb/>
hauſes. Die Schuͤſſeln waren in der That<lb/>
nicht koͤſtlich, aber ich hatte vortreffliche Eß-<lb/>
luſt. Die Ohren meines Lohnbedienten reck-<lb/>
ten ſich, bey dem erſten abzuhebenden Gerichte,<lb/>
wieder munter empor. Gleich nach Tiſche ſetzte<lb/>
ich, auf einem angenehmen Wege meinen<lb/>
Stab weiter; nicht ganz ſo friſch, wie dieſen<lb/>
Morgen, ich muß es bekennen, aber ich darf<lb/>
auch nicht vergeſſen, zu meiner Rechtfertigung<lb/>
zu ſagen, daß ich auſſer Leopoldskrone, nicht<lb/>
auf den geradeſten Wegen die <hirendition="#g">fuͤrſtliche<lb/>
Stuterey</hi>, ein Muſter in ihrer Art, das<lb/><hirendition="#g">Kirſinger'ſche</hi> Luſtſchloß und <hirendition="#g">Freyſaal</hi>,<lb/></p></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[62/0334]
ten und verzierten Inſeln ſtoͤßt, kroͤnt das an-
genehme Ganze. Der hintere Stirnaufriß des
Schloſſes, der uͤbrigens ganz ſo gebauet iſt,
wie der vordere, gewaͤhrt eine heitere Ausſicht
uͤber dieſe letztgenannten Anlagen.
Nicht weit von Leopoldskrone, nach der
Stadt zu, fand ich mein Mittagseſſen, das ich
mir wohl verdient hatte, unter einem großen
Kaſtanienbaum, in der Naͤhe eines Wirths-
hauſes. Die Schuͤſſeln waren in der That
nicht koͤſtlich, aber ich hatte vortreffliche Eß-
luſt. Die Ohren meines Lohnbedienten reck-
ten ſich, bey dem erſten abzuhebenden Gerichte,
wieder munter empor. Gleich nach Tiſche ſetzte
ich, auf einem angenehmen Wege meinen
Stab weiter; nicht ganz ſo friſch, wie dieſen
Morgen, ich muß es bekennen, aber ich darf
auch nicht vergeſſen, zu meiner Rechtfertigung
zu ſagen, daß ich auſſer Leopoldskrone, nicht
auf den geradeſten Wegen die fuͤrſtliche
Stuterey, ein Muſter in ihrer Art, das
Kirſinger'ſche Luſtſchloß und Freyſaal,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/334>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.