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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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Leichtigkeit entgegen. Die Wände sind weiß
und die Architekturzierrathen citronengelb ab-
geputzt. Der Stirnaufriß ist zierlich und nicht
im mindesten überladen. Man geht durch eine
Bogenlaube, die auf Arkaden ruhet und einen
Austritt von weißem Marmor trägt, hinein,
und kömmt in ein sehr elegantes Vorhaus,
dessen Thürstücke und Kamine von feingeschlif-
fenem rothen, und weiß und roth gesprenkel-
ten, Marmor sind. Die Decke desselben ist
gewölbt, hellgrün übermalt und mit sehr zar-
ten Gypsgewinden verziert; die Treppen sind
geräumig und haben Geländer von Marmor;
mit einem Worte: es ist nichts gespart, um
gleich bey dem Ein- und Auftritte dem Frem-
den anzukündigen, was er zu erwarten hat.

Man thut nun keinen Schritt mehr, ohne
auf Gemälde zu stoßen, die mehr oder weni-
ger Aufmerksamkeit verdienen; fast alle Zim-
mer und Säle sind damit angefüllt, und es
ist nicht zweifelhaft, daß der Vorrath dersel-
ben mehr gekostet hat, als die ganze fürstliche

Leichtigkeit entgegen. Die Waͤnde ſind weiß
und die Architekturzierrathen citronengelb ab-
geputzt. Der Stirnaufriß iſt zierlich und nicht
im mindeſten uͤberladen. Man geht durch eine
Bogenlaube, die auf Arkaden ruhet und einen
Austritt von weißem Marmor traͤgt, hinein,
und koͤmmt in ein ſehr elegantes Vorhaus,
deſſen Thuͤrſtuͤcke und Kamine von feingeſchlif-
fenem rothen, und weiß und roth geſprenkel-
ten, Marmor ſind. Die Decke deſſelben iſt
gewoͤlbt, hellgruͤn uͤbermalt und mit ſehr zar-
ten Gypsgewinden verziert; die Treppen ſind
geraͤumig und haben Gelaͤnder von Marmor;
mit einem Worte: es iſt nichts geſpart, um
gleich bey dem Ein- und Auftritte dem Frem-
den anzukuͤndigen, was er zu erwarten hat.

Man thut nun keinen Schritt mehr, ohne
auf Gemaͤlde zu ſtoßen, die mehr oder weni-
ger Aufmerkſamkeit verdienen; faſt alle Zim-
mer und Saͤle ſind damit angefuͤllt, und es
iſt nicht zweifelhaft, daß der Vorrath derſel-
ben mehr gekoſtet hat, als die ganze fuͤrſtliche

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[60/0332] Leichtigkeit entgegen. Die Waͤnde ſind weiß und die Architekturzierrathen citronengelb ab- geputzt. Der Stirnaufriß iſt zierlich und nicht im mindeſten uͤberladen. Man geht durch eine Bogenlaube, die auf Arkaden ruhet und einen Austritt von weißem Marmor traͤgt, hinein, und koͤmmt in ein ſehr elegantes Vorhaus, deſſen Thuͤrſtuͤcke und Kamine von feingeſchlif- fenem rothen, und weiß und roth geſprenkel- ten, Marmor ſind. Die Decke deſſelben iſt gewoͤlbt, hellgruͤn uͤbermalt und mit ſehr zar- ten Gypsgewinden verziert; die Treppen ſind geraͤumig und haben Gelaͤnder von Marmor; mit einem Worte: es iſt nichts geſpart, um gleich bey dem Ein- und Auftritte dem Frem- den anzukuͤndigen, was er zu erwarten hat. Man thut nun keinen Schritt mehr, ohne auf Gemaͤlde zu ſtoßen, die mehr oder weni- ger Aufmerkſamkeit verdienen; faſt alle Zim- mer und Saͤle ſind damit angefuͤllt, und es iſt nicht zweifelhaft, daß der Vorrath derſel- ben mehr gekoſtet hat, als die ganze fuͤrſtliche

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/332>, abgerufen am 12.05.2024.