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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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aliaque insanabilia corporis contagia miri-
fica arte sustulit"
-- bey allen Gattungen
von Menschen erhalten werde.

Der Kirchhof von St. Sebastian ist viel-
leicht einzig in seiner Art, und wird jedem,
der auch nicht Empfindsamer oder Herrenhuter
ist, gefallen. Er bildet ziemlich ein Viereck,
das über zwey hundert Schuh breit und über
zwey hundert und funfzig lang ist und dessen
vier Seiten von Mauern und bedeckten Gän-
gen, die auf Bogenstellungen ruhen, mit Flie-
sen gepflastert und mit einem Dache bedeckt
sind, eingeschlossen werden. Unter demselben
befinden sich eine Menge Familiengrüfte
die zum Theil sehr anständig, zum Theil
fast prächtig sind. Die darin aufgestellten
Denkmale sind meist alle von Marmor,
aber Arbeit und Geschmack derselben sehr
ungleichartig. Eben so die Inschriften, die
mehr oder weniger altmodisch, lächerlich, ge-
fühl- und geschmacklos, oder neumodisch, natür-

aliaque inſanabilia corporis contagia miri-
fica arte ſuſtulit“
— bey allen Gattungen
von Menſchen erhalten werde.

Der Kirchhof von St. Sebaſtian iſt viel-
leicht einzig in ſeiner Art, und wird jedem,
der auch nicht Empfindſamer oder Herrenhuter
iſt, gefallen. Er bildet ziemlich ein Viereck,
das uͤber zwey hundert Schuh breit und uͤber
zwey hundert und funfzig lang iſt und deſſen
vier Seiten von Mauern und bedeckten Gaͤn-
gen, die auf Bogenſtellungen ruhen, mit Flie-
ſen gepflaſtert und mit einem Dache bedeckt
ſind, eingeſchloſſen werden. Unter demſelben
befinden ſich eine Menge Familiengruͤfte
die zum Theil ſehr anſtaͤndig, zum Theil
faſt praͤchtig ſind. Die darin aufgeſtellten
Denkmale ſind meiſt alle von Marmor,
aber Arbeit und Geſchmack derſelben ſehr
ungleichartig. Eben ſo die Inſchriften, die
mehr oder weniger altmodiſch, laͤcherlich, ge-
fuͤhl- und geſchmacklos, oder neumodiſch, natuͤr-

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[28/0300] aliaque inſanabilia corporis contagia miri- fica arte ſuſtulit“ — bey allen Gattungen von Menſchen erhalten werde. Der Kirchhof von St. Sebaſtian iſt viel- leicht einzig in ſeiner Art, und wird jedem, der auch nicht Empfindſamer oder Herrenhuter iſt, gefallen. Er bildet ziemlich ein Viereck, das uͤber zwey hundert Schuh breit und uͤber zwey hundert und funfzig lang iſt und deſſen vier Seiten von Mauern und bedeckten Gaͤn- gen, die auf Bogenſtellungen ruhen, mit Flie- ſen gepflaſtert und mit einem Dache bedeckt ſind, eingeſchloſſen werden. Unter demſelben befinden ſich eine Menge Familiengruͤfte die zum Theil ſehr anſtaͤndig, zum Theil faſt praͤchtig ſind. Die darin aufgeſtellten Denkmale ſind meiſt alle von Marmor, aber Arbeit und Geſchmack derſelben ſehr ungleichartig. Eben ſo die Inſchriften, die mehr oder weniger altmodiſch, laͤcherlich, ge- fuͤhl- und geſchmacklos, oder neumodiſch, natuͤr-

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/300>, abgerufen am 12.05.2024.