Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

Abend, der schön zu werden versprach, nir-
gends angenehmer, als auf jenen einladenden
Höhen, würde zubringen können. Die Festung
selbst, die vielseitige Aussicht von dort herab
über die Stadt und die ganze umliegende Ge-
gend, und der Rückweg über den Bergrücken,
der mit Gehölz und mit kleinen Meyereyen
besetzt, sich von dem Fuße des Burgfelsens um
die größeste Hälfte der Stadt herumzog und
einen ungeheuren, natürlichen Wall bildete:
alle diese Dinge setzten mich über die Ermüdung
der Reise hinaus, und ich trat meine Wande-
rung, von einem Lohnbedienten geführt, auf
meinen eigenen Füßen an.

Ich eilte über den Hofplatz, ließ für
diesmal den großen Springbrunnen, das Re-
sidenzschloß, den Dom, den Marstall, ein paar
Klöster und andre Merkwürdigkeiten unbesehen,
und näherte mich dem Nonnberge, einer
unbeträchtlichen Anhöhe, die am Fuße des
Schloßfelsens liegt und von dem auf ihrer
Scheitel befindlichen Nonnenkloster, den Na-

Abend, der ſchoͤn zu werden verſprach, nir-
gends angenehmer, als auf jenen einladenden
Hoͤhen, wuͤrde zubringen koͤnnen. Die Feſtung
ſelbſt, die vielſeitige Ausſicht von dort herab
uͤber die Stadt und die ganze umliegende Ge-
gend, und der Ruͤckweg uͤber den Bergruͤcken,
der mit Gehoͤlz und mit kleinen Meyereyen
beſetzt, ſich von dem Fuße des Burgfelſens um
die groͤßeſte Haͤlfte der Stadt herumzog und
einen ungeheuren, natuͤrlichen Wall bildete:
alle dieſe Dinge ſetzten mich uͤber die Ermuͤdung
der Reiſe hinaus, und ich trat meine Wande-
rung, von einem Lohnbedienten gefuͤhrt, auf
meinen eigenen Fuͤßen an.

Ich eilte uͤber den Hofplatz, ließ fuͤr
diesmal den großen Springbrunnen, das Re-
ſidenzſchloß, den Dom, den Marſtall, ein paar
Kloͤſter und andre Merkwuͤrdigkeiten unbeſehen,
und naͤherte mich dem Nonnberge, einer
unbetraͤchtlichen Anhoͤhe, die am Fuße des
Schloßfelſens liegt und von dem auf ihrer
Scheitel befindlichen Nonnenkloſter, den Na-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <floatingText>
          <body>
            <div n="1">
              <p><pb facs="#f0277" n="5"/>
Abend, der &#x017F;cho&#x0364;n zu werden ver&#x017F;prach, nir-<lb/>
gends angenehmer, als auf jenen einladenden<lb/>
Ho&#x0364;hen, wu&#x0364;rde zubringen ko&#x0364;nnen. Die Fe&#x017F;tung<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t, die viel&#x017F;eitige Aus&#x017F;icht von dort herab<lb/>
u&#x0364;ber die Stadt und die ganze umliegende Ge-<lb/>
gend, und der Ru&#x0364;ckweg u&#x0364;ber den Bergru&#x0364;cken,<lb/>
der mit Geho&#x0364;lz und mit kleinen Meyereyen<lb/>
be&#x017F;etzt, &#x017F;ich von dem Fuße des Burgfel&#x017F;ens um<lb/>
die gro&#x0364;ße&#x017F;te Ha&#x0364;lfte der Stadt herumzog und<lb/>
einen ungeheuren, natu&#x0364;rlichen Wall bildete:<lb/>
alle die&#x017F;e Dinge &#x017F;etzten mich u&#x0364;ber die Ermu&#x0364;dung<lb/>
der Rei&#x017F;e hinaus, und ich trat meine Wande-<lb/>
rung, von einem Lohnbedienten gefu&#x0364;hrt, auf<lb/>
meinen eigenen Fu&#x0364;ßen an.</p><lb/>
              <p>Ich eilte u&#x0364;ber den <hi rendition="#g">Hofplatz</hi>, ließ fu&#x0364;r<lb/>
diesmal den großen Springbrunnen, das Re-<lb/>
&#x017F;idenz&#x017F;chloß, den Dom, den Mar&#x017F;tall, ein paar<lb/>
Klo&#x0364;&#x017F;ter und andre Merkwu&#x0364;rdigkeiten unbe&#x017F;ehen,<lb/>
und na&#x0364;herte mich dem <hi rendition="#g">Nonnberge</hi>, einer<lb/>
unbetra&#x0364;chtlichen Anho&#x0364;he, die am Fuße des<lb/>
Schloßfel&#x017F;ens liegt und von dem auf ihrer<lb/>
Scheitel befindlichen Nonnenklo&#x017F;ter, den Na-<lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[5/0277] Abend, der ſchoͤn zu werden verſprach, nir- gends angenehmer, als auf jenen einladenden Hoͤhen, wuͤrde zubringen koͤnnen. Die Feſtung ſelbſt, die vielſeitige Ausſicht von dort herab uͤber die Stadt und die ganze umliegende Ge- gend, und der Ruͤckweg uͤber den Bergruͤcken, der mit Gehoͤlz und mit kleinen Meyereyen beſetzt, ſich von dem Fuße des Burgfelſens um die groͤßeſte Haͤlfte der Stadt herumzog und einen ungeheuren, natuͤrlichen Wall bildete: alle dieſe Dinge ſetzten mich uͤber die Ermuͤdung der Reiſe hinaus, und ich trat meine Wande- rung, von einem Lohnbedienten gefuͤhrt, auf meinen eigenen Fuͤßen an. Ich eilte uͤber den Hofplatz, ließ fuͤr diesmal den großen Springbrunnen, das Re- ſidenzſchloß, den Dom, den Marſtall, ein paar Kloͤſter und andre Merkwuͤrdigkeiten unbeſehen, und naͤherte mich dem Nonnberge, einer unbetraͤchtlichen Anhoͤhe, die am Fuße des Schloßfelſens liegt und von dem auf ihrer Scheitel befindlichen Nonnenkloſter, den Na-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/277
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/277>, abgerufen am 13.05.2024.