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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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Mond war an einem so wolkenreinen Himmel
aufgegangen, daß ich mich entschloß, die Fort-
setzung dieser schönen Gegend in dessen Glanze
zu sehen. Anfangs kam ich in eine kurze und
dünne Waldung, durch welche ich kaum drey
Viertelstunden hingefahren war, als ich mich,
bey einer Wendung zur Rechten, unvermuthet
an dem Rande eines Thales, oder vielmehr
Kessels, befand, dessen Grund theils mit Hol-
zung besetzt, theils mit dem Bette des breiten
und schnellen Inns, den der Mond in fließen-
des Silber verwandelte, bedeckt war.

Ich kam durch Mühldorf, ein Städtchen
am Inn, das vor mehr als hundert Jahren
vom Feuer ganz verwüstet wurde, und seine da-
mals nicht ganz zerstörten, starken Stadtmau-
ern nicht ganz ausfüllt. Sein Aeußeres ist
nicht unangenehm, weil man überhaupt in
Bayern darauf sieht, daß die Häuser in Auf-
putz erhalten werden.

Durch Altenöttingen, wo sich die nächste
Post befindet (3 M.) kam ich gegen Morgen.

Mond war an einem ſo wolkenreinen Himmel
aufgegangen, daß ich mich entſchloß, die Fort-
ſetzung dieſer ſchoͤnen Gegend in deſſen Glanze
zu ſehen. Anfangs kam ich in eine kurze und
duͤnne Waldung, durch welche ich kaum drey
Viertelſtunden hingefahren war, als ich mich,
bey einer Wendung zur Rechten, unvermuthet
an dem Rande eines Thales, oder vielmehr
Keſſels, befand, deſſen Grund theils mit Hol-
zung beſetzt, theils mit dem Bette des breiten
und ſchnellen Inns, den der Mond in fließen-
des Silber verwandelte, bedeckt war.

Ich kam durch Muͤhldorf, ein Staͤdtchen
am Inn, das vor mehr als hundert Jahren
vom Feuer ganz verwuͤſtet wurde, und ſeine da-
mals nicht ganz zerſtoͤrten, ſtarken Stadtmau-
ern nicht ganz ausfuͤllt. Sein Aeußeres iſt
nicht unangenehm, weil man uͤberhaupt in
Bayern darauf ſieht, daß die Haͤuſer in Auf-
putz erhalten werden.

Durch Altenoͤttingen, wo ſich die naͤchſte
Poſt befindet (3 M.) kam ich gegen Morgen.

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[255/0263] Mond war an einem ſo wolkenreinen Himmel aufgegangen, daß ich mich entſchloß, die Fort- ſetzung dieſer ſchoͤnen Gegend in deſſen Glanze zu ſehen. Anfangs kam ich in eine kurze und duͤnne Waldung, durch welche ich kaum drey Viertelſtunden hingefahren war, als ich mich, bey einer Wendung zur Rechten, unvermuthet an dem Rande eines Thales, oder vielmehr Keſſels, befand, deſſen Grund theils mit Hol- zung beſetzt, theils mit dem Bette des breiten und ſchnellen Inns, den der Mond in fließen- des Silber verwandelte, bedeckt war. Ich kam durch Muͤhldorf, ein Staͤdtchen am Inn, das vor mehr als hundert Jahren vom Feuer ganz verwuͤſtet wurde, und ſeine da- mals nicht ganz zerſtoͤrten, ſtarken Stadtmau- ern nicht ganz ausfuͤllt. Sein Aeußeres iſt nicht unangenehm, weil man uͤberhaupt in Bayern darauf ſieht, daß die Haͤuſer in Auf- putz erhalten werden. Durch Altenoͤttingen, wo ſich die naͤchſte Poſt befindet (3 M.) kam ich gegen Morgen.

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/263>, abgerufen am 22.11.2024.