Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

neshoch, mit dicken, vollen Aehren, die, über
eine unabsehliche Fläche hinweg, vom Winde
bewegt, ihre braunen Wellen schlugen. Darun-
ter gestreuet zeigten sich streckenweise kleine
Wiesenplane, Wäldchen von einzelnen Bäu-
men, und behölzte Hügel, über die man zum
Theil hinfährt und eine neue Abwechslung in
den Gesichtskreis bringen. Hat man zwey
oder drey derselben hinter sich, so zeigen sich
die Alpen von neuem und näher als vorher.
Man glaubt sich an ihrem Fuße zu befinden,
und zu bemerken, wie sie hier, mit vier oder
fünf Absätzen, in die Fläche, in der man sich
befindet, auslaufen, und sie, zum Ersatz für
ihre eigenen, rauhen, unfruchtbaren Gipfel,
mit Reichthümern der Natur überschütten, in-
dem sie Ströme und Strömchen herabsenden
und eine mächtige Vormauer gegen Sturm
und Ungewitter bilden.

So dauern Weg und Gegend bis Ampfing,
der nächsten Post, (2 M.) fort. Man befindet
sich in einem großen, wohlgebaueten Dorfe. Der

neshoch, mit dicken, vollen Aehren, die, uͤber
eine unabſehliche Flaͤche hinweg, vom Winde
bewegt, ihre braunen Wellen ſchlugen. Darun-
ter geſtreuet zeigten ſich ſtreckenweiſe kleine
Wieſenplane, Waͤldchen von einzelnen Baͤu-
men, und behoͤlzte Huͤgel, uͤber die man zum
Theil hinfaͤhrt und eine neue Abwechslung in
den Geſichtskreis bringen. Hat man zwey
oder drey derſelben hinter ſich, ſo zeigen ſich
die Alpen von neuem und naͤher als vorher.
Man glaubt ſich an ihrem Fuße zu befinden,
und zu bemerken, wie ſie hier, mit vier oder
fuͤnf Abſaͤtzen, in die Flaͤche, in der man ſich
befindet, auslaufen, und ſie, zum Erſatz fuͤr
ihre eigenen, rauhen, unfruchtbaren Gipfel,
mit Reichthuͤmern der Natur uͤberſchuͤtten, in-
dem ſie Stroͤme und Stroͤmchen herabſenden
und eine maͤchtige Vormauer gegen Sturm
und Ungewitter bilden.

So dauern Weg und Gegend bis Ampfing,
der naͤchſten Poſt, (2 M.) fort. Man befindet
ſich in einem großen, wohlgebaueten Dorfe. Der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <floatingText>
          <body>
            <div n="1">
              <p><pb facs="#f0262" n="254"/>
neshoch, mit dicken, vollen Aehren, die, u&#x0364;ber<lb/>
eine unab&#x017F;ehliche Fla&#x0364;che hinweg, vom Winde<lb/>
bewegt, ihre braunen Wellen &#x017F;chlugen. Darun-<lb/>
ter ge&#x017F;treuet zeigten &#x017F;ich &#x017F;treckenwei&#x017F;e kleine<lb/>
Wie&#x017F;enplane, Wa&#x0364;ldchen von einzelnen Ba&#x0364;u-<lb/>
men, und beho&#x0364;lzte Hu&#x0364;gel, u&#x0364;ber die man zum<lb/>
Theil hinfa&#x0364;hrt und eine neue Abwechslung in<lb/>
den Ge&#x017F;ichtskreis bringen. Hat man zwey<lb/>
oder drey der&#x017F;elben hinter &#x017F;ich, &#x017F;o zeigen &#x017F;ich<lb/>
die Alpen von neuem und na&#x0364;her als vorher.<lb/>
Man glaubt &#x017F;ich an ihrem Fuße zu befinden,<lb/>
und zu bemerken, wie &#x017F;ie hier, mit vier oder<lb/>
fu&#x0364;nf Ab&#x017F;a&#x0364;tzen, in die Fla&#x0364;che, in der man &#x017F;ich<lb/>
befindet, auslaufen, und &#x017F;ie, zum Er&#x017F;atz fu&#x0364;r<lb/>
ihre eigenen, rauhen, unfruchtbaren Gipfel,<lb/>
mit Reichthu&#x0364;mern der Natur u&#x0364;ber&#x017F;chu&#x0364;tten, in-<lb/>
dem &#x017F;ie Stro&#x0364;me und Stro&#x0364;mchen herab&#x017F;enden<lb/>
und eine ma&#x0364;chtige Vormauer gegen Sturm<lb/>
und Ungewitter bilden.</p><lb/>
              <p>So dauern Weg und Gegend bis <hi rendition="#g">Ampfing</hi>,<lb/>
der na&#x0364;ch&#x017F;ten Po&#x017F;t, (2 M.) fort. Man befindet<lb/>
&#x017F;ich in einem großen, wohlgebaueten Dorfe. Der<lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[254/0262] neshoch, mit dicken, vollen Aehren, die, uͤber eine unabſehliche Flaͤche hinweg, vom Winde bewegt, ihre braunen Wellen ſchlugen. Darun- ter geſtreuet zeigten ſich ſtreckenweiſe kleine Wieſenplane, Waͤldchen von einzelnen Baͤu- men, und behoͤlzte Huͤgel, uͤber die man zum Theil hinfaͤhrt und eine neue Abwechslung in den Geſichtskreis bringen. Hat man zwey oder drey derſelben hinter ſich, ſo zeigen ſich die Alpen von neuem und naͤher als vorher. Man glaubt ſich an ihrem Fuße zu befinden, und zu bemerken, wie ſie hier, mit vier oder fuͤnf Abſaͤtzen, in die Flaͤche, in der man ſich befindet, auslaufen, und ſie, zum Erſatz fuͤr ihre eigenen, rauhen, unfruchtbaren Gipfel, mit Reichthuͤmern der Natur uͤberſchuͤtten, in- dem ſie Stroͤme und Stroͤmchen herabſenden und eine maͤchtige Vormauer gegen Sturm und Ungewitter bilden. So dauern Weg und Gegend bis Ampfing, der naͤchſten Poſt, (2 M.) fort. Man befindet ſich in einem großen, wohlgebaueten Dorfe. Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/262
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/262>, abgerufen am 12.05.2024.