Schuh hoch, achtzig breit, und über dreyhun- dert und sechszig lang. Ehedem war es aus- gemalt und hatte drey Gänge über einander, die für die Zuschauer bestimmt waren, deren es gegen zehntausend fassen konnte. Diese Gallerieen und alle übrige Einrichtungen, die zu jenen Turnierspielen erforderlich waren, sind jetzt abgenommen, da die Spiele selbst seit Menschengedenken nicht mehr gegeben worden sind. Das Gebäude wird jetzt nur noch als Reitschule für junge Adeliche, auch bey außer- ordentlichen Freudenfesten als ein öffentlicher Ballsaal gebraucht.
Das neue Opernhaus, hart an der kurfürstlichen Residenz, ist, ohne gerade durch ungewöhnliche Größe aufzufallen, dennoch ein ansehnliches Gebäude, das, besonders im In- nern, sich durch den Putz und Reichthum sei- ner vier Logengänge, durch gute Bühnenver- zierungen und mannigfache Veränderungen aus- zeichnet. Das alte, auf welchem gewöhnlich gespielt wird, ist kleiner, in allen Stücken ge-
Schuh hoch, achtzig breit, und uͤber dreyhun- dert und ſechszig lang. Ehedem war es aus- gemalt und hatte drey Gaͤnge uͤber einander, die fuͤr die Zuſchauer beſtimmt waren, deren es gegen zehntauſend faſſen konnte. Dieſe Gallerieen und alle uͤbrige Einrichtungen, die zu jenen Turnierſpielen erforderlich waren, ſind jetzt abgenommen, da die Spiele ſelbſt ſeit Menſchengedenken nicht mehr gegeben worden ſind. Das Gebaͤude wird jetzt nur noch als Reitſchule fuͤr junge Adeliche, auch bey außer- ordentlichen Freudenfeſten als ein oͤffentlicher Ballſaal gebraucht.
Das neue Opernhaus, hart an der kurfuͤrſtlichen Reſidenz, iſt, ohne gerade durch ungewoͤhnliche Groͤße aufzufallen, dennoch ein anſehnliches Gebaͤude, das, beſonders im In- nern, ſich durch den Putz und Reichthum ſei- ner vier Logengaͤnge, durch gute Buͤhnenver- zierungen und mannigfache Veraͤnderungen aus- zeichnet. Das alte, auf welchem gewoͤhnlich geſpielt wird, iſt kleiner, in allen Stuͤcken ge-
<TEI><text><body><div><floatingText><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0230"n="222"/>
Schuh hoch, achtzig breit, und uͤber dreyhun-<lb/>
dert und ſechszig lang. Ehedem war es aus-<lb/>
gemalt und hatte drey Gaͤnge uͤber einander,<lb/>
die fuͤr die Zuſchauer beſtimmt waren, deren<lb/>
es gegen zehntauſend faſſen konnte. Dieſe<lb/>
Gallerieen und alle uͤbrige Einrichtungen, die<lb/>
zu jenen Turnierſpielen erforderlich waren, ſind<lb/>
jetzt abgenommen, da die Spiele ſelbſt ſeit<lb/>
Menſchengedenken nicht mehr gegeben worden<lb/>ſind. Das Gebaͤude wird jetzt nur noch als<lb/>
Reitſchule fuͤr junge Adeliche, auch bey außer-<lb/>
ordentlichen Freudenfeſten als ein oͤffentlicher<lb/>
Ballſaal gebraucht.</p><lb/><p>Das <hirendition="#g">neue Opernhaus</hi>, hart an der<lb/>
kurfuͤrſtlichen Reſidenz, iſt, ohne gerade durch<lb/>
ungewoͤhnliche Groͤße aufzufallen, dennoch ein<lb/>
anſehnliches Gebaͤude, das, beſonders im In-<lb/>
nern, ſich durch den Putz und Reichthum ſei-<lb/>
ner vier Logengaͤnge, durch gute Buͤhnenver-<lb/>
zierungen und mannigfache Veraͤnderungen aus-<lb/>
zeichnet. Das <hirendition="#g">alte</hi>, auf welchem gewoͤhnlich<lb/>
geſpielt wird, iſt kleiner, in allen Stuͤcken ge-<lb/></p></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[222/0230]
Schuh hoch, achtzig breit, und uͤber dreyhun-
dert und ſechszig lang. Ehedem war es aus-
gemalt und hatte drey Gaͤnge uͤber einander,
die fuͤr die Zuſchauer beſtimmt waren, deren
es gegen zehntauſend faſſen konnte. Dieſe
Gallerieen und alle uͤbrige Einrichtungen, die
zu jenen Turnierſpielen erforderlich waren, ſind
jetzt abgenommen, da die Spiele ſelbſt ſeit
Menſchengedenken nicht mehr gegeben worden
ſind. Das Gebaͤude wird jetzt nur noch als
Reitſchule fuͤr junge Adeliche, auch bey außer-
ordentlichen Freudenfeſten als ein oͤffentlicher
Ballſaal gebraucht.
Das neue Opernhaus, hart an der
kurfuͤrſtlichen Reſidenz, iſt, ohne gerade durch
ungewoͤhnliche Groͤße aufzufallen, dennoch ein
anſehnliches Gebaͤude, das, beſonders im In-
nern, ſich durch den Putz und Reichthum ſei-
ner vier Logengaͤnge, durch gute Buͤhnenver-
zierungen und mannigfache Veraͤnderungen aus-
zeichnet. Das alte, auf welchem gewoͤhnlich
geſpielt wird, iſt kleiner, in allen Stuͤcken ge-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/230>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.