Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

dem daran stoßenden Ostravorwerke gehö-
ren. Diesem gegenüber, in der Friedrichsstadt
selbst, liegt der Garten des Grafen Mar-
colini, dem es nicht an Umfang und artigen
Anlagen fehlt, der aber, im Ganzen genommen,
nicht außerordentlich ist. Auch der Prinz An-
ton hat in der Nähe ein artiges Sommerhaus.
Uebrigens ist die Friedrichsstadt von größerem
Umfange, als die Neustadt, aber ohne allen
Vergleich geringer gebauet, obwohl bevölkert
genug. Fabrikanten und Manufakturisten aller
Art wohnen hier, und führen, bis auf die Kin-
der herunter, ein sehr arbeitsames, aber darum
doch leider ein sehr armseliges Leben. Noth
und Mangel sind hier zu Hause, und es ist nichts
ungewöhnliches, ganze Familien in Lumpen vor
den Häusern sitzen zu sehen.

Mit der Altstadt hängt die Friedrichsstadt
durch eine schöne Allee zusammen, die sich am
Zwinger endigt. Die Wilsdruffer Vor-
stadt, in der man sich nun befindet, ist stark
von Gerbern bewohnt und in ihrer Nähe, wie

dem daran ſtoßenden Oſtravorwerke gehoͤ-
ren. Dieſem gegenuͤber, in der Friedrichsſtadt
ſelbſt, liegt der Garten des Grafen Mar-
colini, dem es nicht an Umfang und artigen
Anlagen fehlt, der aber, im Ganzen genommen,
nicht außerordentlich iſt. Auch der Prinz An-
ton hat in der Naͤhe ein artiges Sommerhaus.
Uebrigens iſt die Friedrichsſtadt von groͤßerem
Umfange, als die Neuſtadt, aber ohne allen
Vergleich geringer gebauet, obwohl bevoͤlkert
genug. Fabrikanten und Manufakturiſten aller
Art wohnen hier, und fuͤhren, bis auf die Kin-
der herunter, ein ſehr arbeitſames, aber darum
doch leider ein ſehr armſeliges Leben. Noth
und Mangel ſind hier zu Hauſe, und es iſt nichts
ungewoͤhnliches, ganze Familien in Lumpen vor
den Haͤuſern ſitzen zu ſehen.

Mit der Altſtadt haͤngt die Friedrichsſtadt
durch eine ſchoͤne Allee zuſammen, die ſich am
Zwinger endigt. Die Wilsdruffer Vor-
ſtadt, in der man ſich nun befindet, iſt ſtark
von Gerbern bewohnt und in ihrer Naͤhe, wie

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <floatingText>
          <body>
            <div n="1">
              <p><pb facs="#f0022" n="14"/>
dem daran &#x017F;toßenden <hi rendition="#g">O&#x017F;travorwerke</hi> geho&#x0364;-<lb/>
ren. Die&#x017F;em gegenu&#x0364;ber, in der Friedrichs&#x017F;tadt<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t, liegt der Garten des <hi rendition="#g">Grafen Mar-<lb/>
colini</hi>, dem es nicht an Umfang und artigen<lb/>
Anlagen fehlt, der aber, im Ganzen genommen,<lb/>
nicht außerordentlich i&#x017F;t. Auch der Prinz <hi rendition="#g">An-<lb/>
ton</hi> hat in der Na&#x0364;he ein artiges Sommerhaus.<lb/>
Uebrigens i&#x017F;t die Friedrichs&#x017F;tadt von gro&#x0364;ßerem<lb/>
Umfange, als die Neu&#x017F;tadt, aber ohne allen<lb/>
Vergleich geringer gebauet, obwohl bevo&#x0364;lkert<lb/>
genug. Fabrikanten und Manufakturi&#x017F;ten aller<lb/>
Art wohnen hier, und fu&#x0364;hren, bis auf die Kin-<lb/>
der herunter, ein &#x017F;ehr arbeit&#x017F;ames, aber darum<lb/>
doch leider ein &#x017F;ehr arm&#x017F;eliges Leben. Noth<lb/>
und Mangel &#x017F;ind hier zu Hau&#x017F;e, und es i&#x017F;t nichts<lb/>
ungewo&#x0364;hnliches, ganze Familien in Lumpen vor<lb/>
den Ha&#x0364;u&#x017F;ern &#x017F;itzen zu &#x017F;ehen.</p><lb/>
              <p>Mit der Alt&#x017F;tadt ha&#x0364;ngt die Friedrichs&#x017F;tadt<lb/>
durch eine &#x017F;cho&#x0364;ne Allee zu&#x017F;ammen, die &#x017F;ich am<lb/><hi rendition="#g">Zwinger</hi> endigt. Die <hi rendition="#g">Wilsdruffer Vor-<lb/>
&#x017F;tadt</hi>, in der man &#x017F;ich nun befindet, i&#x017F;t &#x017F;tark<lb/>
von Gerbern bewohnt und in ihrer Na&#x0364;he, wie<lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[14/0022] dem daran ſtoßenden Oſtravorwerke gehoͤ- ren. Dieſem gegenuͤber, in der Friedrichsſtadt ſelbſt, liegt der Garten des Grafen Mar- colini, dem es nicht an Umfang und artigen Anlagen fehlt, der aber, im Ganzen genommen, nicht außerordentlich iſt. Auch der Prinz An- ton hat in der Naͤhe ein artiges Sommerhaus. Uebrigens iſt die Friedrichsſtadt von groͤßerem Umfange, als die Neuſtadt, aber ohne allen Vergleich geringer gebauet, obwohl bevoͤlkert genug. Fabrikanten und Manufakturiſten aller Art wohnen hier, und fuͤhren, bis auf die Kin- der herunter, ein ſehr arbeitſames, aber darum doch leider ein ſehr armſeliges Leben. Noth und Mangel ſind hier zu Hauſe, und es iſt nichts ungewoͤhnliches, ganze Familien in Lumpen vor den Haͤuſern ſitzen zu ſehen. Mit der Altſtadt haͤngt die Friedrichsſtadt durch eine ſchoͤne Allee zuſammen, die ſich am Zwinger endigt. Die Wilsdruffer Vor- ſtadt, in der man ſich nun befindet, iſt ſtark von Gerbern bewohnt und in ihrer Naͤhe, wie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/22
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/22>, abgerufen am 25.04.2024.