dern Steingeschieben, die höchstens mit einem halben Schuh Dammerde bedeckt sind. Dies, und die sehr einförmige Fläche der Gegend selbst, gewährt den Umgebungen von München, von dieser Seite her, nicht den mindesten Reitz, so wie die Stadt selbst, weil ihre Grundlage ganz flach ist, sich nur zum Theil und nicht anlockend zeigt. Die beyden Thürme des Doms haben eine zu plumpe Form, bey zu großer Kürze, und die daran herumstehenden Thürme leiden an eben dem Fehler, fernen also eben so wenig. Erst, wenn man sich der Stadt auf ein paar hundert Schritte genähert hat, erhöhet und breitet sie sich mehr aus, und einige ansehnliche Palläste und Häuser, die voran stehen, kommen ihr zu Hülfe, um ihr einen neuen und heitern Anblick zu geben, der beym Eintritt in das Innere verstärkt und sehr vortheilhaft unterhalten wird.
Die Straßen von München sind breit und meist mit vier bis fünfstöckigen Häusern be- setzt, die sich in ihrer Bauart mehr den Ber-
dern Steingeſchieben, die hoͤchſtens mit einem halben Schuh Dammerde bedeckt ſind. Dies, und die ſehr einfoͤrmige Flaͤche der Gegend ſelbſt, gewaͤhrt den Umgebungen von Muͤnchen, von dieſer Seite her, nicht den mindeſten Reitz, ſo wie die Stadt ſelbſt, weil ihre Grundlage ganz flach iſt, ſich nur zum Theil und nicht anlockend zeigt. Die beyden Thuͤrme des Doms haben eine zu plumpe Form, bey zu großer Kuͤrze, und die daran herumſtehenden Thuͤrme leiden an eben dem Fehler, fernen alſo eben ſo wenig. Erſt, wenn man ſich der Stadt auf ein paar hundert Schritte genaͤhert hat, erhoͤhet und breitet ſie ſich mehr aus, und einige anſehnliche Pallaͤſte und Haͤuſer, die voran ſtehen, kommen ihr zu Huͤlfe, um ihr einen neuen und heitern Anblick zu geben, der beym Eintritt in das Innere verſtaͤrkt und ſehr vortheilhaft unterhalten wird.
Die Straßen von Muͤnchen ſind breit und meiſt mit vier bis fuͤnfſtoͤckigen Haͤuſern be- ſetzt, die ſich in ihrer Bauart mehr den Ber-
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dern Steingeſchieben, die hoͤchſtens mit einem
halben Schuh Dammerde bedeckt ſind. Dies,
und die ſehr einfoͤrmige Flaͤche der Gegend
ſelbſt, gewaͤhrt den Umgebungen von Muͤnchen,
von dieſer Seite her, nicht den mindeſten Reitz,
ſo wie die Stadt ſelbſt, weil ihre Grundlage
ganz flach iſt, ſich nur zum Theil und nicht
anlockend zeigt. Die beyden Thuͤrme des
Doms haben eine zu plumpe Form, bey zu
großer Kuͤrze, und die daran herumſtehenden
Thuͤrme leiden an eben dem Fehler, fernen
alſo eben ſo wenig. Erſt, wenn man ſich der
Stadt auf ein paar hundert Schritte genaͤhert
hat, erhoͤhet und breitet ſie ſich mehr aus, und
einige anſehnliche Pallaͤſte und Haͤuſer, die
voran ſtehen, kommen ihr zu Huͤlfe, um ihr
einen neuen und heitern Anblick zu geben, der
beym Eintritt in das Innere verſtaͤrkt und
ſehr vortheilhaft unterhalten wird.
Die Straßen von Muͤnchen ſind breit und
meiſt mit vier bis fuͤnfſtoͤckigen Haͤuſern be-
ſetzt, die ſich in ihrer Bauart mehr den Ber-
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/202>, abgerufen am 24.11.2024.
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