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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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Schlosse, auf einem Hügel liegt, gewährt eine
gute Ansicht. Gebauet ist diese Stadt übri-
gens wie alle Städte, durch die ich bis jetzt
noch in Bayern gekommen bin: im Geschmack
von Breslau; die Giebel größestentheils vorn
heraus und lange hölzerne Dachrinnen dazwi-
schen. Das Pflaster ist gut und, wie zu Lands-
hut, aus lauter sehr kleinen Feldsteinen zusam-
mengesetzt.

Von Freysingen aus bis München (31/2 M.)
wird die Gegend immer flächer, und nur noch
aus der Ferne erblickt man zur Seite und
hinter sich mäßige Anhöhen, die meist mit
Wald besetzt sind. Der Fruchttrieb um einen
her ist zwar nicht mehr so stark und reich, als
in der Nachbarschaft von Regensburg, aber
darum doch noch nicht schlecht; besonders trifft
man stellenweise auf vortreffliche Wiesen, die
aber, je mehr man sich München nähert, desto-
mehr abnehmen und sich allmählig in saure
Aenger verwandeln. Der Boden setzt sich end-
lich ganz um, und besteht aus Kalk- und an-

Fünftes Heft. N

Schloſſe, auf einem Huͤgel liegt, gewaͤhrt eine
gute Anſicht. Gebauet iſt dieſe Stadt uͤbri-
gens wie alle Staͤdte, durch die ich bis jetzt
noch in Bayern gekommen bin: im Geſchmack
von Breslau; die Giebel groͤßeſtentheils vorn
heraus und lange hoͤlzerne Dachrinnen dazwi-
ſchen. Das Pflaſter iſt gut und, wie zu Lands-
hut, aus lauter ſehr kleinen Feldſteinen zuſam-
mengeſetzt.

Von Freyſingen aus bis Muͤnchen (3½ M.)
wird die Gegend immer flaͤcher, und nur noch
aus der Ferne erblickt man zur Seite und
hinter ſich maͤßige Anhoͤhen, die meiſt mit
Wald beſetzt ſind. Der Fruchttrieb um einen
her iſt zwar nicht mehr ſo ſtark und reich, als
in der Nachbarſchaft von Regensburg, aber
darum doch noch nicht ſchlecht; beſonders trifft
man ſtellenweiſe auf vortreffliche Wieſen, die
aber, je mehr man ſich Muͤnchen naͤhert, deſto-
mehr abnehmen und ſich allmaͤhlig in ſaure
Aenger verwandeln. Der Boden ſetzt ſich end-
lich ganz um, und beſteht aus Kalk- und an-

Fuͤnftes Heft. N
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[193/0201] Schloſſe, auf einem Huͤgel liegt, gewaͤhrt eine gute Anſicht. Gebauet iſt dieſe Stadt uͤbri- gens wie alle Staͤdte, durch die ich bis jetzt noch in Bayern gekommen bin: im Geſchmack von Breslau; die Giebel groͤßeſtentheils vorn heraus und lange hoͤlzerne Dachrinnen dazwi- ſchen. Das Pflaſter iſt gut und, wie zu Lands- hut, aus lauter ſehr kleinen Feldſteinen zuſam- mengeſetzt. Von Freyſingen aus bis Muͤnchen (3½ M.) wird die Gegend immer flaͤcher, und nur noch aus der Ferne erblickt man zur Seite und hinter ſich maͤßige Anhoͤhen, die meiſt mit Wald beſetzt ſind. Der Fruchttrieb um einen her iſt zwar nicht mehr ſo ſtark und reich, als in der Nachbarſchaft von Regensburg, aber darum doch noch nicht ſchlecht; beſonders trifft man ſtellenweiſe auf vortreffliche Wieſen, die aber, je mehr man ſich Muͤnchen naͤhert, deſto- mehr abnehmen und ſich allmaͤhlig in ſaure Aenger verwandeln. Der Boden ſetzt ſich end- lich ganz um, und beſteht aus Kalk- und an- Fuͤnftes Heft. N

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/201>, abgerufen am 27.04.2024.