leute und Gelehrten für Neid, für empörte Eigenliebe und für Auszeichnung im Staat arbeiten, indem sie gegen den Untergang des- selben, gegen Willkühr und Unverantwortlich- keit des Raths und gegen den Eindrang des Patriziats in alle Staatsstellen, selbst die ge- ringern, zu arbeiten sich die Miene geben; und daß endlich der gemeine Staatsbürger die ei- gentliche Stütze, das Lastthier des Staates, daß nur dieser allein für erworbene und na- türliche Rechte, für seine Nahrung, Haus und Hof und politisches Daseyn streite, mithin unter den fechtenden Parteyen die einzige sey, die das Recht auf ihrer Seite hat, aber ge- rade am spätesten dazu gelangen wird, weil sie ihre Sache gegen ihre eigenen Richter füh- ren und gewinnen muß, die überdieß bey mehr Gewandtheit, Reichthum, Lust und Politik, ihren gesunden Menschenverstand nicht fürch- ten, so wie sie ihre physische Ueberlegenheit durch Uneinigkeit und Eifersucht, die sie in
leute und Gelehrten fuͤr Neid, fuͤr empoͤrte Eigenliebe und fuͤr Auszeichnung im Staat arbeiten, indem ſie gegen den Untergang deſ- ſelben, gegen Willkuͤhr und Unverantwortlich- keit des Raths und gegen den Eindrang des Patriziats in alle Staatsſtellen, ſelbſt die ge- ringern, zu arbeiten ſich die Miene geben; und daß endlich der gemeine Staatsbuͤrger die ei- gentliche Stuͤtze, das Laſtthier des Staates, daß nur dieſer allein fuͤr erworbene und na- tuͤrliche Rechte, fuͤr ſeine Nahrung, Haus und Hof und politiſches Daſeyn ſtreite, mithin unter den fechtenden Parteyen die einzige ſey, die das Recht auf ihrer Seite hat, aber ge- rade am ſpaͤteſten dazu gelangen wird, weil ſie ihre Sache gegen ihre eigenen Richter fuͤh- ren und gewinnen muß, die uͤberdieß bey mehr Gewandtheit, Reichthum, Luſt und Politik, ihren geſunden Menſchenverſtand nicht fuͤrch- ten, ſo wie ſie ihre phyſiſche Ueberlegenheit durch Uneinigkeit und Eiferſucht, die ſie in
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leute und Gelehrten fuͤr Neid, fuͤr empoͤrte
Eigenliebe und fuͤr Auszeichnung im Staat
arbeiten, indem ſie gegen den Untergang deſ-
ſelben, gegen Willkuͤhr und Unverantwortlich-
keit des Raths und gegen den Eindrang des
Patriziats in alle Staatsſtellen, ſelbſt die ge-
ringern, zu arbeiten ſich die Miene geben; und
daß endlich der gemeine Staatsbuͤrger die ei-
gentliche Stuͤtze, das Laſtthier des Staates,
daß nur dieſer allein fuͤr erworbene und na-
tuͤrliche Rechte, fuͤr ſeine Nahrung, Haus und
Hof und politiſches Daſeyn ſtreite, mithin
unter den fechtenden Parteyen die einzige ſey,
die das Recht auf ihrer Seite hat, aber ge-
rade am ſpaͤteſten dazu gelangen wird, weil
ſie ihre Sache gegen ihre eigenen Richter fuͤh-
ren und gewinnen muß, die uͤberdieß bey mehr
Gewandtheit, Reichthum, Luſt und Politik,
ihren geſunden Menſchenverſtand nicht fuͤrch-
ten, ſo wie ſie ihre phyſiſche Ueberlegenheit
durch Uneinigkeit und Eiferſucht, die ſie in
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/172>, abgerufen am 21.11.2024.
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