Patrizier; daher Aufsäßigkeit und Groll der Künstler- und Handwerker gegen alle obige. So kommt es, daß Aristokraten gegen Ochlo- kraten, beyde gegen die Kaufmanns- und Ge- lehrten-Klassen, und alle drey zusammen ge- nommen, gegen die Hauptmasse des arbeiten- den und abgebenden Staatsbürgers kämpfen, der jedoch dadurch einer gänzlichen Unterdrük- kung entgeht, daß jede der genannten Par- teyen ihn, den stärksten an thierischer Kraft, wechselseitig auf ihre Seite zu bringen und sich zu erhalten sucht. Das klare Resultat dieser Angaben wäre also: daß die Ochlokra- ten für Herrschsucht, Hochmuth, Nepotismus und Monopol kämpfen, indem sie für die wahre Verfassung des Staats zu kämpfen vorgeben; daß die Aristokraten für Privilegien, Stellensucht, Bequemlichkeit, eigennützige Ver- sorgung ihrer Kinder und Verwandten strei- ten, indem sie meynen, für die ihnen zukom- menden Gerechtsame zu streiten; daß die Kauf-
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Patrizier; daher Aufſaͤßigkeit und Groll der Kuͤnſtler- und Handwerker gegen alle obige. So kommt es, daß Ariſtokraten gegen Ochlo- kraten, beyde gegen die Kaufmanns- und Ge- lehrten-Klaſſen, und alle drey zuſammen ge- nommen, gegen die Hauptmaſſe des arbeiten- den und abgebenden Staatsbuͤrgers kaͤmpfen, der jedoch dadurch einer gaͤnzlichen Unterdruͤk- kung entgeht, daß jede der genannten Par- teyen ihn, den ſtaͤrkſten an thieriſcher Kraft, wechſelſeitig auf ihre Seite zu bringen und ſich zu erhalten ſucht. Das klare Reſultat dieſer Angaben waͤre alſo: daß die Ochlokra- ten fuͤr Herrſchſucht, Hochmuth, Nepotismus und Monopol kaͤmpfen, indem ſie fuͤr die wahre Verfaſſung des Staats zu kaͤmpfen vorgeben; daß die Ariſtokraten fuͤr Privilegien, Stellenſucht, Bequemlichkeit, eigennuͤtzige Ver- ſorgung ihrer Kinder und Verwandten ſtrei- ten, indem ſie meynen, fuͤr die ihnen zukom- menden Gerechtſame zu ſtreiten; daß die Kauf-
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Patrizier; daher Aufſaͤßigkeit und Groll der
Kuͤnſtler- und Handwerker gegen alle obige.
So kommt es, daß Ariſtokraten gegen Ochlo-
kraten, beyde gegen die Kaufmanns- und Ge-
lehrten-Klaſſen, und alle drey zuſammen ge-
nommen, gegen die Hauptmaſſe des arbeiten-
den und abgebenden Staatsbuͤrgers kaͤmpfen,
der jedoch dadurch einer gaͤnzlichen Unterdruͤk-
kung entgeht, daß jede der genannten Par-
teyen ihn, den ſtaͤrkſten an thieriſcher Kraft,
wechſelſeitig auf ihre Seite zu bringen und
ſich zu erhalten ſucht. Das klare Reſultat
dieſer Angaben waͤre alſo: daß die Ochlokra-
ten fuͤr Herrſchſucht, Hochmuth, Nepotismus
und Monopol kaͤmpfen, indem ſie fuͤr die
wahre Verfaſſung des Staats zu kaͤmpfen
vorgeben; daß die Ariſtokraten fuͤr Privilegien,
Stellenſucht, Bequemlichkeit, eigennuͤtzige Ver-
ſorgung ihrer Kinder und Verwandten ſtrei-
ten, indem ſie meynen, fuͤr die ihnen zukom-
menden Gerechtſame zu ſtreiten; daß die Kauf-
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/171>, abgerufen am 21.11.2024.
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