Troppach bis Streitberg, der nächsten Post, (2 M.) wird der Weg an sich eine wahre Hölle. Er fängt mit Steinen an und endigt mit Steinen. Man erhebt sich auf Felsentrümmer bergan, und muß fürchten, von Felsenstücken, die zur Seite kahl hervor- ragen, überstürzt zu werden. Gegen die Hälfte des Postlaufs fährt man über solch einen rau- hen Berg selbst hinab, und nirgends ist die mindeste Spur, daß man auch nur daran ge- dacht hätte, diesen gefährlichen Weg zu ver- bessern. Man muß an, neben und über Ber- ge hin, deren verwitterte Gerippe, theils zer- borsten, theils zerbröckelt, theils in zerrissenen Massen, theils konisch, theils pyramidalisch auf schreckenden Grundlagen da stehen, und, durch den nächsten Windstoß erschüttert, her- ab zu stürzen drohen. Man behält eine alte Burg zur Seite und fühlt sich auf einmal auf den Schauplatz des Faustrechts versetzt; aber diese ängstliche Täuschung dauert nicht lange, weil man glücklicherweise durch die umliegen-
Fünftes Heft. H
Troppach bis Streitberg, der naͤchſten Poſt, (2 M.) wird der Weg an ſich eine wahre Hoͤlle. Er faͤngt mit Steinen an und endigt mit Steinen. Man erhebt ſich auf Felſentruͤmmer bergan, und muß fuͤrchten, von Felſenſtuͤcken, die zur Seite kahl hervor- ragen, uͤberſtuͤrzt zu werden. Gegen die Haͤlfte des Poſtlaufs faͤhrt man uͤber ſolch einen rau- hen Berg ſelbſt hinab, und nirgends iſt die mindeſte Spur, daß man auch nur daran ge- dacht haͤtte, dieſen gefaͤhrlichen Weg zu ver- beſſern. Man muß an, neben und uͤber Ber- ge hin, deren verwitterte Gerippe, theils zer- borſten, theils zerbroͤckelt, theils in zerriſſenen Maſſen, theils koniſch, theils pyramidaliſch auf ſchreckenden Grundlagen da ſtehen, und, durch den naͤchſten Windſtoß erſchuͤttert, her- ab zu ſtuͤrzen drohen. Man behaͤlt eine alte Burg zur Seite und fuͤhlt ſich auf einmal auf den Schauplatz des Fauſtrechts verſetzt; aber dieſe aͤngſtliche Taͤuſchung dauert nicht lange, weil man gluͤcklicherweiſe durch die umliegen-
Fuͤnftes Heft. H
<TEI><text><body><div><floatingText><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0121"n="113"/><spacedim="horizontal"/><hirendition="#g">Troppach</hi> bis Streitberg, der naͤchſten<lb/>
Poſt, (2 M.) wird der Weg an ſich eine<lb/>
wahre Hoͤlle. Er faͤngt mit Steinen an und<lb/>
endigt mit Steinen. Man erhebt ſich auf<lb/>
Felſentruͤmmer bergan, und muß fuͤrchten,<lb/>
von Felſenſtuͤcken, die zur Seite kahl hervor-<lb/>
ragen, uͤberſtuͤrzt zu werden. Gegen die Haͤlfte<lb/>
des Poſtlaufs faͤhrt man uͤber ſolch einen rau-<lb/>
hen Berg ſelbſt hinab, und nirgends iſt die<lb/>
mindeſte Spur, daß man auch nur daran ge-<lb/>
dacht haͤtte, dieſen gefaͤhrlichen Weg zu ver-<lb/>
beſſern. Man muß an, neben und uͤber Ber-<lb/>
ge hin, deren verwitterte Gerippe, theils zer-<lb/>
borſten, theils zerbroͤckelt, theils in zerriſſenen<lb/>
Maſſen, theils koniſch, theils pyramidaliſch<lb/>
auf ſchreckenden Grundlagen da ſtehen, und,<lb/>
durch den naͤchſten Windſtoß erſchuͤttert, her-<lb/>
ab zu ſtuͤrzen drohen. Man behaͤlt eine alte<lb/>
Burg zur Seite und fuͤhlt ſich auf einmal auf<lb/>
den Schauplatz des Fauſtrechts verſetzt; aber<lb/>
dieſe aͤngſtliche Taͤuſchung dauert nicht lange,<lb/>
weil man gluͤcklicherweiſe durch die umliegen-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Fuͤnftes Heft. H</fw><lb/></p></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[113/0121]
Troppach bis Streitberg, der naͤchſten
Poſt, (2 M.) wird der Weg an ſich eine
wahre Hoͤlle. Er faͤngt mit Steinen an und
endigt mit Steinen. Man erhebt ſich auf
Felſentruͤmmer bergan, und muß fuͤrchten,
von Felſenſtuͤcken, die zur Seite kahl hervor-
ragen, uͤberſtuͤrzt zu werden. Gegen die Haͤlfte
des Poſtlaufs faͤhrt man uͤber ſolch einen rau-
hen Berg ſelbſt hinab, und nirgends iſt die
mindeſte Spur, daß man auch nur daran ge-
dacht haͤtte, dieſen gefaͤhrlichen Weg zu ver-
beſſern. Man muß an, neben und uͤber Ber-
ge hin, deren verwitterte Gerippe, theils zer-
borſten, theils zerbroͤckelt, theils in zerriſſenen
Maſſen, theils koniſch, theils pyramidaliſch
auf ſchreckenden Grundlagen da ſtehen, und,
durch den naͤchſten Windſtoß erſchuͤttert, her-
ab zu ſtuͤrzen drohen. Man behaͤlt eine alte
Burg zur Seite und fuͤhlt ſich auf einmal auf
den Schauplatz des Fauſtrechts verſetzt; aber
dieſe aͤngſtliche Taͤuſchung dauert nicht lange,
weil man gluͤcklicherweiſe durch die umliegen-
Fuͤnftes Heft. H
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/121>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.